Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.Mitleiden dann und wann auf ihre Pferde setzten, nach "Die sollst Du haben," rief der Athener und drückte Bei dieser Nachricht erbebten die Glieder des Greises, "Wenn einst die reisige Schaar von schneeigen Bergen herabsteigt, Zu den Gefilden des Stroms, welcher die Ebne benetzt, -- Führt dich der zaudernde Kahn hinab zu jenem Gefilde, Welches dem irrenden Fuß heimischen Frieden gewährt! Wenn einst die reisige Schaar von schneeigen Bergen herabsteigt, -- Schenkt Dir die richtende Fünf, was sie Dir lange versagt." *) Siehe I. Theil. Anmerk. 82.
Mitleiden dann und wann auf ihre Pferde ſetzten, nach „Die ſollſt Du haben,“ rief der Athener und drückte Bei dieſer Nachricht erbebten die Glieder des Greiſes, „Wenn einſt die reiſige Schaar von ſchneeigen Bergen herabſteigt, Zu den Gefilden des Stroms, welcher die Ebne benetzt, — Führt dich der zaudernde Kahn hinab zu jenem Gefilde, Welches dem irrenden Fuß heimiſchen Frieden gewährt! Wenn einſt die reiſige Schaar von ſchneeigen Bergen herabſteigt, — Schenkt Dir die richtende Fünf, was ſie Dir lange verſagt.“ *) Siehe I. Theil. Anmerk. 82.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0161" n="151"/> Mitleiden dann und wann auf ihre Pferde ſetzten, nach<lb/> Peluſium und höre jetzt, daß Du dem Großkönige als<lb/> Kriegsoberſter dienſt. — Jch habe meinen Schwur gehalten<lb/> und bin treu für die Hellenen in Aegypten eingetreten;<lb/> jetzt iſt die Reihe an Dir, dem alten Ariſtomachos zu<lb/> helfen und ihm das Einzige zu verſchaffen, wonach er ſich<lb/> ſehnt: Rache an ſeinen Verfolgern!“</p><lb/> <p>„Die ſollſt Du haben,“ rief der Athener und drückte<lb/> die Hand des Greiſes. „Jch werde Dich an die Spitze<lb/> der mileſiſchen Schwerbewaffneten ſtellen und Dir anheim-<lb/> geben, gegen unſere Feinde zu wüthen, wie es Dir beliebt!<lb/> Aber damit hab’ ich meinen Dank noch lange nicht abge-<lb/> tragen, und ich preiſe die Götter, weil ſie mir jetzt ſchon ge-<lb/> ſtatten, Dich durch ein einfaches Wort glücklich zu machen!<lb/> — Wiſſe, daß wenige Tage nach Deinem Verſchwinden<lb/> ein ſpartaniſches Ehrenſchiff, geführt von Deinem treff-<lb/> lichen Sohne, nach Naukratis kam, um Dich, den Vater<lb/> zweier olympiſcher Sieger, auf Befehl der Ephoren <note place="foot" n="*)">Siehe <hi rendition="#aq">I.</hi> Theil. Anmerk. 82.</note> in<lb/> die Heimat zurückzurufen.“</p><lb/> <p>Bei dieſer Nachricht erbebten die Glieder des Greiſes,<lb/> ſeine Augen füllten ſich mit Thränen, und ſeine Lippen<lb/> murmelten ein leiſes Gebet. Dann ſchlug er ſich vor die<lb/> Stirn, und rief mit zitternder Stimme: „Jetzt erfüllt es<lb/> ſich, — jetzt wird es zur Wahrheit! — Verzeihe mir,<lb/> Phöbos Apollon, wenn ich an den Worten Deiner Prieſterin<lb/> zweifelte! Was verhieß das Orakel?</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Wenn einſt die reiſige Schaar von ſchneeigen Bergen herabſteigt,</l><lb/> <l>Zu den Gefilden des Stroms, welcher die Ebne benetzt, —</l><lb/> <l>Führt dich der zaudernde Kahn hinab zu jenem Gefilde,</l><lb/> <l>Welches dem irrenden Fuß heimiſchen Frieden gewährt!</l><lb/> <l>Wenn einſt die reiſige Schaar von ſchneeigen Bergen herabſteigt, —</l><lb/> <l>Schenkt Dir die richtende Fünf, was ſie Dir lange verſagt.“</l> </lg><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [151/0161]
Mitleiden dann und wann auf ihre Pferde ſetzten, nach
Peluſium und höre jetzt, daß Du dem Großkönige als
Kriegsoberſter dienſt. — Jch habe meinen Schwur gehalten
und bin treu für die Hellenen in Aegypten eingetreten;
jetzt iſt die Reihe an Dir, dem alten Ariſtomachos zu
helfen und ihm das Einzige zu verſchaffen, wonach er ſich
ſehnt: Rache an ſeinen Verfolgern!“
„Die ſollſt Du haben,“ rief der Athener und drückte
die Hand des Greiſes. „Jch werde Dich an die Spitze
der mileſiſchen Schwerbewaffneten ſtellen und Dir anheim-
geben, gegen unſere Feinde zu wüthen, wie es Dir beliebt!
Aber damit hab’ ich meinen Dank noch lange nicht abge-
tragen, und ich preiſe die Götter, weil ſie mir jetzt ſchon ge-
ſtatten, Dich durch ein einfaches Wort glücklich zu machen!
— Wiſſe, daß wenige Tage nach Deinem Verſchwinden
ein ſpartaniſches Ehrenſchiff, geführt von Deinem treff-
lichen Sohne, nach Naukratis kam, um Dich, den Vater
zweier olympiſcher Sieger, auf Befehl der Ephoren *) in
die Heimat zurückzurufen.“
Bei dieſer Nachricht erbebten die Glieder des Greiſes,
ſeine Augen füllten ſich mit Thränen, und ſeine Lippen
murmelten ein leiſes Gebet. Dann ſchlug er ſich vor die
Stirn, und rief mit zitternder Stimme: „Jetzt erfüllt es
ſich, — jetzt wird es zur Wahrheit! — Verzeihe mir,
Phöbos Apollon, wenn ich an den Worten Deiner Prieſterin
zweifelte! Was verhieß das Orakel?
„Wenn einſt die reiſige Schaar von ſchneeigen Bergen herabſteigt,
Zu den Gefilden des Stroms, welcher die Ebne benetzt, —
Führt dich der zaudernde Kahn hinab zu jenem Gefilde,
Welches dem irrenden Fuß heimiſchen Frieden gewährt!
Wenn einſt die reiſige Schaar von ſchneeigen Bergen herabſteigt, —
Schenkt Dir die richtende Fünf, was ſie Dir lange verſagt.“
*) Siehe I. Theil. Anmerk. 82.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/161 |
Zitationshilfe: | Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/161>, abgerufen am 22.07.2024. |