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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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wissen die Tapferkeit zu ehren, das sollst auch Du erfah-
ren! Meine Freunde, niemals sah ich ein schärferes Schwert,
niemals einen unermüdlichern Arm, als den dieses Man-
nes; verneigt euch vor ihm, denn Heldengröße verdient die
Ehrfurcht der Tapfern, zeige sie sich beim Freunde oder beim
Feinde 60). -- Dir, Massaget, will ich rathen, bald nach
Hause zu ziehen und zu rüsten, denn durch die Erinnerung
an euren Muth und eure Kraft verdoppelt sich in mir die
Sehnsucht, mit euch zu kämpfen. Starke Feinde, wie ihr,
sind mir beim Mythra lieber als schwache Freunde! Jch
will euch ohne Schaden in eure Heimat entlassen, aber
bleibt nicht zu lange in meiner Nähe, sonst möchte, im
Gedanken an die Rache, welche ich der Seele meines Va-
ters schulde, mein Zorn erwachen und das Ende eures
Lebens nahe sein!"

Der bärtige Krieger lächelte und erwiederte dem Kö-
nige: "Wir Massageten glauben, daß die Seele Deines
Vaters mehr als gerochen ist. Statt seiner verblutete der
einzige Sohn unsrer Königin, der Stolz meines Volkes,
welcher nicht unedler oder geringer war als Kyros. Fünf-
zigtausend Leichen meiner Landsleute düngten als Todten-
opfer die Ufer des Araxes, während auf eurer Seite nur
dreißigtausend Menschen dem Tode verfielen. Wir kämpf-
ten ebenso wacker als ihr, eure Rüstungen aber sind fester
als die unsern und widerstehen den Pfeilen, welche unsre
Felle durchbohren. Endlich, als größte Rache, habt ihr
unsre edle Königin Tomyris getödtet."

"Tomyris lebt nicht mehr!?" rief Kambyses, den
Redner unterbrechend. "Wir Perser sollten ein Weib ge-
mordet haben? -- Was ist eurer Königin begegnet?
Schnell, gib Antwort!"

"Tomyris starb vor zehn Monden aus Gram über

wiſſen die Tapferkeit zu ehren, das ſollſt auch Du erfah-
ren! Meine Freunde, niemals ſah ich ein ſchärferes Schwert,
niemals einen unermüdlichern Arm, als den dieſes Man-
nes; verneigt euch vor ihm, denn Heldengröße verdient die
Ehrfurcht der Tapfern, zeige ſie ſich beim Freunde oder beim
Feinde 60). — Dir, Maſſaget, will ich rathen, bald nach
Hauſe zu ziehen und zu rüſten, denn durch die Erinnerung
an euren Muth und eure Kraft verdoppelt ſich in mir die
Sehnſucht, mit euch zu kämpfen. Starke Feinde, wie ihr,
ſind mir beim Mythra lieber als ſchwache Freunde! Jch
will euch ohne Schaden in eure Heimat entlaſſen, aber
bleibt nicht zu lange in meiner Nähe, ſonſt möchte, im
Gedanken an die Rache, welche ich der Seele meines Va-
ters ſchulde, mein Zorn erwachen und das Ende eures
Lebens nahe ſein!“

Der bärtige Krieger lächelte und erwiederte dem Kö-
nige: „Wir Maſſageten glauben, daß die Seele Deines
Vaters mehr als gerochen iſt. Statt ſeiner verblutete der
einzige Sohn unſrer Königin, der Stolz meines Volkes,
welcher nicht unedler oder geringer war als Kyros. Fünf-
zigtauſend Leichen meiner Landsleute düngten als Todten-
opfer die Ufer des Araxes, während auf eurer Seite nur
dreißigtauſend Menſchen dem Tode verfielen. Wir kämpf-
ten ebenſo wacker als ihr, eure Rüſtungen aber ſind feſter
als die unſern und widerſtehen den Pfeilen, welche unſre
Felle durchbohren. Endlich, als größte Rache, habt ihr
unſre edle Königin Tomyris getödtet.“

„Tomyris lebt nicht mehr!?“ rief Kambyſes, den
Redner unterbrechend. „Wir Perſer ſollten ein Weib ge-
mordet haben? — Was iſt eurer Königin begegnet?
Schnell, gib Antwort!“

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[76/0078] wiſſen die Tapferkeit zu ehren, das ſollſt auch Du erfah- ren! Meine Freunde, niemals ſah ich ein ſchärferes Schwert, niemals einen unermüdlichern Arm, als den dieſes Man- nes; verneigt euch vor ihm, denn Heldengröße verdient die Ehrfurcht der Tapfern, zeige ſie ſich beim Freunde oder beim Feinde 60). — Dir, Maſſaget, will ich rathen, bald nach Hauſe zu ziehen und zu rüſten, denn durch die Erinnerung an euren Muth und eure Kraft verdoppelt ſich in mir die Sehnſucht, mit euch zu kämpfen. Starke Feinde, wie ihr, ſind mir beim Mythra lieber als ſchwache Freunde! Jch will euch ohne Schaden in eure Heimat entlaſſen, aber bleibt nicht zu lange in meiner Nähe, ſonſt möchte, im Gedanken an die Rache, welche ich der Seele meines Va- ters ſchulde, mein Zorn erwachen und das Ende eures Lebens nahe ſein!“ Der bärtige Krieger lächelte und erwiederte dem Kö- nige: „Wir Maſſageten glauben, daß die Seele Deines Vaters mehr als gerochen iſt. Statt ſeiner verblutete der einzige Sohn unſrer Königin, der Stolz meines Volkes, welcher nicht unedler oder geringer war als Kyros. Fünf- zigtauſend Leichen meiner Landsleute düngten als Todten- opfer die Ufer des Araxes, während auf eurer Seite nur dreißigtauſend Menſchen dem Tode verfielen. Wir kämpf- ten ebenſo wacker als ihr, eure Rüſtungen aber ſind feſter als die unſern und widerſtehen den Pfeilen, welche unſre Felle durchbohren. Endlich, als größte Rache, habt ihr unſre edle Königin Tomyris getödtet.“ „Tomyris lebt nicht mehr!?“ rief Kambyſes, den Redner unterbrechend. „Wir Perſer ſollten ein Weib ge- mordet haben? — Was iſt eurer Königin begegnet? Schnell, gib Antwort!“ „Tomyris ſtarb vor zehn Monden aus Gram über

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/78>, abgerufen am 24.11.2024.