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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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8. (S. 14.) Nach den Bildern auf den alten Denkmälern scheint
es fast, als wenn, wie im heutigen Aegypten, die Geburtshülfe ge-
wöhnlich von Hebammen ausgeübt worden sei; doch ist es nicht un-
wahrscheinlich, daß bei schwierigen Lagen auch Aerzte zu Hülfe gerufen
worden sind.
9. (S. 15.) Jamblichus de vita Pythagorae II. p. 18. ed. Kiessl.
Diodor I. 98. Plutarch, quaest. conviv. VIII. 8. 2. Onuphis wird
auch Oinuphis genannt.
10. (S. 15.) Ueber die Geheimlehren der Aegypter hören wir zwar
von späten griechischen Schriftstellern, namentlich von einigen Neupla-
tonikern, viel fabuliren, können uns aber kein klares Bild von denselben
machen. Die Mysterien scheinen, wie auch Plutarch (Jsis und Osiris
IV--IX) sagt, ausschließliches Eigenthum der Priester gewesen zu sein,
und dasjenige, was durch die heiligen Ceremonien symbolisirt wurde,
umfaßt zu haben. Der Glaube an einen einigen Gott scheint der Kern
jener Geheimlehren gewesen zu sein, welche viel Hohes und Schönes
enthalten haben müssen, da die Weisesten der Griechen, Lykurg, Solon,
Thales, Pythagoras, Demokrit, Plato und manche Andere, denselben
viele ihrer Lehren in Staatswissenschaft, Geometrie, Astronomie und
Philosophie entlehnt haben. Auch Moses verdankt den Geheimlehren,
welche er, als Zögling der Priester, kannte, viele seiner sittlichen und
medizinischen Vorschriften. S. II. Th. Anmerk. 35. Ueber die My-
sterien ist mit einem großen Aufwande von Gelehrsamkeit, aber sehr
kleinen Resultaten, auch von neueren Gelehrten viel geschrieben worden;
so von J. G. Bremer, Symbolische Weisheit der Aegypter etc.; R. Ho-
ward, Revelations of Egyptian Mysteries; F. Nork, Andeutungen
eines Systems der priesterlichen Mysteriosophie und Hierologie etc.
11. (S. 15.) Horus, das Kind mit dem Finger am Munde, wel-
chen Plutarch, Is. et Osir. 12, Harpocrates nennt.
12. (S. 19.) Nach Herod. II. 120. sollte zwar der schlaue Bau-
meistersohn, welcher das Schatzhaus des Rhampsinit bestohlen hatte,
streng bestraft werden; aus Diodor I. 80 und Gellius XI. 18 geht
aber hervor, daß die Diebe, wenn sie sich als solche bei den Behörden
meldeten, vielleicht streng überwacht, aber nicht bestraft wurden. Nach
Diodor soll es einen Vorsteher der Diebeskaste gegeben haben, bei dem
man sich das entwendete Gut gegen Aufgabe des vierten Theils ab-
holen konnte. Dieses seltsame Gesetz verdankt wohl jener Vorschrift
seinen Ursprung, nach welcher jeder Aegypter verpflichtet war, sich all-
8. (S. 14.) Nach den Bildern auf den alten Denkmälern ſcheint
es faſt, als wenn, wie im heutigen Aegypten, die Geburtshülfe ge-
wöhnlich von Hebammen ausgeübt worden ſei; doch iſt es nicht un-
wahrſcheinlich, daß bei ſchwierigen Lagen auch Aerzte zu Hülfe gerufen
worden ſind.
9. (S. 15.) Jamblichus de vita Pythagorae II. p. 18. ed. Kiessl.
Diodor I. 98. Plutarch, quaest. conviv. VIII. 8. 2. Onuphis wird
auch Oinuphis genannt.
10. (S. 15.) Ueber die Geheimlehren der Aegypter hören wir zwar
von ſpäten griechiſchen Schriftſtellern, namentlich von einigen Neupla-
tonikern, viel fabuliren, können uns aber kein klares Bild von denſelben
machen. Die Myſterien ſcheinen, wie auch Plutarch (Jſis und Oſiris
IV—IX) ſagt, ausſchließliches Eigenthum der Prieſter geweſen zu ſein,
und dasjenige, was durch die heiligen Ceremonien ſymboliſirt wurde,
umfaßt zu haben. Der Glaube an einen einigen Gott ſcheint der Kern
jener Geheimlehren geweſen zu ſein, welche viel Hohes und Schönes
enthalten haben müſſen, da die Weiſeſten der Griechen, Lykurg, Solon,
Thales, Pythagoras, Demokrit, Plato und manche Andere, denſelben
viele ihrer Lehren in Staatswiſſenſchaft, Geometrie, Aſtronomie und
Philoſophie entlehnt haben. Auch Moſes verdankt den Geheimlehren,
welche er, als Zögling der Prieſter, kannte, viele ſeiner ſittlichen und
mediziniſchen Vorſchriften. S. II. Th. Anmerk. 35. Ueber die My-
ſterien iſt mit einem großen Aufwande von Gelehrſamkeit, aber ſehr
kleinen Reſultaten, auch von neueren Gelehrten viel geſchrieben worden;
ſo von J. G. Bremer, Symboliſche Weisheit der Aegypter ꝛc.; R. Ho-
ward, Revelations of Egyptian Mysteries; F. Nork, Andeutungen
eines Syſtems der prieſterlichen Myſterioſophie und Hierologie ꝛc.
11. (S. 15.) Horus, das Kind mit dem Finger am Munde, wel-
chen Plutarch, Is. et Osir. 12, Harpocrates nennt.
12. (S. 19.) Nach Herod. II. 120. ſollte zwar der ſchlaue Bau-
meiſterſohn, welcher das Schatzhaus des Rhampſinit beſtohlen hatte,
ſtreng beſtraft werden; aus Diodor I. 80 und Gellius XI. 18 geht
aber hervor, daß die Diebe, wenn ſie ſich als ſolche bei den Behörden
meldeten, vielleicht ſtreng überwacht, aber nicht beſtraft wurden. Nach
Diodor ſoll es einen Vorſteher der Diebeskaſte gegeben haben, bei dem
man ſich das entwendete Gut gegen Aufgabe des vierten Theils ab-
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[272/0282] 8. (S. 14.) Nach den Bildern auf den alten Denkmälern ſcheint es faſt, als wenn, wie im heutigen Aegypten, die Geburtshülfe ge- wöhnlich von Hebammen ausgeübt worden ſei; doch iſt es nicht un- wahrſcheinlich, daß bei ſchwierigen Lagen auch Aerzte zu Hülfe gerufen worden ſind. 9. (S. 15.) Jamblichus de vita Pythagorae II. p. 18. ed. Kiessl. Diodor I. 98. Plutarch, quaest. conviv. VIII. 8. 2. Onuphis wird auch Oinuphis genannt. 10. (S. 15.) Ueber die Geheimlehren der Aegypter hören wir zwar von ſpäten griechiſchen Schriftſtellern, namentlich von einigen Neupla- tonikern, viel fabuliren, können uns aber kein klares Bild von denſelben machen. Die Myſterien ſcheinen, wie auch Plutarch (Jſis und Oſiris IV—IX) ſagt, ausſchließliches Eigenthum der Prieſter geweſen zu ſein, und dasjenige, was durch die heiligen Ceremonien ſymboliſirt wurde, umfaßt zu haben. Der Glaube an einen einigen Gott ſcheint der Kern jener Geheimlehren geweſen zu ſein, welche viel Hohes und Schönes enthalten haben müſſen, da die Weiſeſten der Griechen, Lykurg, Solon, Thales, Pythagoras, Demokrit, Plato und manche Andere, denſelben viele ihrer Lehren in Staatswiſſenſchaft, Geometrie, Aſtronomie und Philoſophie entlehnt haben. Auch Moſes verdankt den Geheimlehren, welche er, als Zögling der Prieſter, kannte, viele ſeiner ſittlichen und mediziniſchen Vorſchriften. S. II. Th. Anmerk. 35. Ueber die My- ſterien iſt mit einem großen Aufwande von Gelehrſamkeit, aber ſehr kleinen Reſultaten, auch von neueren Gelehrten viel geſchrieben worden; ſo von J. G. Bremer, Symboliſche Weisheit der Aegypter ꝛc.; R. Ho- ward, Revelations of Egyptian Mysteries; F. Nork, Andeutungen eines Syſtems der prieſterlichen Myſterioſophie und Hierologie ꝛc. 11. (S. 15.) Horus, das Kind mit dem Finger am Munde, wel- chen Plutarch, Is. et Osir. 12, Harpocrates nennt. 12. (S. 19.) Nach Herod. II. 120. ſollte zwar der ſchlaue Bau- meiſterſohn, welcher das Schatzhaus des Rhampſinit beſtohlen hatte, ſtreng beſtraft werden; aus Diodor I. 80 und Gellius XI. 18 geht aber hervor, daß die Diebe, wenn ſie ſich als ſolche bei den Behörden meldeten, vielleicht ſtreng überwacht, aber nicht beſtraft wurden. Nach Diodor ſoll es einen Vorſteher der Diebeskaſte gegeben haben, bei dem man ſich das entwendete Gut gegen Aufgabe des vierten Theils ab- holen konnte. Dieſes ſeltſame Geſetz verdankt wohl jener Vorſchrift ſeinen Urſprung, nach welcher jeder Aegypter verpflichtet war, ſich all-

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/282>, abgerufen am 20.05.2024.