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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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befahl, des Phanes Kinder jener rohen Schaar sofort zu
übergeben. Theopomp verwies den Kriegern ihre rauhe
Art und sagte, jene Kinder, die bei uns zu Gaste wären,
seien aus Korinth und hätten mit dem Phanes nichts zu
thun. Der Hauptmann der Soldaten aber bot dem edlen
Manne nichts als Hohn und Trotz, stieß die besorgte
Ahne frech zurück, drang mit Gewalt in ihren Thalamos,
wo neben allen Schätzen bester Art, die sie besitzt, zu
Häupten ihrer eignen Lagerstatt die beiden Kleinen fried-
lich schlummerten, riß sie gewaltsam aus den Bettchen
fort und führte sie, -- auf einem offnen Kahn, zu kalter
Nachtzeit, -- in die Königsstadt. Nach wen'gen Wochen
war der Knabe todt. Man sagte, Psamtik hab' ihn um-
gebracht. Das holde Mägdlein schmachtet heute noch in
eines finstern Kerkers ödem Raum und weint nach ihrem
Vater und nach uns. O, mein Geliebter, sprich, ist es
nicht hart, daß sich auch in das allerreinste Glück ein Un-
heil schleichen muß? Die Wonnezähre hier in diesem
Blick vereint sich jetzt schon mit dem Schmerzensnaß, --
und dieser Mund, der eben noch gelacht, wird jetzt zum
Herold eines tiefen Leids."

"Jch fühle Deine Schmerzen nach, mein Kind; doch
klage ich nicht nur gleich Dir, dem Weib. Was Dich
zu nichts als warmen Thränen zwingt, das ballt zum
Faustschlag meine Männerhand. Der holde Knabe, der
Dir theuer war, -- das Mägdlein, das im öden Kerker
weint, soll bald gerochen werden. Traue mir! Bevor
der Nil zum zweitenmale schwillt, dringt ein gewalt'ges
Heer in dieses Land und wird Vergeltung fordern für den
Mord!"

"O liebster Mann, wie Deine Augen glühen! So
schön, so herrlich sah ich Dich noch nie! Ja, ja, der

befahl, des Phanes Kinder jener rohen Schaar ſofort zu
übergeben. Theopomp verwies den Kriegern ihre rauhe
Art und ſagte, jene Kinder, die bei uns zu Gaſte wären,
ſeien aus Korinth und hätten mit dem Phanes nichts zu
thun. Der Hauptmann der Soldaten aber bot dem edlen
Manne nichts als Hohn und Trotz, ſtieß die beſorgte
Ahne frech zurück, drang mit Gewalt in ihren Thalamos,
wo neben allen Schätzen beſter Art, die ſie beſitzt, zu
Häupten ihrer eignen Lagerſtatt die beiden Kleinen fried-
lich ſchlummerten, riß ſie gewaltſam aus den Bettchen
fort und führte ſie, — auf einem offnen Kahn, zu kalter
Nachtzeit, — in die Königsſtadt. Nach wen’gen Wochen
war der Knabe todt. Man ſagte, Pſamtik hab’ ihn um-
gebracht. Das holde Mägdlein ſchmachtet heute noch in
eines finſtern Kerkers ödem Raum und weint nach ihrem
Vater und nach uns. O, mein Geliebter, ſprich, iſt es
nicht hart, daß ſich auch in das allerreinſte Glück ein Un-
heil ſchleichen muß? Die Wonnezähre hier in dieſem
Blick vereint ſich jetzt ſchon mit dem Schmerzensnaß, —
und dieſer Mund, der eben noch gelacht, wird jetzt zum
Herold eines tiefen Leids.“

„Jch fühle Deine Schmerzen nach, mein Kind; doch
klage ich nicht nur gleich Dir, dem Weib. Was Dich
zu nichts als warmen Thränen zwingt, das ballt zum
Fauſtſchlag meine Männerhand. Der holde Knabe, der
Dir theuer war, — das Mägdlein, das im öden Kerker
weint, ſoll bald gerochen werden. Traue mir! Bevor
der Nil zum zweitenmale ſchwillt, dringt ein gewalt’ges
Heer in dieſes Land und wird Vergeltung fordern für den
Mord!“

„O liebſter Mann, wie Deine Augen glühen! So
ſchön, ſo herrlich ſah ich Dich noch nie! Ja, ja, der

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[95/0105] befahl, des Phanes Kinder jener rohen Schaar ſofort zu übergeben. Theopomp verwies den Kriegern ihre rauhe Art und ſagte, jene Kinder, die bei uns zu Gaſte wären, ſeien aus Korinth und hätten mit dem Phanes nichts zu thun. Der Hauptmann der Soldaten aber bot dem edlen Manne nichts als Hohn und Trotz, ſtieß die beſorgte Ahne frech zurück, drang mit Gewalt in ihren Thalamos, wo neben allen Schätzen beſter Art, die ſie beſitzt, zu Häupten ihrer eignen Lagerſtatt die beiden Kleinen fried- lich ſchlummerten, riß ſie gewaltſam aus den Bettchen fort und führte ſie, — auf einem offnen Kahn, zu kalter Nachtzeit, — in die Königsſtadt. Nach wen’gen Wochen war der Knabe todt. Man ſagte, Pſamtik hab’ ihn um- gebracht. Das holde Mägdlein ſchmachtet heute noch in eines finſtern Kerkers ödem Raum und weint nach ihrem Vater und nach uns. O, mein Geliebter, ſprich, iſt es nicht hart, daß ſich auch in das allerreinſte Glück ein Un- heil ſchleichen muß? Die Wonnezähre hier in dieſem Blick vereint ſich jetzt ſchon mit dem Schmerzensnaß, — und dieſer Mund, der eben noch gelacht, wird jetzt zum Herold eines tiefen Leids.“ „Jch fühle Deine Schmerzen nach, mein Kind; doch klage ich nicht nur gleich Dir, dem Weib. Was Dich zu nichts als warmen Thränen zwingt, das ballt zum Fauſtſchlag meine Männerhand. Der holde Knabe, der Dir theuer war, — das Mägdlein, das im öden Kerker weint, ſoll bald gerochen werden. Traue mir! Bevor der Nil zum zweitenmale ſchwillt, dringt ein gewalt’ges Heer in dieſes Land und wird Vergeltung fordern für den Mord!“ „O liebſter Mann, wie Deine Augen glühen! So ſchön, ſo herrlich ſah ich Dich noch nie! Ja, ja, der

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/105>, abgerufen am 24.11.2024.