Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite

seiner Geliebten ausschlug und auf Rhodopis, die sich dessen
hartnäckig weigerte, übertrug.

Syloson begleitete die Freunde bis zum Hause des
Theopompos und wollte sich eben von denselben verab-
schieden, als sich lauter Lärm in den nächtlich stillen Straßen
vernehmen ließ und bald darauf eine ägyptische Schaar-
wache, die einen gebundnen Mann ins Gefängniß abführte,
herbeikam. Der Verhaftete schien sehr erzürnt zu sein und
wurde um so heftiger, je weniger die Schaarwächter auf
sein gebrochenes Griechisch und seine in einer ihnen unbe-
kannten Sprache ausgestoßenen Flüche Acht gaben.

Kaum hatten Bartja und Darius die Stimme des
Gefangenen vernommen, als sie auf ihn zueilten und Zo-
pyros in demselben erkannten.

Syloson und Theopompos hielten die Schaarwache
augenblicklich an und fragten den Befehlshaber derselben,
was ihr Gefangener verbrochen habe. Der Beamte, wel-
cher, wie jedes Kind zu Naukratis, den Milesier und den
Bruder des Polykrates kannte, verneigte sich vor denselben
und erzählte, daß von dem fremden Jünglinge ein Mord
begangen worden wäre.

Theopompos nahm nun den Hauptmann bei Seite
und machte demselben große Versprechungen, wenn er den
Gefangenen freilassen würde, konnte aber von dem Aegyp-
ter nichts weiter erlangen, als die Erlaubniß, seinen Gast
sprechen zu dürfen.

Als die Freunde dem Zopyros gegenüberstanden, baten
sie denselben, schnell zu erzählen, was sich ereignet habe,
und erfuhren, daß der leichtsinnige Jüngling beim Ein-
bruch der Nacht die Blumenmädchen besucht habe, bis zum
grauenden Morgen bei Stephanion geblieben und dann
auf die Straße getreten sei. Kaum hatte er die Haus-

ſeiner Geliebten ausſchlug und auf Rhodopis, die ſich deſſen
hartnäckig weigerte, übertrug.

Syloſon begleitete die Freunde bis zum Hauſe des
Theopompos und wollte ſich eben von denſelben verab-
ſchieden, als ſich lauter Lärm in den nächtlich ſtillen Straßen
vernehmen ließ und bald darauf eine ägyptiſche Schaar-
wache, die einen gebundnen Mann ins Gefängniß abführte,
herbeikam. Der Verhaftete ſchien ſehr erzürnt zu ſein und
wurde um ſo heftiger, je weniger die Schaarwächter auf
ſein gebrochenes Griechiſch und ſeine in einer ihnen unbe-
kannten Sprache ausgeſtoßenen Flüche Acht gaben.

Kaum hatten Bartja und Darius die Stimme des
Gefangenen vernommen, als ſie auf ihn zueilten und Zo-
pyros in demſelben erkannten.

Syloſon und Theopompos hielten die Schaarwache
augenblicklich an und fragten den Befehlshaber derſelben,
was ihr Gefangener verbrochen habe. Der Beamte, wel-
cher, wie jedes Kind zu Naukratis, den Mileſier und den
Bruder des Polykrates kannte, verneigte ſich vor denſelben
und erzählte, daß von dem fremden Jünglinge ein Mord
begangen worden wäre.

Theopompos nahm nun den Hauptmann bei Seite
und machte demſelben große Verſprechungen, wenn er den
Gefangenen freilaſſen würde, konnte aber von dem Aegyp-
ter nichts weiter erlangen, als die Erlaubniß, ſeinen Gaſt
ſprechen zu dürfen.

Als die Freunde dem Zopyros gegenüberſtanden, baten
ſie denſelben, ſchnell zu erzählen, was ſich ereignet habe,
und erfuhren, daß der leichtſinnige Jüngling beim Ein-
bruch der Nacht die Blumenmädchen beſucht habe, bis zum
grauenden Morgen bei Stephanion geblieben und dann
auf die Straße getreten ſei. Kaum hatte er die Haus-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0113" n="103"/>
&#x017F;einer Geliebten aus&#x017F;chlug und auf Rhodopis, die &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hartnäckig weigerte, übertrug.</p><lb/>
        <p>Sylo&#x017F;on begleitete die Freunde bis zum Hau&#x017F;e des<lb/>
Theopompos und wollte &#x017F;ich eben von den&#x017F;elben verab-<lb/>
&#x017F;chieden, als &#x017F;ich lauter Lärm in den nächtlich &#x017F;tillen Straßen<lb/>
vernehmen ließ und bald darauf eine ägypti&#x017F;che Schaar-<lb/>
wache, die einen gebundnen Mann ins Gefängniß abführte,<lb/>
herbeikam. Der Verhaftete &#x017F;chien &#x017F;ehr erzürnt zu &#x017F;ein und<lb/>
wurde um &#x017F;o heftiger, je weniger die Schaarwächter auf<lb/>
&#x017F;ein gebrochenes Griechi&#x017F;ch und &#x017F;eine in einer ihnen unbe-<lb/>
kannten Sprache ausge&#x017F;toßenen Flüche Acht gaben.</p><lb/>
        <p>Kaum hatten Bartja und Darius die Stimme des<lb/>
Gefangenen vernommen, als &#x017F;ie auf ihn zueilten und Zo-<lb/>
pyros in dem&#x017F;elben erkannten.</p><lb/>
        <p>Sylo&#x017F;on und Theopompos hielten die Schaarwache<lb/>
augenblicklich an und fragten den Befehlshaber der&#x017F;elben,<lb/>
was ihr Gefangener verbrochen habe. Der Beamte, wel-<lb/>
cher, wie jedes Kind zu Naukratis, den Mile&#x017F;ier und den<lb/>
Bruder des Polykrates kannte, verneigte &#x017F;ich vor den&#x017F;elben<lb/>
und erzählte, daß von dem fremden Jünglinge ein Mord<lb/>
begangen worden wäre.</p><lb/>
        <p>Theopompos nahm nun den Hauptmann bei Seite<lb/>
und machte dem&#x017F;elben große Ver&#x017F;prechungen, wenn er den<lb/>
Gefangenen freila&#x017F;&#x017F;en würde, konnte aber von dem Aegyp-<lb/>
ter nichts weiter erlangen, als die Erlaubniß, &#x017F;einen Ga&#x017F;t<lb/>
&#x017F;prechen zu dürfen.</p><lb/>
        <p>Als die Freunde dem Zopyros gegenüber&#x017F;tanden, baten<lb/>
&#x017F;ie den&#x017F;elben, &#x017F;chnell zu erzählen, was &#x017F;ich ereignet habe,<lb/>
und erfuhren, daß der leicht&#x017F;innige Jüngling beim Ein-<lb/>
bruch der Nacht die Blumenmädchen be&#x017F;ucht habe, bis zum<lb/>
grauenden Morgen bei Stephanion geblieben und dann<lb/>
auf die Straße getreten &#x017F;ei. Kaum hatte er die Haus-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0113] ſeiner Geliebten ausſchlug und auf Rhodopis, die ſich deſſen hartnäckig weigerte, übertrug. Syloſon begleitete die Freunde bis zum Hauſe des Theopompos und wollte ſich eben von denſelben verab- ſchieden, als ſich lauter Lärm in den nächtlich ſtillen Straßen vernehmen ließ und bald darauf eine ägyptiſche Schaar- wache, die einen gebundnen Mann ins Gefängniß abführte, herbeikam. Der Verhaftete ſchien ſehr erzürnt zu ſein und wurde um ſo heftiger, je weniger die Schaarwächter auf ſein gebrochenes Griechiſch und ſeine in einer ihnen unbe- kannten Sprache ausgeſtoßenen Flüche Acht gaben. Kaum hatten Bartja und Darius die Stimme des Gefangenen vernommen, als ſie auf ihn zueilten und Zo- pyros in demſelben erkannten. Syloſon und Theopompos hielten die Schaarwache augenblicklich an und fragten den Befehlshaber derſelben, was ihr Gefangener verbrochen habe. Der Beamte, wel- cher, wie jedes Kind zu Naukratis, den Mileſier und den Bruder des Polykrates kannte, verneigte ſich vor denſelben und erzählte, daß von dem fremden Jünglinge ein Mord begangen worden wäre. Theopompos nahm nun den Hauptmann bei Seite und machte demſelben große Verſprechungen, wenn er den Gefangenen freilaſſen würde, konnte aber von dem Aegyp- ter nichts weiter erlangen, als die Erlaubniß, ſeinen Gaſt ſprechen zu dürfen. Als die Freunde dem Zopyros gegenüberſtanden, baten ſie denſelben, ſchnell zu erzählen, was ſich ereignet habe, und erfuhren, daß der leichtſinnige Jüngling beim Ein- bruch der Nacht die Blumenmädchen beſucht habe, bis zum grauenden Morgen bei Stephanion geblieben und dann auf die Straße getreten ſei. Kaum hatte er die Haus-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/113
Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/113>, abgerufen am 12.05.2024.