Die Flügelthüren des Speisesaales öffneten sich. An jeder Seite des Eingangs stand ein schöner, blondgelockter Knabe, mit Myrtenkränzen in der Hand; in der Mitte des Saales, ein großer, niedriger, glänzend polirter Tisch, an dessen Seiten purpurrothe Polster die Gäste zum Nieder- lassen einluden 39).
Auf der Tafel prangten reiche Blumensträuße. Große Braten, Gläser und Schalen voller Datteln, Feigen, Gra- natäpfel, Melonen und Weintrauben standen neben kleinen silbernen Bienenkörben voller Honig; zarter Käse von der Jnsel Trinakria lag auf getriebenen kupfernen Tellern, und in der Mitte des Tisches stand ein silberner, einem Altar ähnlicher, Tafelaufsatz, der rings mit Myrten und Rosenkränzen umwunden war, und von dessen Spitze süße Räucherungsdüfte aufstiegen.
Am äußersten Ende des Tisches glänzte das silberne Mischgefäß 40), ein herrliches äginetisches Werk, dessen ge- krümmte Henkel zwei Giganten darstellten, die unter der Last der Schale, welche sie trugen, zusammenzubrechen schienen. Dieser Mischkrug war, wie der Altar in der Mitte des Tisches, mit Blumen umwunden, und auch
Zweites Kapitel.
Die Flügelthüren des Speiſeſaales öffneten ſich. An jeder Seite des Eingangs ſtand ein ſchöner, blondgelockter Knabe, mit Myrtenkränzen in der Hand; in der Mitte des Saales, ein großer, niedriger, glänzend polirter Tiſch, an deſſen Seiten purpurrothe Polſter die Gäſte zum Nieder- laſſen einluden 39).
Auf der Tafel prangten reiche Blumenſträuße. Große Braten, Gläſer und Schalen voller Datteln, Feigen, Gra- natäpfel, Melonen und Weintrauben ſtanden neben kleinen ſilbernen Bienenkörben voller Honig; zarter Käſe von der Jnſel Trinakria lag auf getriebenen kupfernen Tellern, und in der Mitte des Tiſches ſtand ein ſilberner, einem Altar ähnlicher, Tafelaufſatz, der rings mit Myrten und Roſenkränzen umwunden war, und von deſſen Spitze ſüße Räucherungsdüfte aufſtiegen.
Am äußerſten Ende des Tiſches glänzte das ſilberne Miſchgefäß 40), ein herrliches äginetiſches Werk, deſſen ge- krümmte Henkel zwei Giganten darſtellten, die unter der Laſt der Schale, welche ſie trugen, zuſammenzubrechen ſchienen. Dieſer Miſchkrug war, wie der Altar in der Mitte des Tiſches, mit Blumen umwunden, und auch
<TEI><text><body><pbfacs="#f0037"n="[19]"/><divn="1"><head><hirendition="#fr"><hirendition="#g">Zweites Kapitel.</hi></hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Flügelthüren des Speiſeſaales öffneten ſich. An<lb/>
jeder Seite des Eingangs ſtand ein ſchöner, blondgelockter<lb/>
Knabe, mit Myrtenkränzen in der Hand; in der Mitte des<lb/>
Saales, ein großer, niedriger, glänzend polirter Tiſch, an<lb/>
deſſen Seiten purpurrothe Polſter die Gäſte zum Nieder-<lb/>
laſſen einluden <hirendition="#sup">39</hi>).</p><lb/><p>Auf der Tafel prangten reiche Blumenſträuße. Große<lb/>
Braten, Gläſer und Schalen voller Datteln, Feigen, Gra-<lb/>
natäpfel, Melonen und Weintrauben ſtanden neben kleinen<lb/>ſilbernen Bienenkörben voller Honig; zarter Käſe von der<lb/>
Jnſel Trinakria lag auf getriebenen kupfernen Tellern,<lb/>
und in der Mitte des Tiſches ſtand ein ſilberner, einem<lb/>
Altar ähnlicher, Tafelaufſatz, der rings mit Myrten und<lb/>
Roſenkränzen umwunden war, und von deſſen Spitze ſüße<lb/>
Räucherungsdüfte aufſtiegen.</p><lb/><p>Am äußerſten Ende des Tiſches glänzte das ſilberne<lb/>
Miſchgefäß <hirendition="#sup">40</hi>), ein herrliches äginetiſches Werk, deſſen ge-<lb/>
krümmte Henkel zwei Giganten darſtellten, die unter der<lb/>
Laſt der Schale, welche ſie trugen, zuſammenzubrechen<lb/>ſchienen. Dieſer Miſchkrug war, wie der Altar in der<lb/>
Mitte des Tiſches, mit Blumen umwunden, und auch<lb/></p></div></body></text></TEI>
[[19]/0037]
Zweites Kapitel.
Die Flügelthüren des Speiſeſaales öffneten ſich. An
jeder Seite des Eingangs ſtand ein ſchöner, blondgelockter
Knabe, mit Myrtenkränzen in der Hand; in der Mitte des
Saales, ein großer, niedriger, glänzend polirter Tiſch, an
deſſen Seiten purpurrothe Polſter die Gäſte zum Nieder-
laſſen einluden 39).
Auf der Tafel prangten reiche Blumenſträuße. Große
Braten, Gläſer und Schalen voller Datteln, Feigen, Gra-
natäpfel, Melonen und Weintrauben ſtanden neben kleinen
ſilbernen Bienenkörben voller Honig; zarter Käſe von der
Jnſel Trinakria lag auf getriebenen kupfernen Tellern,
und in der Mitte des Tiſches ſtand ein ſilberner, einem
Altar ähnlicher, Tafelaufſatz, der rings mit Myrten und
Roſenkränzen umwunden war, und von deſſen Spitze ſüße
Räucherungsdüfte aufſtiegen.
Am äußerſten Ende des Tiſches glänzte das ſilberne
Miſchgefäß 40), ein herrliches äginetiſches Werk, deſſen ge-
krümmte Henkel zwei Giganten darſtellten, die unter der
Laſt der Schale, welche ſie trugen, zuſammenzubrechen
ſchienen. Dieſer Miſchkrug war, wie der Altar in der
Mitte des Tiſches, mit Blumen umwunden, und auch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. [19]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/37>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.