wie die Kiste aussieht, welche Hib nach Persien zu bringen für gut fand."
"Es ist ein Köfferchen von schwarzem Ebenholz."
Nebenchari athmete auf und sagte: "Dasselbe enthält nichts, als einige Aufzeichnungen meines Vaters."
"Die meinen Zwecken vielleicht genügen werden. Jch weiß nicht, ob man Dir erzählt hat, daß ich mich der höchsten Gunst des Kambyses erfreue."
"Um so besser für Dich! Jch kann Dich versichern, daß die Papiere, welche Dir am sichersten dienen könn- ten, in Aegypten geblieben sind."
"Sie lagen in einer großen, bunt bemalten Syko- moren-Kiste."
"Woher weißt Du das?"
"Weil ich, -- merke wohl auf, Nebenchari, -- weil ich Dir jetzt sage, -- ich schwöre nicht, denn Pythagoras, der Meister, verbietet den Eidschwur, -- daß eben diese Kiste mit sammt ihrem ganzen Jnhalt, im Haine des Neith- Tempels zu Sais, auf Befehl des Königs, verbrannt wor- den ist." --
Diese Worte, welche Phanes langsam, Sylbe auf Sylbe scharf betonend, aussprach, trafen den Aegypter wie ebensoviele Blitzschläge. Die kalte Ruhe und Gemessenheit, die er bis dahin bewahrt hatte, wich einer unbeschreiblichen Erregung. Seine Wangen glühten, und seine Augen flammten. Aber nur während einer einzigen Minute. Dann verwandelte sich die Erregung in eisige Ruhe, die glühenden Wangen entfärbten sich, und der bebende Mund sprach kalt und gelassen: "Du willst mich, um mich zu Deinem Bundesgenossen zu machen, mit Haß gegen meine Freunde erfüllen. Jch kenne euch Hellenen! Ränkevoll und listig, verschmäht ihr kein Mittel des Truges und
Ebers, Eine ägyptische Königstochter. III. 2
wie die Kiſte ausſieht, welche Hib nach Perſien zu bringen für gut fand.“
„Es iſt ein Köfferchen von ſchwarzem Ebenholz.“
Nebenchari athmete auf und ſagte: „Dasſelbe enthält nichts, als einige Aufzeichnungen meines Vaters.“
„Die meinen Zwecken vielleicht genügen werden. Jch weiß nicht, ob man Dir erzählt hat, daß ich mich der höchſten Gunſt des Kambyſes erfreue.“
„Um ſo beſſer für Dich! Jch kann Dich verſichern, daß die Papiere, welche Dir am ſicherſten dienen könn- ten, in Aegypten geblieben ſind.“
„Sie lagen in einer großen, bunt bemalten Syko- moren-Kiſte.“
„Woher weißt Du das?“
„Weil ich, — merke wohl auf, Nebenchari, — weil ich Dir jetzt ſage, — ich ſchwöre nicht, denn Pythagoras, der Meiſter, verbietet den Eidſchwur, — daß eben dieſe Kiſte mit ſammt ihrem ganzen Jnhalt, im Haine des Neith- Tempels zu Sais, auf Befehl des Königs, verbrannt wor- den iſt.“ —
Dieſe Worte, welche Phanes langſam, Sylbe auf Sylbe ſcharf betonend, ausſprach, trafen den Aegypter wie ebenſoviele Blitzſchläge. Die kalte Ruhe und Gemeſſenheit, die er bis dahin bewahrt hatte, wich einer unbeſchreiblichen Erregung. Seine Wangen glühten, und ſeine Augen flammten. Aber nur während einer einzigen Minute. Dann verwandelte ſich die Erregung in eiſige Ruhe, die glühenden Wangen entfärbten ſich, und der bebende Mund ſprach kalt und gelaſſen: „Du willſt mich, um mich zu Deinem Bundesgenoſſen zu machen, mit Haß gegen meine Freunde erfüllen. Jch kenne euch Hellenen! Ränkevoll und liſtig, verſchmäht ihr kein Mittel des Truges und
Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. III. 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0025"n="17"/>
wie die Kiſte ausſieht, welche Hib nach Perſien zu bringen<lb/>
für gut fand.“</p><lb/><p>„Es iſt ein Köfferchen von ſchwarzem Ebenholz.“</p><lb/><p>Nebenchari athmete auf und ſagte: „Dasſelbe enthält<lb/>
nichts, als einige Aufzeichnungen meines Vaters.“</p><lb/><p>„Die meinen Zwecken vielleicht genügen werden. Jch<lb/>
weiß nicht, ob man Dir erzählt hat, daß ich mich der<lb/>
höchſten Gunſt des Kambyſes erfreue.“</p><lb/><p>„Um ſo beſſer für Dich! Jch kann Dich verſichern,<lb/>
daß die Papiere, welche Dir am ſicherſten dienen könn-<lb/>
ten, in Aegypten geblieben ſind.“</p><lb/><p>„Sie lagen in einer großen, bunt bemalten Syko-<lb/>
moren-Kiſte.“</p><lb/><p>„Woher weißt Du das?“</p><lb/><p>„Weil ich, — merke wohl auf, Nebenchari, — weil<lb/>
ich Dir jetzt ſage, — ich ſchwöre nicht, denn Pythagoras,<lb/>
der Meiſter, verbietet den Eidſchwur, — daß eben dieſe<lb/>
Kiſte mit ſammt ihrem ganzen Jnhalt, im Haine des Neith-<lb/>
Tempels zu Sais, auf Befehl des Königs, verbrannt wor-<lb/>
den iſt.“—</p><lb/><p>Dieſe Worte, welche Phanes langſam, Sylbe auf<lb/>
Sylbe ſcharf betonend, ausſprach, trafen den Aegypter wie<lb/>
ebenſoviele Blitzſchläge. Die kalte Ruhe und Gemeſſenheit,<lb/>
die er bis dahin bewahrt hatte, wich einer unbeſchreiblichen<lb/>
Erregung. Seine Wangen glühten, und ſeine Augen<lb/>
flammten. Aber nur während einer einzigen Minute.<lb/>
Dann verwandelte ſich die Erregung in eiſige Ruhe, die<lb/>
glühenden Wangen entfärbten ſich, und der bebende Mund<lb/>ſprach kalt und gelaſſen: „Du willſt mich, um mich zu<lb/>
Deinem Bundesgenoſſen zu machen, mit Haß gegen meine<lb/>
Freunde erfüllen. Jch kenne euch Hellenen! Ränkevoll<lb/>
und liſtig, verſchmäht ihr kein Mittel des Truges und<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Ebers,</hi> Eine ägyptiſche Königstochter. <hirendition="#aq">III.</hi> 2</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[17/0025]
wie die Kiſte ausſieht, welche Hib nach Perſien zu bringen
für gut fand.“
„Es iſt ein Köfferchen von ſchwarzem Ebenholz.“
Nebenchari athmete auf und ſagte: „Dasſelbe enthält
nichts, als einige Aufzeichnungen meines Vaters.“
„Die meinen Zwecken vielleicht genügen werden. Jch
weiß nicht, ob man Dir erzählt hat, daß ich mich der
höchſten Gunſt des Kambyſes erfreue.“
„Um ſo beſſer für Dich! Jch kann Dich verſichern,
daß die Papiere, welche Dir am ſicherſten dienen könn-
ten, in Aegypten geblieben ſind.“
„Sie lagen in einer großen, bunt bemalten Syko-
moren-Kiſte.“
„Woher weißt Du das?“
„Weil ich, — merke wohl auf, Nebenchari, — weil
ich Dir jetzt ſage, — ich ſchwöre nicht, denn Pythagoras,
der Meiſter, verbietet den Eidſchwur, — daß eben dieſe
Kiſte mit ſammt ihrem ganzen Jnhalt, im Haine des Neith-
Tempels zu Sais, auf Befehl des Königs, verbrannt wor-
den iſt.“ —
Dieſe Worte, welche Phanes langſam, Sylbe auf
Sylbe ſcharf betonend, ausſprach, trafen den Aegypter wie
ebenſoviele Blitzſchläge. Die kalte Ruhe und Gemeſſenheit,
die er bis dahin bewahrt hatte, wich einer unbeſchreiblichen
Erregung. Seine Wangen glühten, und ſeine Augen
flammten. Aber nur während einer einzigen Minute.
Dann verwandelte ſich die Erregung in eiſige Ruhe, die
glühenden Wangen entfärbten ſich, und der bebende Mund
ſprach kalt und gelaſſen: „Du willſt mich, um mich zu
Deinem Bundesgenoſſen zu machen, mit Haß gegen meine
Freunde erfüllen. Jch kenne euch Hellenen! Ränkevoll
und liſtig, verſchmäht ihr kein Mittel des Truges und
Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. III. 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/25>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.