bat er Krösus, beschämt, wie ein Kind, um Verzeihung, dankte er demselben für seine Treue und Ausdauer, trug er ihm endlich auf, in seinem Namen besonders Kassan- dane und Sappho, aber auch Atossa und alle von ihm mit Unrecht Beleidigten um Vergebung zu bitten.
Der greise Lyder weinte bei diesen Worten Freuden- thränen und wurde nicht müde, den Kranken zu versichern, daß er genesen und reiche Gelegenheit finden würde, alles Geschehene durch doppelt edle Thaten wieder gut zu machen. Kambyses schüttelte jedoch, bestimmt verneinend, das bleiche Haupt und bat den Greis, ihn in's Freie tragen, sein Lager auf einen erhöhten Ort stellen zu lassen und den Achämeniden zu befehlen, sich um ihn zu versammeln. Als seine Befehle, trotz des Widerstandes der Aerzte, befolgt worden waren, ließ er sich aufrecht hinsetzen und sprach mit weithin vernehmlicher Stimme:
"Es ist jetzt an der Zeit, ihr Perser, daß ich euch mein größtes Geheimniß entdecke. Von einem Traumge- sicht betrogen, aufgebracht und gekränkt von meinem Bru- der, hab' ich denselben im Zorn ermorden lassen. Prexas- pes vollbrachte auf mein Geheiß diese Frevelthat, welche mir, statt der Ruhe, die sie mir verschaffen sollte, Wahn- sinn und eine martervolle Todesstunde einbrachte. -- Dieses Geständniß möge euch überzeugen, daß mein Bruder Bartja nicht mehr unter den Lebenden wandelt. Die Magier haben sich des Thrones der Achämeniden bemächtigt. An ihrer Spitze stehen der von mir als Statthalter in Persien zurückgelassene Oropastes und sein Bruder Gaumata, wel- cher dem verstorbenen Bartja so ähnlich sieht, daß Krösus, Jntaphernes und mein Oheim, der edle Hystaspes, den- selben einstmals für den Gemordeten hielten. Wehe mir, daß ich Denjenigen, welcher die mir von den Magiern
bat er Kröſus, beſchämt, wie ein Kind, um Verzeihung, dankte er demſelben für ſeine Treue und Ausdauer, trug er ihm endlich auf, in ſeinem Namen beſonders Kaſſan- dane und Sappho, aber auch Atoſſa und alle von ihm mit Unrecht Beleidigten um Vergebung zu bitten.
Der greiſe Lyder weinte bei dieſen Worten Freuden- thränen und wurde nicht müde, den Kranken zu verſichern, daß er geneſen und reiche Gelegenheit finden würde, alles Geſchehene durch doppelt edle Thaten wieder gut zu machen. Kambyſes ſchüttelte jedoch, beſtimmt verneinend, das bleiche Haupt und bat den Greis, ihn in’s Freie tragen, ſein Lager auf einen erhöhten Ort ſtellen zu laſſen und den Achämeniden zu befehlen, ſich um ihn zu verſammeln. Als ſeine Befehle, trotz des Widerſtandes der Aerzte, befolgt worden waren, ließ er ſich aufrecht hinſetzen und ſprach mit weithin vernehmlicher Stimme:
„Es iſt jetzt an der Zeit, ihr Perſer, daß ich euch mein größtes Geheimniß entdecke. Von einem Traumge- ſicht betrogen, aufgebracht und gekränkt von meinem Bru- der, hab’ ich denſelben im Zorn ermorden laſſen. Prexas- pes vollbrachte auf mein Geheiß dieſe Frevelthat, welche mir, ſtatt der Ruhe, die ſie mir verſchaffen ſollte, Wahn- ſinn und eine martervolle Todesſtunde einbrachte. — Dieſes Geſtändniß möge euch überzeugen, daß mein Bruder Bartja nicht mehr unter den Lebenden wandelt. Die Magier haben ſich des Thrones der Achämeniden bemächtigt. An ihrer Spitze ſtehen der von mir als Statthalter in Perſien zurückgelaſſene Oropaſtes und ſein Bruder Gaumata, wel- cher dem verſtorbenen Bartja ſo ähnlich ſieht, daß Kröſus, Jntaphernes und mein Oheim, der edle Hyſtaspes, den- ſelben einſtmals für den Gemordeten hielten. Wehe mir, daß ich Denjenigen, welcher die mir von den Magiern
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bat er Kröſus, beſchämt, wie ein Kind, um Verzeihung,
dankte er demſelben für ſeine Treue und Ausdauer, trug
er ihm endlich auf, in ſeinem Namen beſonders Kaſſan-
dane und Sappho, aber auch Atoſſa und alle von ihm
mit Unrecht Beleidigten um Vergebung zu bitten.
Der greiſe Lyder weinte bei dieſen Worten Freuden-
thränen und wurde nicht müde, den Kranken zu verſichern,
daß er geneſen und reiche Gelegenheit finden würde, alles
Geſchehene durch doppelt edle Thaten wieder gut zu machen.
Kambyſes ſchüttelte jedoch, beſtimmt verneinend, das bleiche
Haupt und bat den Greis, ihn in’s Freie tragen, ſein
Lager auf einen erhöhten Ort ſtellen zu laſſen und den
Achämeniden zu befehlen, ſich um ihn zu verſammeln. Als
ſeine Befehle, trotz des Widerſtandes der Aerzte, befolgt
worden waren, ließ er ſich aufrecht hinſetzen und ſprach
mit weithin vernehmlicher Stimme:
„Es iſt jetzt an der Zeit, ihr Perſer, daß ich euch
mein größtes Geheimniß entdecke. Von einem Traumge-
ſicht betrogen, aufgebracht und gekränkt von meinem Bru-
der, hab’ ich denſelben im Zorn ermorden laſſen. Prexas-
pes vollbrachte auf mein Geheiß dieſe Frevelthat, welche
mir, ſtatt der Ruhe, die ſie mir verſchaffen ſollte, Wahn-
ſinn und eine martervolle Todesſtunde einbrachte. — Dieſes
Geſtändniß möge euch überzeugen, daß mein Bruder Bartja
nicht mehr unter den Lebenden wandelt. Die Magier
haben ſich des Thrones der Achämeniden bemächtigt. An
ihrer Spitze ſtehen der von mir als Statthalter in Perſien
zurückgelaſſene Oropaſtes und ſein Bruder Gaumata, wel-
cher dem verſtorbenen Bartja ſo ähnlich ſieht, daß Kröſus,
Jntaphernes und mein Oheim, der edle Hyſtaspes, den-
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/264>, abgerufen am 16.07.2024.
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