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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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Tode erlesen und nur lebend und mich fristend durch die
Hoffnung auf Rache an meinen Verfolgern. Da fügten
es die Götter, daß sich die Wärter bei dem Feste der Pacht
oder Bubastis *), wie es Sitte in Aegypten ist, so sehr
in Wein übernahmen, daß sie in den starren Schlaf der
Trunkenheit verfielen und nicht bemerkten, wie ich und ein
junger gefangener Jude, der sich erlaubt hatte, bei einem
Handel falsches Gewicht zu gebrauchen und deßhalb seiner
rechten Hand beraubt worden war, die Flucht ergriffen.
Zeus Lakedämonios und der große Gott jenes Jünglings
standen uns zur Seite und blendeten die Verfolger, deren
Stimmen wir oftmals dicht hinter uns vernahmen.

"Mit einem den Wächtern von mir entwendeten Bogen
schaffte ich uns Nahrung. Wo sich kein Wild fand, aßen
wir Wurzeln und Baumfrüchte. -- Der Stand der Sonne
und der Sterne half uns den rechten Weg zu finden. Da
wir wußten, daß die Bergwerke im Süden des äthiopischen
Landes lagen, galt es, die nördliche Richtung einzuhalten.
-- Oftmals erlahmten meine Kräfte, und schon hatte ich
mein hölzernes Bein durch einen Baumast ersetzen müssen,
als wir zum Meere gelangten und dort mit freundlichen
Schiffern zusammentrafen, die uns so lange verpflegten,
bis ein arabisches Boot uns aufnahm, welches mich und
den Juden, der die Sprache der Seefahrer kannte, nach
Ezeongeber, im Lande der Edomiter, brachte. Dort ver-
nahmen wir, daß Kambyses mit einem großen Heere gegen
Aegypten heranziehe, und reisten mit einem amalekitischen
Reiterzuge, welcher die Perser mit Wasser unterstützen
sollte, nach Harma. -- Von hier aus wanderte ich mit
Nachzüglern des großen asiatischen Heeres, die mich aus

*) I. Theil. Anmerk. 53. II. Theil. Anmerk. 69.

Tode erleſen und nur lebend und mich friſtend durch die
Hoffnung auf Rache an meinen Verfolgern. Da fügten
es die Götter, daß ſich die Wärter bei dem Feſte der Pacht
oder Bubaſtis *), wie es Sitte in Aegypten iſt, ſo ſehr
in Wein übernahmen, daß ſie in den ſtarren Schlaf der
Trunkenheit verfielen und nicht bemerkten, wie ich und ein
junger gefangener Jude, der ſich erlaubt hatte, bei einem
Handel falſches Gewicht zu gebrauchen und deßhalb ſeiner
rechten Hand beraubt worden war, die Flucht ergriffen.
Zeus Lakedämonios und der große Gott jenes Jünglings
ſtanden uns zur Seite und blendeten die Verfolger, deren
Stimmen wir oftmals dicht hinter uns vernahmen.

„Mit einem den Wächtern von mir entwendeten Bogen
ſchaffte ich uns Nahrung. Wo ſich kein Wild fand, aßen
wir Wurzeln und Baumfrüchte. — Der Stand der Sonne
und der Sterne half uns den rechten Weg zu finden. Da
wir wußten, daß die Bergwerke im Süden des äthiopiſchen
Landes lagen, galt es, die nördliche Richtung einzuhalten.
— Oftmals erlahmten meine Kräfte, und ſchon hatte ich
mein hölzernes Bein durch einen Baumaſt erſetzen müſſen,
als wir zum Meere gelangten und dort mit freundlichen
Schiffern zuſammentrafen, die uns ſo lange verpflegten,
bis ein arabiſches Boot uns aufnahm, welches mich und
den Juden, der die Sprache der Seefahrer kannte, nach
Ezeongeber, im Lande der Edomiter, brachte. Dort ver-
nahmen wir, daß Kambyſes mit einem großen Heere gegen
Aegypten heranziehe, und reisten mit einem amalekitiſchen
Reiterzuge, welcher die Perſer mit Waſſer unterſtützen
ſollte, nach Harma. — Von hier aus wanderte ich mit
Nachzüglern des großen aſiatiſchen Heeres, die mich aus

*) I. Theil. Anmerk. 53. II. Theil. Anmerk. 69.
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[150/0160] Tode erleſen und nur lebend und mich friſtend durch die Hoffnung auf Rache an meinen Verfolgern. Da fügten es die Götter, daß ſich die Wärter bei dem Feſte der Pacht oder Bubaſtis *), wie es Sitte in Aegypten iſt, ſo ſehr in Wein übernahmen, daß ſie in den ſtarren Schlaf der Trunkenheit verfielen und nicht bemerkten, wie ich und ein junger gefangener Jude, der ſich erlaubt hatte, bei einem Handel falſches Gewicht zu gebrauchen und deßhalb ſeiner rechten Hand beraubt worden war, die Flucht ergriffen. Zeus Lakedämonios und der große Gott jenes Jünglings ſtanden uns zur Seite und blendeten die Verfolger, deren Stimmen wir oftmals dicht hinter uns vernahmen. „Mit einem den Wächtern von mir entwendeten Bogen ſchaffte ich uns Nahrung. Wo ſich kein Wild fand, aßen wir Wurzeln und Baumfrüchte. — Der Stand der Sonne und der Sterne half uns den rechten Weg zu finden. Da wir wußten, daß die Bergwerke im Süden des äthiopiſchen Landes lagen, galt es, die nördliche Richtung einzuhalten. — Oftmals erlahmten meine Kräfte, und ſchon hatte ich mein hölzernes Bein durch einen Baumaſt erſetzen müſſen, als wir zum Meere gelangten und dort mit freundlichen Schiffern zuſammentrafen, die uns ſo lange verpflegten, bis ein arabiſches Boot uns aufnahm, welches mich und den Juden, der die Sprache der Seefahrer kannte, nach Ezeongeber, im Lande der Edomiter, brachte. Dort ver- nahmen wir, daß Kambyſes mit einem großen Heere gegen Aegypten heranziehe, und reisten mit einem amalekitiſchen Reiterzuge, welcher die Perſer mit Waſſer unterſtützen ſollte, nach Harma. — Von hier aus wanderte ich mit Nachzüglern des großen aſiatiſchen Heeres, die mich aus *) I. Theil. Anmerk. 53. II. Theil. Anmerk. 69.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/160>, abgerufen am 29.11.2024.