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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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Schlages," seine alte Stellung zurückgegeben. -- Endlich
bat Phädyme ihren Vater, Alles aufzubieten, um den
Magier, der sie mit großer Nichtachtung behandle, zu
stürzen. Sie sei, so versicherte sie, das unglücklichste aller
Weiber.

Obgleich keiner der Achämeniden auch nur einen Augen-
blick daran glaubte, daß Bartja noch am Leben sei und
sich in der That des Thrones bemächtigt habe, so waren
sie dennoch froh, als sie durch Phädyme so bestimmte Kunde
von der wahren Person des Usurpators erhalten hatten,
und beschlossen, ungesäumt mit den Trümmern des Heeres
nach Nisäa zu ziehen und die Magier durch List und Ge-
walt zu stürzen.

Nachdem sie unangefochten in der neuen Residenz ein-
gezogen waren und gesehen hatten, daß der größte Theil
des Volkes mit der neuen Regierung zufrieden sei, gaben
sie sich den Anschein, als wenn sie an die Jdentität des
neuen Königs mit dem jungen Sohne des Kyros glaubten
und demselben zu huldigen bereit wären. Die Magier
ließen sich indessen nicht hinter's Licht führen, blieben
streng abgeschlossen in ihrem Palaste, sammelten ein Heer,
dem sie hohen Sold versprachen, in der Ebene von Nisaja *)
und setzten ihre Bemühungen fort, den Glauben an die
Maske des Gaumata zu befestigen. Jn dieser Hinsicht
konnte ihnen Niemand schädlicher, oder unter Umständen
nützlicher werden, als Prexaspes, denn derselbe stand bei
allen Persern in hoher Achtung und vermochte darum
durch seine Versicherung, Bartja nicht ermordet zu haben,
dem sich immer weiter verbreitenden Gerüchte von der
wahren Todesart des Jünglings die Spitze abzubrechen.

*) Siehe III. Theil Anmerk. 167.
Ebers, Eine ägyptische Königstochter. III. 17

Schlages,“ ſeine alte Stellung zurückgegeben. — Endlich
bat Phädyme ihren Vater, Alles aufzubieten, um den
Magier, der ſie mit großer Nichtachtung behandle, zu
ſtürzen. Sie ſei, ſo verſicherte ſie, das unglücklichſte aller
Weiber.

Obgleich keiner der Achämeniden auch nur einen Augen-
blick daran glaubte, daß Bartja noch am Leben ſei und
ſich in der That des Thrones bemächtigt habe, ſo waren
ſie dennoch froh, als ſie durch Phädyme ſo beſtimmte Kunde
von der wahren Perſon des Uſurpators erhalten hatten,
und beſchloſſen, ungeſäumt mit den Trümmern des Heeres
nach Niſäa zu ziehen und die Magier durch Liſt und Ge-
walt zu ſtürzen.

Nachdem ſie unangefochten in der neuen Reſidenz ein-
gezogen waren und geſehen hatten, daß der größte Theil
des Volkes mit der neuen Regierung zufrieden ſei, gaben
ſie ſich den Anſchein, als wenn ſie an die Jdentität des
neuen Königs mit dem jungen Sohne des Kyros glaubten
und demſelben zu huldigen bereit wären. Die Magier
ließen ſich indeſſen nicht hinter’s Licht führen, blieben
ſtreng abgeſchloſſen in ihrem Palaſte, ſammelten ein Heer,
dem ſie hohen Sold verſprachen, in der Ebene von Niſaja *)
und ſetzten ihre Bemühungen fort, den Glauben an die
Maske des Gaumata zu befeſtigen. Jn dieſer Hinſicht
konnte ihnen Niemand ſchädlicher, oder unter Umſtänden
nützlicher werden, als Prexaspes, denn derſelbe ſtand bei
allen Perſern in hoher Achtung und vermochte darum
durch ſeine Verſicherung, Bartja nicht ermordet zu haben,
dem ſich immer weiter verbreitenden Gerüchte von der
wahren Todesart des Jünglings die Spitze abzubrechen.

*) Siehe III. Theil Anmerk. 167.
Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. III. 17
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[257/0267] Schlages,“ ſeine alte Stellung zurückgegeben. — Endlich bat Phädyme ihren Vater, Alles aufzubieten, um den Magier, der ſie mit großer Nichtachtung behandle, zu ſtürzen. Sie ſei, ſo verſicherte ſie, das unglücklichſte aller Weiber. Obgleich keiner der Achämeniden auch nur einen Augen- blick daran glaubte, daß Bartja noch am Leben ſei und ſich in der That des Thrones bemächtigt habe, ſo waren ſie dennoch froh, als ſie durch Phädyme ſo beſtimmte Kunde von der wahren Perſon des Uſurpators erhalten hatten, und beſchloſſen, ungeſäumt mit den Trümmern des Heeres nach Niſäa zu ziehen und die Magier durch Liſt und Ge- walt zu ſtürzen. Nachdem ſie unangefochten in der neuen Reſidenz ein- gezogen waren und geſehen hatten, daß der größte Theil des Volkes mit der neuen Regierung zufrieden ſei, gaben ſie ſich den Anſchein, als wenn ſie an die Jdentität des neuen Königs mit dem jungen Sohne des Kyros glaubten und demſelben zu huldigen bereit wären. Die Magier ließen ſich indeſſen nicht hinter’s Licht führen, blieben ſtreng abgeſchloſſen in ihrem Palaſte, ſammelten ein Heer, dem ſie hohen Sold verſprachen, in der Ebene von Niſaja *) und ſetzten ihre Bemühungen fort, den Glauben an die Maske des Gaumata zu befeſtigen. Jn dieſer Hinſicht konnte ihnen Niemand ſchädlicher, oder unter Umſtänden nützlicher werden, als Prexaspes, denn derſelbe ſtand bei allen Perſern in hoher Achtung und vermochte darum durch ſeine Verſicherung, Bartja nicht ermordet zu haben, dem ſich immer weiter verbreitenden Gerüchte von der wahren Todesart des Jünglings die Spitze abzubrechen. *) Siehe III. Theil Anmerk. 167. Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. III. 17

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/267>, abgerufen am 20.05.2024.