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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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daß die veränderungssüchtige Menge dem heimkehrenden Adel,
dem neuen Lichte, entgegenfliegen wird, wie man bis dahin
dem Tyrannen zuzulaufen gewohnt war. -- Gib mir noch
einmal Deine Hand, Du echter Sohn des Ajax. -- Euch
aber, ihr Freunde, bin ich manche Neuigkeit schuldig.

"Jm Wagenrennen siegte also Kimon, der dem Pi-
sistratus seinen Oelzweig schenkte. Niemals sah ich vier
schönere Rosse, als die seinigen. Auch Arkesilaos von Ky-
rene, Kleosthenes von Epidamnos 71), Aster von Sybaris,
Hekataeos von Milet und viele Andere hatten köstliche
Gespanne nach Olympia gesendet. Ueberhaupt waren die
diesmaligen Spiele mehr als glänzend. Ganz Hellas
hatte Boten geschickt. Rhoda die Ardeaten-Stadt im fer-
nen Jberien, das reiche Tartessus, -- Sinope im entle-
genen Osten am Gestade des Pontus, kurz jeder Stamm,
welcher sich hellenischer Herkunft rühmt, war reichlich ver-
treten. Die Sybariten sendeten Festboten von wahrhaft
blendendem Glanze, -- die Spartaner schlichte Männer
von der Schönheit des Achilles und dem Wuchse des Her-
kules; die Athener zeichneten sich durch geschmeidige Glie-
der und anmuthige Bewegungen aus, die Krotoniaten
wurden von Milon 72), dem stärksten Manne menschlicher
Hexkunft geführt, die samischen und milesischen Festgenos-
sen wetteiferten an Pracht und äußerem Schimmer mit
den Korinthern und Mytelenaeern, die ganze Blüte der
hellenischen Jugend war versammelt, und in den Zuschauer-
räumen saßen neben Männern jeden Alters, jeden Stan-
des und Volkes, viele holde Jungfrauen, welche nament-
lich von Sparta nach Olympia gekommen waren, um durch
ihren Zuruf die Spiele der Männer zu verschönern 73).
Jenseits des Alpheos war der Markt erlaubt. Dort
konntet ihr Handelsleute aus allen Ländern der Welt er-

daß die veränderungsſüchtige Menge dem heimkehrenden Adel,
dem neuen Lichte, entgegenfliegen wird, wie man bis dahin
dem Tyrannen zuzulaufen gewohnt war. — Gib mir noch
einmal Deine Hand, Du echter Sohn des Ajax. — Euch
aber, ihr Freunde, bin ich manche Neuigkeit ſchuldig.

„Jm Wagenrennen ſiegte alſo Kimon, der dem Pi-
ſiſtratus ſeinen Oelzweig ſchenkte. Niemals ſah ich vier
ſchönere Roſſe, als die ſeinigen. Auch Arkeſilaos von Ky-
rene, Kleoſthenes von Epidamnos 71), Aſter von Sybaris,
Hekataeos von Milet und viele Andere hatten köſtliche
Geſpanne nach Olympia geſendet. Ueberhaupt waren die
diesmaligen Spiele mehr als glänzend. Ganz Hellas
hatte Boten geſchickt. Rhoda die Ardeaten-Stadt im fer-
nen Jberien, das reiche Tarteſſus, — Sinope im entle-
genen Oſten am Geſtade des Pontus, kurz jeder Stamm,
welcher ſich helleniſcher Herkunft rühmt, war reichlich ver-
treten. Die Sybariten ſendeten Feſtboten von wahrhaft
blendendem Glanze, — die Spartaner ſchlichte Männer
von der Schönheit des Achilles und dem Wuchſe des Her-
kules; die Athener zeichneten ſich durch geſchmeidige Glie-
der und anmuthige Bewegungen aus, die Krotoniaten
wurden von Milon 72), dem ſtärkſten Manne menſchlicher
Hexkunft geführt, die ſamiſchen und mileſiſchen Feſtgenoſ-
ſen wetteiferten an Pracht und äußerem Schimmer mit
den Korinthern und Mytelenaeern, die ganze Blüte der
helleniſchen Jugend war verſammelt, und in den Zuſchauer-
räumen ſaßen neben Männern jeden Alters, jeden Stan-
des und Volkes, viele holde Jungfrauen, welche nament-
lich von Sparta nach Olympia gekommen waren, um durch
ihren Zuruf die Spiele der Männer zu verſchönern 73).
Jenſeits des Alpheos war der Markt erlaubt. Dort
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[37/0055] daß die veränderungsſüchtige Menge dem heimkehrenden Adel, dem neuen Lichte, entgegenfliegen wird, wie man bis dahin dem Tyrannen zuzulaufen gewohnt war. — Gib mir noch einmal Deine Hand, Du echter Sohn des Ajax. — Euch aber, ihr Freunde, bin ich manche Neuigkeit ſchuldig. „Jm Wagenrennen ſiegte alſo Kimon, der dem Pi- ſiſtratus ſeinen Oelzweig ſchenkte. Niemals ſah ich vier ſchönere Roſſe, als die ſeinigen. Auch Arkeſilaos von Ky- rene, Kleoſthenes von Epidamnos 71), Aſter von Sybaris, Hekataeos von Milet und viele Andere hatten köſtliche Geſpanne nach Olympia geſendet. Ueberhaupt waren die diesmaligen Spiele mehr als glänzend. Ganz Hellas hatte Boten geſchickt. Rhoda die Ardeaten-Stadt im fer- nen Jberien, das reiche Tarteſſus, — Sinope im entle- genen Oſten am Geſtade des Pontus, kurz jeder Stamm, welcher ſich helleniſcher Herkunft rühmt, war reichlich ver- treten. Die Sybariten ſendeten Feſtboten von wahrhaft blendendem Glanze, — die Spartaner ſchlichte Männer von der Schönheit des Achilles und dem Wuchſe des Her- kules; die Athener zeichneten ſich durch geſchmeidige Glie- der und anmuthige Bewegungen aus, die Krotoniaten wurden von Milon 72), dem ſtärkſten Manne menſchlicher Hexkunft geführt, die ſamiſchen und mileſiſchen Feſtgenoſ- ſen wetteiferten an Pracht und äußerem Schimmer mit den Korinthern und Mytelenaeern, die ganze Blüte der helleniſchen Jugend war verſammelt, und in den Zuſchauer- räumen ſaßen neben Männern jeden Alters, jeden Stan- des und Volkes, viele holde Jungfrauen, welche nament- lich von Sparta nach Olympia gekommen waren, um durch ihren Zuruf die Spiele der Männer zu verſchönern 73). Jenſeits des Alpheos war der Markt erlaubt. Dort konntet ihr Handelsleute aus allen Ländern der Welt er-

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/55>, abgerufen am 27.04.2024.