wart hereintritt, erscheinen die einzelnen Kühnheiten bey weitem verwegener.
"Sie haben Recht, sagte Goethe, es liegen in den ver¬ schiedenen poetischen Formen geheimnißvolle große Wir¬ kungen. Wenn man den Inhalt meiner Römischen Elegieen in den Ton und die Versart von Byrons Don Juan übertragen wollte, so müßte sich das Gesagte ganz verrucht ausnehmen."
Die französischen Zeitungen wurden gebracht. Der beendigte Feldzug der Franzosen in Spanien unter dem Herzog von Angouleme hatte für Goethe großes In¬ teresse. "Ich muß die Bourbons wegen dieses Schrit¬ tes durchaus loben, sagte er, denn erst hiedurch gewin¬ nen sie ihren Thron, indem sie die Armee gewinnen. Und das ist erreicht. Der Soldat kehret mit Treue für seinen König zurück, denn er hat aus seinen eigenen Siegen, so wie aus den Niederlagen der vielköpfig be¬ fehligten Spanier die Überzeugung gewonnen, was für ein Unterschied es sey, einem Einzelnen gehorchen oder Vielen. Die Armee hat den alten Ruhm behauptet und an den Tag gelegt, daß sie fortwährend in sich selber brav sey und daß sie auch ohne Napoleon zu siegen vermöge."
Goethe wendete darauf seine Gedanken in der Ge¬ schichte rückwärts und sprach sehr viel über die preußische Armee im siebenjährigen Kriege, die durch Friedrich den Großen an ein beständiges Siegen gewöhnt und dadurch
wart hereintritt, erſcheinen die einzelnen Kuͤhnheiten bey weitem verwegener.
„Sie haben Recht, ſagte Goethe, es liegen in den ver¬ ſchiedenen poetiſchen Formen geheimnißvolle große Wir¬ kungen. Wenn man den Inhalt meiner Roͤmiſchen Elegieen in den Ton und die Versart von Byrons Don Juan uͤbertragen wollte, ſo muͤßte ſich das Geſagte ganz verrucht ausnehmen.“
Die franzoͤſiſchen Zeitungen wurden gebracht. Der beendigte Feldzug der Franzoſen in Spanien unter dem Herzog von Angoulême hatte fuͤr Goethe großes In¬ tereſſe. „Ich muß die Bourbons wegen dieſes Schrit¬ tes durchaus loben, ſagte er, denn erſt hiedurch gewin¬ nen ſie ihren Thron, indem ſie die Armee gewinnen. Und das iſt erreicht. Der Soldat kehret mit Treue fuͤr ſeinen Koͤnig zuruͤck, denn er hat aus ſeinen eigenen Siegen, ſo wie aus den Niederlagen der vielkoͤpfig be¬ fehligten Spanier die Überzeugung gewonnen, was fuͤr ein Unterſchied es ſey, einem Einzelnen gehorchen oder Vielen. Die Armee hat den alten Ruhm behauptet und an den Tag gelegt, daß ſie fortwaͤhrend in ſich ſelber brav ſey und daß ſie auch ohne Napoleon zu ſiegen vermoͤge.“
Goethe wendete darauf ſeine Gedanken in der Ge¬ ſchichte ruͤckwaͤrts und ſprach ſehr viel uͤber die preußiſche Armee im ſiebenjaͤhrigen Kriege, die durch Friedrich den Großen an ein beſtaͤndiges Siegen gewoͤhnt und dadurch
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wart hereintritt, erſcheinen die einzelnen Kuͤhnheiten bey
weitem verwegener.
„Sie haben Recht, ſagte Goethe, es liegen in den ver¬
ſchiedenen poetiſchen Formen geheimnißvolle große Wir¬
kungen. Wenn man den Inhalt meiner Roͤmiſchen
Elegieen in den Ton und die Versart von Byrons Don
Juan uͤbertragen wollte, ſo muͤßte ſich das Geſagte ganz
verrucht ausnehmen.“
Die franzoͤſiſchen Zeitungen wurden gebracht. Der
beendigte Feldzug der Franzoſen in Spanien unter dem
Herzog von Angoulême hatte fuͤr Goethe großes In¬
tereſſe. „Ich muß die Bourbons wegen dieſes Schrit¬
tes durchaus loben, ſagte er, denn erſt hiedurch gewin¬
nen ſie ihren Thron, indem ſie die Armee gewinnen.
Und das iſt erreicht. Der Soldat kehret mit Treue fuͤr
ſeinen Koͤnig zuruͤck, denn er hat aus ſeinen eigenen
Siegen, ſo wie aus den Niederlagen der vielkoͤpfig be¬
fehligten Spanier die Überzeugung gewonnen, was fuͤr
ein Unterſchied es ſey, einem Einzelnen gehorchen oder
Vielen. Die Armee hat den alten Ruhm behauptet und
an den Tag gelegt, daß ſie fortwaͤhrend in ſich ſelber
brav ſey und daß ſie auch ohne Napoleon zu ſiegen
vermoͤge.“
Goethe wendete darauf ſeine Gedanken in der Ge¬
ſchichte ruͤckwaͤrts und ſprach ſehr viel uͤber die preußiſche
Armee im ſiebenjaͤhrigen Kriege, die durch Friedrich den
Großen an ein beſtaͤndiges Siegen gewoͤhnt und dadurch
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/137>, abgerufen am 23.11.2024.
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