Nach dem ägyptischen Gesetze mußte Zopyros unbe- dingt des Todes schuldig gesprochen werden.
Sobald die Freunde dieß erfahren hatten, stand ihr Entschluß fest, sofort nach Sais zu reisen und dort zu versuchen, den Gefangenen mit List zu befreien. Syloson, welcher dort bekannt und der ägyptischen Sprache mächtig war, bot sich freiwillig an, ihnen hülfreiche Hand zu leisten.
Durch Färbung der Haare und Augenbrauen, sowie durch breitkrämpige Filzhüte 65) selbst für Freunde un- kenntlich, und von Theopompos mit ganz einfachen helle- nischen Anzügen ausgestattet, trafen Bartja und Darius mit dem reichgekleideten Syloson, eine Stunde nach der Verhaftung des Zopyros, am Nilufer zusammen, bestiegen ein dem neuen Freunde gehörendes und von dessen Sklaven gerudertes Boot und kamen nach kurzer, vom Winde be- günstigter Fahrt, ehe die glühende Hundstagssonne die Mittagshöhe erreicht hatte, zu Sais an, welches, einer Jnsel gleich, aus den überschwemmten Fluren hervortauchte.
An einer entlegenen Stelle stiegen sie aus und kamen zunächst in das Viertel der Handwerker, die, trotz der großen Mittagshitze, ihre Hantirungen fleißig verrichteten.
Fünftes Kapitel.
Nach dem ägyptiſchen Geſetze mußte Zopyros unbe- dingt des Todes ſchuldig geſprochen werden.
Sobald die Freunde dieß erfahren hatten, ſtand ihr Entſchluß feſt, ſofort nach Sais zu reiſen und dort zu verſuchen, den Gefangenen mit Liſt zu befreien. Syloſon, welcher dort bekannt und der ägyptiſchen Sprache mächtig war, bot ſich freiwillig an, ihnen hülfreiche Hand zu leiſten.
Durch Färbung der Haare und Augenbrauen, ſowie durch breitkrämpige Filzhüte 65) ſelbſt für Freunde un- kenntlich, und von Theopompos mit ganz einfachen helle- niſchen Anzügen ausgeſtattet, trafen Bartja und Darius mit dem reichgekleideten Syloſon, eine Stunde nach der Verhaftung des Zopyros, am Nilufer zuſammen, beſtiegen ein dem neuen Freunde gehörendes und von deſſen Sklaven gerudertes Boot und kamen nach kurzer, vom Winde be- günſtigter Fahrt, ehe die glühende Hundstagsſonne die Mittagshöhe erreicht hatte, zu Sais an, welches, einer Jnſel gleich, aus den überſchwemmten Fluren hervortauchte.
An einer entlegenen Stelle ſtiegen ſie aus und kamen zunächſt in das Viertel der Handwerker, die, trotz der großen Mittagshitze, ihre Hantirungen fleißig verrichteten.
<TEI><text><body><pbfacs="#f0117"n="[107]"/><divn="1"><head><hirendition="#fr"><hirendition="#g">Fünftes Kapitel.</hi></hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p><hirendition="#in">N</hi>ach dem ägyptiſchen Geſetze mußte Zopyros unbe-<lb/>
dingt des Todes ſchuldig geſprochen werden.</p><lb/><p>Sobald die Freunde dieß erfahren hatten, ſtand ihr<lb/>
Entſchluß feſt, ſofort nach Sais zu reiſen und dort zu<lb/>
verſuchen, den Gefangenen mit Liſt zu befreien. Syloſon,<lb/>
welcher dort bekannt und der ägyptiſchen Sprache mächtig<lb/>
war, bot ſich freiwillig an, ihnen hülfreiche Hand zu leiſten.</p><lb/><p>Durch Färbung der Haare und Augenbrauen, ſowie<lb/>
durch breitkrämpige Filzhüte <hirendition="#sup">65</hi>) ſelbſt für Freunde un-<lb/>
kenntlich, und von Theopompos mit ganz einfachen helle-<lb/>
niſchen Anzügen ausgeſtattet, trafen Bartja und Darius<lb/>
mit dem reichgekleideten Syloſon, eine Stunde nach der<lb/>
Verhaftung des Zopyros, am Nilufer zuſammen, beſtiegen<lb/>
ein dem neuen Freunde gehörendes und von deſſen Sklaven<lb/>
gerudertes Boot und kamen nach kurzer, vom Winde be-<lb/>
günſtigter Fahrt, ehe die glühende Hundstagsſonne die<lb/>
Mittagshöhe erreicht hatte, zu Sais an, welches, einer<lb/>
Jnſel gleich, aus den überſchwemmten Fluren hervortauchte.</p><lb/><p>An einer entlegenen Stelle ſtiegen ſie aus und kamen<lb/>
zunächſt in das Viertel der Handwerker, die, trotz der<lb/>
großen Mittagshitze, ihre Hantirungen fleißig verrichteten.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[[107]/0117]
Fünftes Kapitel.
Nach dem ägyptiſchen Geſetze mußte Zopyros unbe-
dingt des Todes ſchuldig geſprochen werden.
Sobald die Freunde dieß erfahren hatten, ſtand ihr
Entſchluß feſt, ſofort nach Sais zu reiſen und dort zu
verſuchen, den Gefangenen mit Liſt zu befreien. Syloſon,
welcher dort bekannt und der ägyptiſchen Sprache mächtig
war, bot ſich freiwillig an, ihnen hülfreiche Hand zu leiſten.
Durch Färbung der Haare und Augenbrauen, ſowie
durch breitkrämpige Filzhüte 65) ſelbſt für Freunde un-
kenntlich, und von Theopompos mit ganz einfachen helle-
niſchen Anzügen ausgeſtattet, trafen Bartja und Darius
mit dem reichgekleideten Syloſon, eine Stunde nach der
Verhaftung des Zopyros, am Nilufer zuſammen, beſtiegen
ein dem neuen Freunde gehörendes und von deſſen Sklaven
gerudertes Boot und kamen nach kurzer, vom Winde be-
günſtigter Fahrt, ehe die glühende Hundstagsſonne die
Mittagshöhe erreicht hatte, zu Sais an, welches, einer
Jnſel gleich, aus den überſchwemmten Fluren hervortauchte.
An einer entlegenen Stelle ſtiegen ſie aus und kamen
zunächſt in das Viertel der Handwerker, die, trotz der
großen Mittagshitze, ihre Hantirungen fleißig verrichteten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. [107]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/117>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.