dargereichte Trank nicht schmeckte, ungeduldig vor die Füße geworfen hatte. Eine große Zahl von Hofbeamten umgab in ziemlicher Entfernung den gereizten Gebieter. Man sah einem Jeden an, daß er den Zorn des Herrschers fürchte und sich so weit als möglich von demselben zurückzuziehen wünsche. Lautlose Stille erfüllte den weiten Raum, durch dessen offne Fenster das blendende Licht und die drückende Hitze des babylonischen Maitages zog. Ein großer Hund von edler epirotischer Race war der Einzige, der es wagte, das tiefe Schweigen mit wimmerndem Geheul zu unter- brechen. Kambyses hatte das schmeichelnde Thier mit einem gewaltigen Fußtritte zurückgestoßen. Ehe der Stabträger Hystaspes einführte, sprang der König von seinem Lager auf. Er konnte die träge Ruhe nicht mehr aushalten; sein Schmerz und Zorn drohten ihn zu ersticken. Das Geheul des Hundes erweckte einen schnellen Gedanken in seinem abgemarterten, nach Vergessenheit lechzenden Gehirn.
"Zur Jagd!" schrie er, sich auf die Füße stellend, den zusammenschreckenden Höflingen zu.
Die Jägermeister, Stallmeister und der oberste Hüter des Hundezwingers eilten, dem Befehl ihres Herrn zu gehorchen. Dieser rief ihnen nach: "Jch will den un- gezähmten Hengst Reksch 117) besteigen. Rüstet die Fal- ken, laßt alle Hunde los, entbietet Jeden, der den Speer zu führen versteht! Wir wollen den Thiergarten auf- räumen!"
Nun legte er sich, als hätten diese Worte seinen gewaltigen Körper gänzlich erschöpft, von Neuem auf den Diwan nieder. Er bemerkte den eingetretenen Hystaspes nicht, denn seine finstern Blicke folgten unablässig den Sonnenstäubchen, welche in dem durch das Fenster dringen- den Lichte muntere Spiele trieben.
dargereichte Trank nicht ſchmeckte, ungeduldig vor die Füße geworfen hatte. Eine große Zahl von Hofbeamten umgab in ziemlicher Entfernung den gereizten Gebieter. Man ſah einem Jeden an, daß er den Zorn des Herrſchers fürchte und ſich ſo weit als möglich von demſelben zurückzuziehen wünſche. Lautloſe Stille erfüllte den weiten Raum, durch deſſen offne Fenſter das blendende Licht und die drückende Hitze des babyloniſchen Maitages zog. Ein großer Hund von edler epirotiſcher Race war der Einzige, der es wagte, das tiefe Schweigen mit wimmerndem Geheul zu unter- brechen. Kambyſes hatte das ſchmeichelnde Thier mit einem gewaltigen Fußtritte zurückgeſtoßen. Ehe der Stabträger Hyſtaspes einführte, ſprang der König von ſeinem Lager auf. Er konnte die träge Ruhe nicht mehr aushalten; ſein Schmerz und Zorn drohten ihn zu erſticken. Das Geheul des Hundes erweckte einen ſchnellen Gedanken in ſeinem abgemarterten, nach Vergeſſenheit lechzenden Gehirn.
„Zur Jagd!“ ſchrie er, ſich auf die Füße ſtellend, den zuſammenſchreckenden Höflingen zu.
Die Jägermeiſter, Stallmeiſter und der oberſte Hüter des Hundezwingers eilten, dem Befehl ihres Herrn zu gehorchen. Dieſer rief ihnen nach: „Jch will den un- gezähmten Hengſt Rekſch 117) beſteigen. Rüſtet die Fal- ken, laßt alle Hunde los, entbietet Jeden, der den Speer zu führen verſteht! Wir wollen den Thiergarten auf- räumen!“
Nun legte er ſich, als hätten dieſe Worte ſeinen gewaltigen Körper gänzlich erſchöpft, von Neuem auf den Diwan nieder. Er bemerkte den eingetretenen Hyſtaspes nicht, denn ſeine finſtern Blicke folgten unabläſſig den Sonnenſtäubchen, welche in dem durch das Fenſter dringen- den Lichte muntere Spiele trieben.
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dargereichte Trank nicht ſchmeckte, ungeduldig vor die Füße
geworfen hatte. Eine große Zahl von Hofbeamten umgab
in ziemlicher Entfernung den gereizten Gebieter. Man ſah
einem Jeden an, daß er den Zorn des Herrſchers fürchte
und ſich ſo weit als möglich von demſelben zurückzuziehen
wünſche. Lautloſe Stille erfüllte den weiten Raum, durch
deſſen offne Fenſter das blendende Licht und die drückende
Hitze des babyloniſchen Maitages zog. Ein großer Hund
von edler epirotiſcher Race war der Einzige, der es wagte,
das tiefe Schweigen mit wimmerndem Geheul zu unter-
brechen. Kambyſes hatte das ſchmeichelnde Thier mit einem
gewaltigen Fußtritte zurückgeſtoßen. Ehe der Stabträger
Hyſtaspes einführte, ſprang der König von ſeinem Lager
auf. Er konnte die träge Ruhe nicht mehr aushalten;
ſein Schmerz und Zorn drohten ihn zu erſticken. Das
Geheul des Hundes erweckte einen ſchnellen Gedanken in
ſeinem abgemarterten, nach Vergeſſenheit lechzenden Gehirn.
„Zur Jagd!“ ſchrie er, ſich auf die Füße ſtellend,
den zuſammenſchreckenden Höflingen zu.
Die Jägermeiſter, Stallmeiſter und der oberſte Hüter
des Hundezwingers eilten, dem Befehl ihres Herrn zu
gehorchen. Dieſer rief ihnen nach: „Jch will den un-
gezähmten Hengſt Rekſch 117) beſteigen. Rüſtet die Fal-
ken, laßt alle Hunde los, entbietet Jeden, der den Speer
zu führen verſteht! Wir wollen den Thiergarten auf-
räumen!“
Nun legte er ſich, als hätten dieſe Worte ſeinen
gewaltigen Körper gänzlich erſchöpft, von Neuem auf den
Diwan nieder. Er bemerkte den eingetretenen Hyſtaspes
nicht, denn ſeine finſtern Blicke folgten unabläſſig den
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/207>, abgerufen am 22.07.2024.
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