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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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ſich Pythagoras ſelbſt zu nennen pflegt 88), gedacht, dann
würde Deine Seele ſchon geſtern ihr ſchönes Gleichge-
wicht wiedergefunden haben. Der Meiſter gebietet, man
ſolle an jedem Abende die Ereigniſſe, Gefühle und Ge-
danken des vergangenen Tages noch einmal durchleben.
Hätteſt Du das gethan, ſo würdeſt Du gefunden haben,
daß die ungeheuchelte Bewunderung all’ Deiner Gäſte,
unter denen ſich Männer vom höchſten Verdienſte befanden,
die Schmähreden eines trunkenen Wüſtlings tauſendfach
aufwogen; Du hätteſt Dich als eine Freundin der Götter
fühlen müſſen, denn in Deinem Hauſe gewährten die Un-
ſterblichen einem edlen Greiſe, nach jahrelangem Mißgeſchick,
die höchſte Wonne, welche nur immer einem Menſchen zu
Theil werden kann; endlich nahmen ſie Dir einen Freund,
um Dir ſofort einen neuen, beſſeren zu ſchenken. Keine
Widerrede, und laß mich jetzt mit meiner Bitte beginnen!

„Du weißt, daß man mich bald einen Athener, bald
einen Helikarnaſſier 89) nennt. Die Joniſchen, Aeoliſchen
und Doriſchen Söldner haben ſich von jeher mit den Ka-
riſchen nicht ſonderlich vertragen; darum war mir, dem
Anführer beider Theile, meine, ich möchte ſagen dreifache
Herkunft beſonders nützlich. So treffliche Eigenſchaften
Ariſtomachus beſitzen mag, ſo wird mich Amaſis dennoch
vermiſſen; — denn mir gelang es leicht, die ſchönſte Einig-
keit unter dem Söldnerheere herzuſtellen, während der
Spartaner, den Kariern gegenüber, auf große Schwierig-
keiten ſtoßen wird.

„Dieſe meine doppelte Herkunft kommt daher, daß mein
Vater eine Halikarnaſſierin aus edlem doriſchen Geſchlechte
zum Weibe hatte, und mit derſelben, um das Erbe ihrer
Eltern in Empfang zu nehmen, gerade zu Halikarnaſſus
verweilte, als ich geboren wurde. — Obgleich man mich

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/71>, abgerufen am 23.02.2025.