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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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Menschen, die ihn tödten wollten, bestrafen möge. Die
Aegypter weinten bei diesen Worten vor übergroßem
Schmerz; Psamtik aber beugte sich abermals thränenlos
tief zur Erde nieder und winkte dann dem weinenden Kna-
ben mit der Hand ein letztes Lebewohl entgegen.

Kurze Zeit darauf traten die zu Sais Gefangenen
durch die Pforte. Unter denselben befand sich der greise
Neithoteph. Der frühere Oberpriester war in Lumpen
gekleidet und schlich an einem Stabe mühsam vorwärts.
Am Thore des Hofs schlug er die Augen auf und erblickte
Darius, seinen einstigen Schüler. Alsogleich ging er, ohne
sich um seine Umgebung zu kümmern, auf denselben zu,
klagte dem Jünglinge seine Noth, bat denselben, ihm zu
helfen, und flehte ihn endlich um ein Almosen an.

Darius that seine Hand auf und veranlaßte dadurch
die andern Achämeniden, welche in seiner Nähe standen,
den Alten scherzend anzurufen und ihm kleine Münzen-
stücke zuzuwerfen, die er mühsam und dankend von der
Erde auflas.

Sobald Psamtik dieß erblickte, weinte er laut, rief
den Namen seines Freundes klagend aus und schlug sich
mit der Hand vor die Stirn'.

Kambyses wunderte sich, als er dieses sah, zertheilte
die Blumen, trat an die Brüstung des Altans und rief
dem Unglücklichen zu: "Sage mir, Du seltsamer Mensch,
warum Du beim Anblicke Deiner unglückseligen Tochter
und Deines in den Tod gehenden Sohnes nicht gejammert
und geweint, einem Bettler aber, der nicht einmal mit Dir
verwandt sein soll, so große Theilnahme erwiesen hast?"

Psamtik schaute zu seinem Besieger hinauf und ant-
wortete demselben: "Meines Hauses Unglück, Sohn des
Kyros, war für Thränen zu groß; das Ungemach eines

Menſchen, die ihn tödten wollten, beſtrafen möge. Die
Aegypter weinten bei dieſen Worten vor übergroßem
Schmerz; Pſamtik aber beugte ſich abermals thränenlos
tief zur Erde nieder und winkte dann dem weinenden Kna-
ben mit der Hand ein letztes Lebewohl entgegen.

Kurze Zeit darauf traten die zu Sais Gefangenen
durch die Pforte. Unter denſelben befand ſich der greiſe
Neithoteph. Der frühere Oberprieſter war in Lumpen
gekleidet und ſchlich an einem Stabe mühſam vorwärts.
Am Thore des Hofs ſchlug er die Augen auf und erblickte
Darius, ſeinen einſtigen Schüler. Alſogleich ging er, ohne
ſich um ſeine Umgebung zu kümmern, auf denſelben zu,
klagte dem Jünglinge ſeine Noth, bat denſelben, ihm zu
helfen, und flehte ihn endlich um ein Almoſen an.

Darius that ſeine Hand auf und veranlaßte dadurch
die andern Achämeniden, welche in ſeiner Nähe ſtanden,
den Alten ſcherzend anzurufen und ihm kleine Münzen-
ſtücke zuzuwerfen, die er mühſam und dankend von der
Erde auflas.

Sobald Pſamtik dieß erblickte, weinte er laut, rief
den Namen ſeines Freundes klagend aus und ſchlug ſich
mit der Hand vor die Stirn’.

Kambyſes wunderte ſich, als er dieſes ſah, zertheilte
die Blumen, trat an die Brüſtung des Altans und rief
dem Unglücklichen zu: „Sage mir, Du ſeltſamer Menſch,
warum Du beim Anblicke Deiner unglückſeligen Tochter
und Deines in den Tod gehenden Sohnes nicht gejammert
und geweint, einem Bettler aber, der nicht einmal mit Dir
verwandt ſein ſoll, ſo große Theilnahme erwieſen haſt?“

Pſamtik ſchaute zu ſeinem Beſieger hinauf und ant-
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[165/0175] Menſchen, die ihn tödten wollten, beſtrafen möge. Die Aegypter weinten bei dieſen Worten vor übergroßem Schmerz; Pſamtik aber beugte ſich abermals thränenlos tief zur Erde nieder und winkte dann dem weinenden Kna- ben mit der Hand ein letztes Lebewohl entgegen. Kurze Zeit darauf traten die zu Sais Gefangenen durch die Pforte. Unter denſelben befand ſich der greiſe Neithoteph. Der frühere Oberprieſter war in Lumpen gekleidet und ſchlich an einem Stabe mühſam vorwärts. Am Thore des Hofs ſchlug er die Augen auf und erblickte Darius, ſeinen einſtigen Schüler. Alſogleich ging er, ohne ſich um ſeine Umgebung zu kümmern, auf denſelben zu, klagte dem Jünglinge ſeine Noth, bat denſelben, ihm zu helfen, und flehte ihn endlich um ein Almoſen an. Darius that ſeine Hand auf und veranlaßte dadurch die andern Achämeniden, welche in ſeiner Nähe ſtanden, den Alten ſcherzend anzurufen und ihm kleine Münzen- ſtücke zuzuwerfen, die er mühſam und dankend von der Erde auflas. Sobald Pſamtik dieß erblickte, weinte er laut, rief den Namen ſeines Freundes klagend aus und ſchlug ſich mit der Hand vor die Stirn’. Kambyſes wunderte ſich, als er dieſes ſah, zertheilte die Blumen, trat an die Brüſtung des Altans und rief dem Unglücklichen zu: „Sage mir, Du ſeltſamer Menſch, warum Du beim Anblicke Deiner unglückſeligen Tochter und Deines in den Tod gehenden Sohnes nicht gejammert und geweint, einem Bettler aber, der nicht einmal mit Dir verwandt ſein ſoll, ſo große Theilnahme erwieſen haſt?“ Pſamtik ſchaute zu ſeinem Beſieger hinauf und ant- wortete demſelben: „Meines Hauſes Unglück, Sohn des Kyros, war für Thränen zu groß; das Ungemach eines

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/175>, abgerufen am 30.11.2024.