Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.Lieblingsbeschäftigung vornehmer Perser, das edle Waid- Niemand bemerkte die Veränderung, welche in dem Die arme Königstochter grämte sich über die Kälte Trotzdem mußte sich die Arme sagen, daß Bartja Lieblingsbeſchäftigung vornehmer Perſer, das edle Waid- Niemand bemerkte die Veränderung, welche in dem Die arme Königstochter grämte ſich über die Kälte Trotzdem mußte ſich die Arme ſagen, daß Bartja <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0175" n="157"/> Lieblingsbeſchäftigung vornehmer Perſer, das edle Waid-<lb/> werk, geübt zu haben.</p><lb/> <p>Niemand bemerkte die Veränderung, welche in dem<lb/> innerſten Weſen des Königsſohnes durch die Macht der<lb/> erſten Liebe vor ſich ging, außer Tachot, der Tochter des<lb/> Amaſis. Dieſe hegte ſeit dem erſten Tage, an welchem<lb/> Bartja zu ihr geredet hatte, eine ſtille Leidenſchaft für<lb/> den ſchönen Jüngling. Mit den zarten Fühlfäden der<lb/> Liebe erkannte ſie ſchnell, daß ſich etwas Fremdes zwiſchen<lb/> ſie und ihn geſtellt haben müſſe. Wenn Bartja ihr früher<lb/> gleich einem Bruder begegnet war, und ihre Nähe geſucht<lb/> hatte, ſo vermied er jetzt ſorgfältig ihr vertraulich zu<lb/> nahen. Er ahnte ihr Geheimniß und meinte, wenn er<lb/> ſie nur freundlich anſähe, ein Verbrechen an ſeiner Liebe<lb/> für Sappho zu begehen.</p><lb/> <p>Die arme Königstochter grämte ſich über die Kälte<lb/> des Jünglings und machte Nitetis zu ihrer Vertrauten.<lb/> Dieſe ermuthigte ſie und baute Luftſchlöſſer mit ihr. —<lb/> Die beiden Jungfrauen malten ſich aus, wie herrlich es<lb/> ſein würde, wenn ſie, an zwei fürſtliche Brüder vermählt,<lb/> ohne ſich von einander trennen zu brauchen, an einem<lb/> Hofe leben dürften. — Aber Tag auf Tag verſtrich, und<lb/> der ſchöne Königsſohn zeigte ſich dem Mädchen immer ſel-<lb/> tener, und wenn er kam, ſo verkehrte er mit Tachot<lb/> wie mit einer Fremden.</p><lb/> <p>Trotzdem mußte ſich die Arme ſagen, daß Bartja<lb/> während ſeines Aufenthalts in Aegypten ſchöner und männ-<lb/> licher geworden ſei. Ein ſtolzes und dennoch mildes<lb/> Selbſtbewußtſein ſtrahlte jetzt aus ſeinen großen Augen,<lb/> und ſtatt des früheren jugendlichen Uebermuthes breitete<lb/> ſich nicht ſelten eine eigenthümlich träumeriſche Ruhe über<lb/> ſein ganzes Weſen. Die roſigen Wangen hatten an Farbe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [157/0175]
Lieblingsbeſchäftigung vornehmer Perſer, das edle Waid-
werk, geübt zu haben.
Niemand bemerkte die Veränderung, welche in dem
innerſten Weſen des Königsſohnes durch die Macht der
erſten Liebe vor ſich ging, außer Tachot, der Tochter des
Amaſis. Dieſe hegte ſeit dem erſten Tage, an welchem
Bartja zu ihr geredet hatte, eine ſtille Leidenſchaft für
den ſchönen Jüngling. Mit den zarten Fühlfäden der
Liebe erkannte ſie ſchnell, daß ſich etwas Fremdes zwiſchen
ſie und ihn geſtellt haben müſſe. Wenn Bartja ihr früher
gleich einem Bruder begegnet war, und ihre Nähe geſucht
hatte, ſo vermied er jetzt ſorgfältig ihr vertraulich zu
nahen. Er ahnte ihr Geheimniß und meinte, wenn er
ſie nur freundlich anſähe, ein Verbrechen an ſeiner Liebe
für Sappho zu begehen.
Die arme Königstochter grämte ſich über die Kälte
des Jünglings und machte Nitetis zu ihrer Vertrauten.
Dieſe ermuthigte ſie und baute Luftſchlöſſer mit ihr. —
Die beiden Jungfrauen malten ſich aus, wie herrlich es
ſein würde, wenn ſie, an zwei fürſtliche Brüder vermählt,
ohne ſich von einander trennen zu brauchen, an einem
Hofe leben dürften. — Aber Tag auf Tag verſtrich, und
der ſchöne Königsſohn zeigte ſich dem Mädchen immer ſel-
tener, und wenn er kam, ſo verkehrte er mit Tachot
wie mit einer Fremden.
Trotzdem mußte ſich die Arme ſagen, daß Bartja
während ſeines Aufenthalts in Aegypten ſchöner und männ-
licher geworden ſei. Ein ſtolzes und dennoch mildes
Selbſtbewußtſein ſtrahlte jetzt aus ſeinen großen Augen,
und ſtatt des früheren jugendlichen Uebermuthes breitete
ſich nicht ſelten eine eigenthümlich träumeriſche Ruhe über
ſein ganzes Weſen. Die roſigen Wangen hatten an Farbe
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