auf welchem ein Affe ritt. Er pfiff und sang zu uns herauf, und reizte uns lange, ihm etwas zu geben. Wir warfen ihm hinunter, mehr als er erwarten konnte, und ich dachte er würde einen Blick des Dankes herauf¬ senden. Er that aber nicht dergleichen, sondern steckte sein Geld ein und blickte sogleich nach Anderen, die ihm geben sollten.
Frankfurt, Sonntag den 25. April 1830.
Wir machten diesen Morgen eine Spazierfahrt um die Stadt, in einem sehr eleganten Wagen unseres Wir¬ thes. Die reizenden Anlagen, die prächtigen Gebäude, der schöne Strom, die Gärten und einladenden Garten¬ häuser erquickten die Sinne; ich machte jedoch bald die Bemerkung, daß es ein Bedürfniß des Geistes sey, den Gegenständen einen Gedanken abzugewinnen, und daß, ohne dieses, am Ende alles gleichgültig und ohne Be¬ deutung an uns vorübergehe.
Mittags, an Table d'hote, sah ich viele Gesichter, allein wenige von solchem Ausdruck, daß sie mir merk¬ würdig seyn konnten. Der Oberkellner jedoch interessirte mich in hohem Grade, so daß denn meine Augen nur ihm und seinen Bewegungen folgten. Und wirklich, er war ein merkwürdiger Mensch! Gegen zweyhundert Gäste
auf welchem ein Affe ritt. Er pfiff und ſang zu uns herauf, und reizte uns lange, ihm etwas zu geben. Wir warfen ihm hinunter, mehr als er erwarten konnte, und ich dachte er wuͤrde einen Blick des Dankes herauf¬ ſenden. Er that aber nicht dergleichen, ſondern ſteckte ſein Geld ein und blickte ſogleich nach Anderen, die ihm geben ſollten.
Frankfurt, Sonntag den 25. April 1830.
Wir machten dieſen Morgen eine Spazierfahrt um die Stadt, in einem ſehr eleganten Wagen unſeres Wir¬ thes. Die reizenden Anlagen, die praͤchtigen Gebaͤude, der ſchoͤne Strom, die Gaͤrten und einladenden Garten¬ haͤuſer erquickten die Sinne; ich machte jedoch bald die Bemerkung, daß es ein Beduͤrfniß des Geiſtes ſey, den Gegenſtaͤnden einen Gedanken abzugewinnen, und daß, ohne dieſes, am Ende alles gleichguͤltig und ohne Be¬ deutung an uns voruͤbergehe.
Mittags, an Table d'hôte, ſah ich viele Geſichter, allein wenige von ſolchem Ausdruck, daß ſie mir merk¬ wuͤrdig ſeyn konnten. Der Oberkellner jedoch intereſſirte mich in hohem Grade, ſo daß denn meine Augen nur ihm und ſeinen Bewegungen folgten. Und wirklich, er war ein merkwuͤrdiger Menſch! Gegen zweyhundert Gaͤſte
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auf welchem ein Affe ritt. Er pfiff und ſang zu uns
herauf, und reizte uns lange, ihm etwas zu geben. Wir
warfen ihm hinunter, mehr als er erwarten konnte,
und ich dachte er wuͤrde einen Blick des Dankes herauf¬
ſenden. Er that aber nicht dergleichen, ſondern ſteckte
ſein Geld ein und blickte ſogleich nach Anderen, die
ihm geben ſollten.
Frankfurt, Sonntag den 25. April 1830.
Wir machten dieſen Morgen eine Spazierfahrt um
die Stadt, in einem ſehr eleganten Wagen unſeres Wir¬
thes. Die reizenden Anlagen, die praͤchtigen Gebaͤude,
der ſchoͤne Strom, die Gaͤrten und einladenden Garten¬
haͤuſer erquickten die Sinne; ich machte jedoch bald die
Bemerkung, daß es ein Beduͤrfniß des Geiſtes ſey, den
Gegenſtaͤnden einen Gedanken abzugewinnen, und daß,
ohne dieſes, am Ende alles gleichguͤltig und ohne Be¬
deutung an uns voruͤbergehe.
Mittags, an Table d'hôte, ſah ich viele Geſichter,
allein wenige von ſolchem Ausdruck, daß ſie mir merk¬
wuͤrdig ſeyn konnten. Der Oberkellner jedoch intereſſirte
mich in hohem Grade, ſo daß denn meine Augen nur
ihm und ſeinen Bewegungen folgten. Und wirklich, er
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/218>, abgerufen am 28.11.2024.
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