Myrten und Palmenzweige, Rosen, Mohn- und Oleanderblüten, Silberpappel-, Palmen- und Lorbeerblät- ter lagen auf allen Wegen. -- Weihrauch, Myrrhen und tausend andere Wohlgerüche durchwehten die Luft, Fahnen und Teppiche flatterten und wogten von allen Häusern. Das Jauchzen und die Jubelrufe des zahllosen babyloni- schen Volks, welches erst seit wenigen Jahren dem Perser- reiche unterworfen, nach asiatischer Sitte seine Ketten gleich einem Schmucke trug, so lange es sich vor der Macht sei- nes Zweigherrn fürchtete, übertönten die schmetternden Fanfaren medischer Trompeten, die sanften Töne phrygi- scher Flöten, die Cymbeln und Harfen der Juden, die Tamburine der Paphlagoner, die Saitenspiele der Jonier, die Pauken und Becken der Syrer, die Muscheln und Trommeln der Arier von der Jndusmündung und die lauten Töne der baktrischen Schlachtposaunen.
Duft, Farbenpracht, Gold und Edelsteingefunkel, Pferdegewieher, Jauchzen und Gesang vereinten sich zu einem Ganzen, das die Sinne betäubte und die Herzen mit taumelnder Lust erfüllte.
Keine der Festgesandtschaften war mit leeren Händen gekommen. Diese führten eine Koppel der edelsten Pferde, jene riesenhafte Elephanten und possirliche Affen, eine dritte mehrere mit Schabracken und Quasten behängte Nashörner und Büffel, die vierte zweibucklige baktrische Kameele mit goldnen Ringen um den zottigen Hals. An- dere brachten Wagen voll seltner Holzarten und Elfenbein, köstliche Gewebe, silberne und goldne Gefäße, Wannen voller Goldstaub und Barren, seltne Gewächse für die Gärten; und für den Wildpark des Königs ausländische Thiere, unter denen sich Antilopen, Zebras, seltene Affen- und Vogelarten auszeichneten 51), welche letztere an einen
Ebers, Eine ägyptische Königstochter. II. 5
Myrten und Palmenzweige, Roſen, Mohn- und Oleanderblüten, Silberpappel-, Palmen- und Lorbeerblät- ter lagen auf allen Wegen. — Weihrauch, Myrrhen und tauſend andere Wohlgerüche durchwehten die Luft, Fahnen und Teppiche flatterten und wogten von allen Häuſern. Das Jauchzen und die Jubelrufe des zahlloſen babyloni- ſchen Volks, welches erſt ſeit wenigen Jahren dem Perſer- reiche unterworfen, nach aſiatiſcher Sitte ſeine Ketten gleich einem Schmucke trug, ſo lange es ſich vor der Macht ſei- nes Zweigherrn fürchtete, übertönten die ſchmetternden Fanfaren mediſcher Trompeten, die ſanften Töne phrygi- ſcher Flöten, die Cymbeln und Harfen der Juden, die Tamburine der Paphlagoner, die Saitenſpiele der Jonier, die Pauken und Becken der Syrer, die Muſcheln und Trommeln der Arier von der Jndusmündung und die lauten Töne der baktriſchen Schlachtpoſaunen.
Duft, Farbenpracht, Gold und Edelſteingefunkel, Pferdegewieher, Jauchzen und Geſang vereinten ſich zu einem Ganzen, das die Sinne betäubte und die Herzen mit taumelnder Luſt erfüllte.
Keine der Feſtgeſandtſchaften war mit leeren Händen gekommen. Dieſe führten eine Koppel der edelſten Pferde, jene rieſenhafte Elephanten und poſſirliche Affen, eine dritte mehrere mit Schabracken und Quaſten behängte Nashörner und Büffel, die vierte zweibucklige baktriſche Kameele mit goldnen Ringen um den zottigen Hals. An- dere brachten Wagen voll ſeltner Holzarten und Elfenbein, köſtliche Gewebe, ſilberne und goldne Gefäße, Wannen voller Goldſtaub und Barren, ſeltne Gewächſe für die Gärten; und für den Wildpark des Königs ausländiſche Thiere, unter denen ſich Antilopen, Zebras, ſeltene Affen- und Vogelarten auszeichneten 51), welche letztere an einen
Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. II. 5
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Myrten und Palmenzweige, Roſen, Mohn- und
Oleanderblüten, Silberpappel-, Palmen- und Lorbeerblät-
ter lagen auf allen Wegen. — Weihrauch, Myrrhen und
tauſend andere Wohlgerüche durchwehten die Luft, Fahnen
und Teppiche flatterten und wogten von allen Häuſern.
Das Jauchzen und die Jubelrufe des zahlloſen babyloni-
ſchen Volks, welches erſt ſeit wenigen Jahren dem Perſer-
reiche unterworfen, nach aſiatiſcher Sitte ſeine Ketten gleich
einem Schmucke trug, ſo lange es ſich vor der Macht ſei-
nes Zweigherrn fürchtete, übertönten die ſchmetternden
Fanfaren mediſcher Trompeten, die ſanften Töne phrygi-
ſcher Flöten, die Cymbeln und Harfen der Juden, die
Tamburine der Paphlagoner, die Saitenſpiele der Jonier,
die Pauken und Becken der Syrer, die Muſcheln und
Trommeln der Arier von der Jndusmündung und die
lauten Töne der baktriſchen Schlachtpoſaunen.
Duft, Farbenpracht, Gold und Edelſteingefunkel,
Pferdegewieher, Jauchzen und Geſang vereinten ſich zu
einem Ganzen, das die Sinne betäubte und die Herzen
mit taumelnder Luſt erfüllte.
Keine der Feſtgeſandtſchaften war mit leeren Händen
gekommen. Dieſe führten eine Koppel der edelſten Pferde,
jene rieſenhafte Elephanten und poſſirliche Affen, eine
dritte mehrere mit Schabracken und Quaſten behängte
Nashörner und Büffel, die vierte zweibucklige baktriſche
Kameele mit goldnen Ringen um den zottigen Hals. An-
dere brachten Wagen voll ſeltner Holzarten und Elfenbein,
köſtliche Gewebe, ſilberne und goldne Gefäße, Wannen
voller Goldſtaub und Barren, ſeltne Gewächſe für die
Gärten; und für den Wildpark des Königs ausländiſche
Thiere, unter denen ſich Antilopen, Zebras, ſeltene Affen-
und Vogelarten auszeichneten 51), welche letztere an einen
Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. II. 5
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/67>, abgerufen am 22.07.2024.
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