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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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als Bartja die durcheinander Schreienden unterbrach und
mit fester Stimme sagte: "Dort kommt eine Abtheilung
der Leibwache in den Garten. Jch soll verhaftet werden
und kann nicht fliehen, weil ich, der ich unschuldig bin, da-
durch den Verdacht der Schuld auf mich laden würde. --
Bei der Seele meines Vaters, bei den blinden Augen
meiner Mutter, bei dem reinen Lichte der Sonne, schwöre
ich Dir, Krösus, daß ich Dich nicht belüge."

"So glaube ich Dir gegen das Zeugniß meiner bei-
den Augen, die mich bis heute noch nie betrogen haben!
Dennoch beschwör' ich Dich, zu fliehen! Du kennst Kam-
byses! Mein Wagen wartet an der Pforte. Jage die
Pferde todt, aber flieh'! Die Soldaten scheinen zu wissen,
um was es sich handelt, denn es ist unzweifelhaft, daß
sie so lange zaudern, um Dir, ihrem Lieblinge, Zeit zu
lassen, Dich zu entfernen. Flieh, flieh, oder es ist um
Dich geschehn!"

"Flieh, Bartja," rief auch Darius, seinen Freund
vorwärts drängend, "und gedenke der Warnung, die Dir
der Himmel selbst in Sternenschrift sendet."

Bartja schüttelte schweigend sein schönes Haupt und
sagte, die bangen Freunde zurückweisend: "Jch bin noch
nie geflohn und gedenke auch heute Stand zu halten.
Feigheit scheint mir schlimmer als Tod, und ich leide lie-
ber Unrecht von Andern, als daß ich mich selbst beschimpfe.
Da sind die Soldaten! Willkommen Bischen; Du sollst
mich verhaften? Ja!? Warte nur einen Augenblick, bis
ich den Freunden Lebewohl gesagt habe."

Bischen, der also Angeredete, ein alter Feldhaupt-
mann des Kyros, der Bartja den ersten Unterricht im
Pfeilschießen und Speerwerfen ertheilt, im Tapurenkriege
an seiner Seite gefochten und ihn lieb hatte wie seinen

als Bartja die durcheinander Schreienden unterbrach und
mit feſter Stimme ſagte: „Dort kommt eine Abtheilung
der Leibwache in den Garten. Jch ſoll verhaftet werden
und kann nicht fliehen, weil ich, der ich unſchuldig bin, da-
durch den Verdacht der Schuld auf mich laden würde. —
Bei der Seele meines Vaters, bei den blinden Augen
meiner Mutter, bei dem reinen Lichte der Sonne, ſchwöre
ich Dir, Kröſus, daß ich Dich nicht belüge.“

„So glaube ich Dir gegen das Zeugniß meiner bei-
den Augen, die mich bis heute noch nie betrogen haben!
Dennoch beſchwör’ ich Dich, zu fliehen! Du kennſt Kam-
byſes! Mein Wagen wartet an der Pforte. Jage die
Pferde todt, aber flieh’! Die Soldaten ſcheinen zu wiſſen,
um was es ſich handelt, denn es iſt unzweifelhaft, daß
ſie ſo lange zaudern, um Dir, ihrem Lieblinge, Zeit zu
laſſen, Dich zu entfernen. Flieh, flieh, oder es iſt um
Dich geſchehn!“

„Flieh, Bartja,“ rief auch Darius, ſeinen Freund
vorwärts drängend, „und gedenke der Warnung, die Dir
der Himmel ſelbſt in Sternenſchrift ſendet.“

Bartja ſchüttelte ſchweigend ſein ſchönes Haupt und
ſagte, die bangen Freunde zurückweiſend: „Jch bin noch
nie geflohn und gedenke auch heute Stand zu halten.
Feigheit ſcheint mir ſchlimmer als Tod, und ich leide lie-
ber Unrecht von Andern, als daß ich mich ſelbſt beſchimpfe.
Da ſind die Soldaten! Willkommen Biſchen; Du ſollſt
mich verhaften? Ja!? Warte nur einen Augenblick, bis
ich den Freunden Lebewohl geſagt habe.“

Biſchen, der alſo Angeredete, ein alter Feldhaupt-
mann des Kyros, der Bartja den erſten Unterricht im
Pfeilſchießen und Speerwerfen ertheilt, im Tapurenkriege
an ſeiner Seite gefochten und ihn lieb hatte wie ſeinen

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[156/0158] als Bartja die durcheinander Schreienden unterbrach und mit feſter Stimme ſagte: „Dort kommt eine Abtheilung der Leibwache in den Garten. Jch ſoll verhaftet werden und kann nicht fliehen, weil ich, der ich unſchuldig bin, da- durch den Verdacht der Schuld auf mich laden würde. — Bei der Seele meines Vaters, bei den blinden Augen meiner Mutter, bei dem reinen Lichte der Sonne, ſchwöre ich Dir, Kröſus, daß ich Dich nicht belüge.“ „So glaube ich Dir gegen das Zeugniß meiner bei- den Augen, die mich bis heute noch nie betrogen haben! Dennoch beſchwör’ ich Dich, zu fliehen! Du kennſt Kam- byſes! Mein Wagen wartet an der Pforte. Jage die Pferde todt, aber flieh’! Die Soldaten ſcheinen zu wiſſen, um was es ſich handelt, denn es iſt unzweifelhaft, daß ſie ſo lange zaudern, um Dir, ihrem Lieblinge, Zeit zu laſſen, Dich zu entfernen. Flieh, flieh, oder es iſt um Dich geſchehn!“ „Flieh, Bartja,“ rief auch Darius, ſeinen Freund vorwärts drängend, „und gedenke der Warnung, die Dir der Himmel ſelbſt in Sternenſchrift ſendet.“ Bartja ſchüttelte ſchweigend ſein ſchönes Haupt und ſagte, die bangen Freunde zurückweiſend: „Jch bin noch nie geflohn und gedenke auch heute Stand zu halten. Feigheit ſcheint mir ſchlimmer als Tod, und ich leide lie- ber Unrecht von Andern, als daß ich mich ſelbſt beſchimpfe. Da ſind die Soldaten! Willkommen Biſchen; Du ſollſt mich verhaften? Ja!? Warte nur einen Augenblick, bis ich den Freunden Lebewohl geſagt habe.“ Biſchen, der alſo Angeredete, ein alter Feldhaupt- mann des Kyros, der Bartja den erſten Unterricht im Pfeilſchießen und Speerwerfen ertheilt, im Tapurenkriege an ſeiner Seite gefochten und ihn lieb hatte wie ſeinen

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/158>, abgerufen am 09.10.2024.