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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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überbrachte. Jn demselben wurde ich gebeten, ein todtes
Kind zu schaffen, welches als das verstorbene Töchterlein
des Hophra mit großer Feierlichkeit bestattet werden sollte.
Mit vieler Mühe hab' ich vor einer Stunde das Ver-
langte von dem armen Mädchen, welches heimlich bei der
alten Frau, die am Eingange der Todtenstadt wohnt,
niedergekommen ist, erhalten. Sie wollte ihren verstorbe-
nen Liebling, der ihr so viel Gram und Schande gebracht
hatte, durchaus nicht von sich geben und willfahrte mir
nur, als ich ihr versprach, das Kleine sollte aufs Schönste
mumisirt und beigesetzt werden. Jn meinem großen Arz-
neikasten, den diesmal mein Sohn Nebenchari, statt meines
Dieners Hib, tragen mußte, schafften wir die kleine Leiche
in das Wochenzimmer der Gattin des Hophra. -- Das
Kind des armen Mädchens wird mit aller Herrlichkeit be-
graben werden. Dürfte ich ihr doch mittheilen, welches
schöne Loos ihren Liebling nach dem Tode erwartet. --
Nebenchari wird soeben zum Könige berufen."

Bei der zweiten Nennung dieses Namens blieb Kam-
byses stehen und fragte: "Jst unser Augenarzt Neben-
chari Derselbe, dessen diese Schrift erwähnt?"

"Nebenchari," gab Phanes zurück, "ist der Sohn des-
selben Sonnophre, der die beiden Kinder vertauschte!"

Der Augenarzt blickte düster zu Boden.

Kambyses nahm Onuphis die Papyrusrolle aus der
Hand, beschaute die Schriftzeichen, welche dieselbe bedeck-
ten, kopfschüttelnd, näherte sich dem Arzte und sprach:

"Betrachte diese Zeichen und sage mir, ob Dein Vater
dieselben geschrieben?"

Nebenchari fiel auf die Kniee nieder und erhob seine
Hände.

"Hat Dein Vater diese Zeichen gemalt?" frage ich.

überbrachte. Jn demſelben wurde ich gebeten, ein todtes
Kind zu ſchaffen, welches als das verſtorbene Töchterlein
des Hophra mit großer Feierlichkeit beſtattet werden ſollte.
Mit vieler Mühe hab’ ich vor einer Stunde das Ver-
langte von dem armen Mädchen, welches heimlich bei der
alten Frau, die am Eingange der Todtenſtadt wohnt,
niedergekommen iſt, erhalten. Sie wollte ihren verſtorbe-
nen Liebling, der ihr ſo viel Gram und Schande gebracht
hatte, durchaus nicht von ſich geben und willfahrte mir
nur, als ich ihr verſprach, das Kleine ſollte aufs Schönſte
mumiſirt und beigeſetzt werden. Jn meinem großen Arz-
neikaſten, den diesmal mein Sohn Nebenchari, ſtatt meines
Dieners Hib, tragen mußte, ſchafften wir die kleine Leiche
in das Wochenzimmer der Gattin des Hophra. — Das
Kind des armen Mädchens wird mit aller Herrlichkeit be-
graben werden. Dürfte ich ihr doch mittheilen, welches
ſchöne Loos ihren Liebling nach dem Tode erwartet. —
Nebenchari wird ſoeben zum Könige berufen.“

Bei der zweiten Nennung dieſes Namens blieb Kam-
byſes ſtehen und fragte: „Jſt unſer Augenarzt Neben-
chari Derſelbe, deſſen dieſe Schrift erwähnt?“

„Nebenchari,“ gab Phanes zurück, „iſt der Sohn des-
ſelben Sonnophre, der die beiden Kinder vertauſchte!“

Der Augenarzt blickte düſter zu Boden.

Kambyſes nahm Onuphis die Papyrusrolle aus der
Hand, beſchaute die Schriftzeichen, welche dieſelbe bedeck-
ten, kopfſchüttelnd, näherte ſich dem Arzte und ſprach:

„Betrachte dieſe Zeichen und ſage mir, ob Dein Vater
dieſelben geſchrieben?“

Nebenchari fiel auf die Kniee nieder und erhob ſeine
Hände.

„Hat Dein Vater dieſe Zeichen gemalt?“ frage ich.

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[51/0061] überbrachte. Jn demſelben wurde ich gebeten, ein todtes Kind zu ſchaffen, welches als das verſtorbene Töchterlein des Hophra mit großer Feierlichkeit beſtattet werden ſollte. Mit vieler Mühe hab’ ich vor einer Stunde das Ver- langte von dem armen Mädchen, welches heimlich bei der alten Frau, die am Eingange der Todtenſtadt wohnt, niedergekommen iſt, erhalten. Sie wollte ihren verſtorbe- nen Liebling, der ihr ſo viel Gram und Schande gebracht hatte, durchaus nicht von ſich geben und willfahrte mir nur, als ich ihr verſprach, das Kleine ſollte aufs Schönſte mumiſirt und beigeſetzt werden. Jn meinem großen Arz- neikaſten, den diesmal mein Sohn Nebenchari, ſtatt meines Dieners Hib, tragen mußte, ſchafften wir die kleine Leiche in das Wochenzimmer der Gattin des Hophra. — Das Kind des armen Mädchens wird mit aller Herrlichkeit be- graben werden. Dürfte ich ihr doch mittheilen, welches ſchöne Loos ihren Liebling nach dem Tode erwartet. — Nebenchari wird ſoeben zum Könige berufen.“ Bei der zweiten Nennung dieſes Namens blieb Kam- byſes ſtehen und fragte: „Jſt unſer Augenarzt Neben- chari Derſelbe, deſſen dieſe Schrift erwähnt?“ „Nebenchari,“ gab Phanes zurück, „iſt der Sohn des- ſelben Sonnophre, der die beiden Kinder vertauſchte!“ Der Augenarzt blickte düſter zu Boden. Kambyſes nahm Onuphis die Papyrusrolle aus der Hand, beſchaute die Schriftzeichen, welche dieſelbe bedeck- ten, kopfſchüttelnd, näherte ſich dem Arzte und ſprach: „Betrachte dieſe Zeichen und ſage mir, ob Dein Vater dieſelben geſchrieben?“ Nebenchari fiel auf die Kniee nieder und erhob ſeine Hände. „Hat Dein Vater dieſe Zeichen gemalt?“ frage ich.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/61>, abgerufen am 23.11.2024.