zu lassen, welchen Gedanken er denn auch alsobald aus¬ geführt habe.
Hofrath Voigt erzählt, daß er im Begriff sey Cu¬ viers Naturgeschichte, in fünf Bänden, zu übersetzen und mit Ergänzungen und Erweiterungen herauszu¬ geben.
Nach Tische, als Voigt gegangen war, zeigt Goethe mir das Manuscript seiner Walpurgisnacht, und ich bin erstaunt über die Stärke, zu der es in den wenigen Wochen herangewachsen.
Mittwoch, den 3. März 1830.
Mit Goethe vor Tisch spazieren gefahren. Er spricht günstig über mein Gedicht in Bezug auf den König von Bayern, indem er bemerkt, daß Lord Byron vortheilhaft auf mich gewirkt. Mir fehle jedoch noch dasjenige was man Convenienz heiße, worin Voltaire so groß gewesen. Diesen wolle er mir zum Muster vor¬ schlagen.
Darauf bey Tisch reden wir viel über Wieland, besonders über den Oberon, und Goethe ist der Mei¬ nung, daß das Fundament schwach sey, und der Plan vor der Ausführung nicht gehörig gegründet worden. Daß zur Herbeyschaffung der Barthaare und Backen¬
II. 13
zu laſſen, welchen Gedanken er denn auch alſobald aus¬ gefuͤhrt habe.
Hofrath Voigt erzaͤhlt, daß er im Begriff ſey Cu¬ viers Naturgeſchichte, in fuͤnf Baͤnden, zu uͤberſetzen und mit Ergaͤnzungen und Erweiterungen herauszu¬ geben.
Nach Tiſche, als Voigt gegangen war, zeigt Goethe mir das Manuſcript ſeiner Walpurgisnacht, und ich bin erſtaunt uͤber die Staͤrke, zu der es in den wenigen Wochen herangewachſen.
Mittwoch, den 3. Maͤrz 1830.
Mit Goethe vor Tiſch ſpazieren gefahren. Er ſpricht guͤnſtig uͤber mein Gedicht in Bezug auf den Koͤnig von Bayern, indem er bemerkt, daß Lord Byron vortheilhaft auf mich gewirkt. Mir fehle jedoch noch dasjenige was man Convenienz heiße, worin Voltaire ſo groß geweſen. Dieſen wolle er mir zum Muſter vor¬ ſchlagen.
Darauf bey Tiſch reden wir viel uͤber Wieland, beſonders uͤber den Oberon, und Goethe iſt der Mei¬ nung, daß das Fundament ſchwach ſey, und der Plan vor der Ausfuͤhrung nicht gehoͤrig gegruͤndet worden. Daß zur Herbeyſchaffung der Barthaare und Backen¬
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[193/0203]
zu laſſen, welchen Gedanken er denn auch alſobald aus¬
gefuͤhrt habe.
Hofrath Voigt erzaͤhlt, daß er im Begriff ſey Cu¬
viers Naturgeſchichte, in fuͤnf Baͤnden, zu uͤberſetzen
und mit Ergaͤnzungen und Erweiterungen herauszu¬
geben.
Nach Tiſche, als Voigt gegangen war, zeigt Goethe
mir das Manuſcript ſeiner Walpurgisnacht, und ich bin
erſtaunt uͤber die Staͤrke, zu der es in den wenigen
Wochen herangewachſen.
Mittwoch, den 3. Maͤrz 1830.
Mit Goethe vor Tiſch ſpazieren gefahren. Er ſpricht
guͤnſtig uͤber mein Gedicht in Bezug auf den Koͤnig
von Bayern, indem er bemerkt, daß Lord Byron
vortheilhaft auf mich gewirkt. Mir fehle jedoch noch
dasjenige was man Convenienz heiße, worin Voltaire
ſo groß geweſen. Dieſen wolle er mir zum Muſter vor¬
ſchlagen.
Darauf bey Tiſch reden wir viel uͤber Wieland,
beſonders uͤber den Oberon, und Goethe iſt der Mei¬
nung, daß das Fundament ſchwach ſey, und der Plan
vor der Ausfuͤhrung nicht gehoͤrig gegruͤndet worden.
Daß zur Herbeyſchaffung der Barthaare und Backen¬
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/203>, abgerufen am 05.07.2024.
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