kam zur Sprache, wie Napoleon mit der Armee, an der Spitze des rothen Meeres, zur Zeit der Ebbe durch einen Theil des trockenen Meerbettes gegangen, aber von der Fluth eingeholt worden sey, so daß die letzte Mannschaft bis unter die Arme im Wasser habe waten müssen, und es also mit diesem Wagestück fast ein pha¬ raonisches Ende genommen hätte. Bey dieser Gelegen¬ heit sagte Goethe manches Neue über das Herankommen der Fluth. Er verglich es mit den Wolken, die uns nicht aus weiter Ferne kommen, sondern die an allen Orten zugleich entstehen, und sich überall gleichmäßig fortschieben.
Mittwoch, den 8. April 1829.
Goethe saß schon am gedeckten Tisch, als ich herein¬ trat; er empfing mich sehr heiter. "Ich habe einen Brief erhalten, sagte er, woher? -- Von Rom! Aber von wem? -- Vom König von Bayern."
Ich theile Ihre Freude, sagte ich. Aber ist es nicht eigen, ich habe mich seit einer Stunde auf einem Spa¬ ziergange sehr lebhaft mit dem Könige von Bayern in Gedanken beschäftigt, und nun erfahre ich diese ange¬ nehme Nachricht. "Es kündigt sich oft etwas in un¬ serm Innern an, sagte Goethe. Dort liegt der Brief,
kam zur Sprache, wie Napoleon mit der Armee, an der Spitze des rothen Meeres, zur Zeit der Ebbe durch einen Theil des trockenen Meerbettes gegangen, aber von der Fluth eingeholt worden ſey, ſo daß die letzte Mannſchaft bis unter die Arme im Waſſer habe waten muͤſſen, und es alſo mit dieſem Wageſtuͤck faſt ein pha¬ raoniſches Ende genommen haͤtte. Bey dieſer Gelegen¬ heit ſagte Goethe manches Neue uͤber das Herankommen der Fluth. Er verglich es mit den Wolken, die uns nicht aus weiter Ferne kommen, ſondern die an allen Orten zugleich entſtehen, und ſich uͤberall gleichmaͤßig fortſchieben.
Mittwoch, den 8. April 1829.
Goethe ſaß ſchon am gedeckten Tiſch, als ich herein¬ trat; er empfing mich ſehr heiter. „Ich habe einen Brief erhalten, ſagte er, woher? — Von Rom! Aber von wem? — Vom Koͤnig von Bayern.“
Ich theile Ihre Freude, ſagte ich. Aber iſt es nicht eigen, ich habe mich ſeit einer Stunde auf einem Spa¬ ziergange ſehr lebhaft mit dem Koͤnige von Bayern in Gedanken beſchaͤftigt, und nun erfahre ich dieſe ange¬ nehme Nachricht. „Es kuͤndigt ſich oft etwas in un¬ ſerm Innern an, ſagte Goethe. Dort liegt der Brief,
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kam zur Sprache, wie Napoleon mit der Armee, an
der Spitze des rothen Meeres, zur Zeit der Ebbe durch
einen Theil des trockenen Meerbettes gegangen, aber
von der Fluth eingeholt worden ſey, ſo daß die letzte
Mannſchaft bis unter die Arme im Waſſer habe waten
muͤſſen, und es alſo mit dieſem Wageſtuͤck faſt ein pha¬
raoniſches Ende genommen haͤtte. Bey dieſer Gelegen¬
heit ſagte Goethe manches Neue uͤber das Herankommen
der Fluth. Er verglich es mit den Wolken, die uns
nicht aus weiter Ferne kommen, ſondern die an allen
Orten zugleich entſtehen, und ſich uͤberall gleichmaͤßig
fortſchieben.
Mittwoch, den 8. April 1829.
Goethe ſaß ſchon am gedeckten Tiſch, als ich herein¬
trat; er empfing mich ſehr heiter. „Ich habe einen
Brief erhalten, ſagte er, woher? — Von Rom! Aber
von wem? — Vom Koͤnig von Bayern.“
Ich theile Ihre Freude, ſagte ich. Aber iſt es nicht
eigen, ich habe mich ſeit einer Stunde auf einem Spa¬
ziergange ſehr lebhaft mit dem Koͤnige von Bayern in
Gedanken beſchaͤftigt, und nun erfahre ich dieſe ange¬
nehme Nachricht. „Es kuͤndigt ſich oft etwas in un¬
ſerm Innern an, ſagte Goethe. Dort liegt der Brief,
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/126>, abgerufen am 21.11.2024.
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