Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.werde. Jetzt verlaß mich und tritt mir nicht eher vor Der Thronerbe entfernte sich; der König aber be- Psamtik begab sich sogleich zum Oberbefehlshaber der werde. Jetzt verlaß mich und tritt mir nicht eher vor Der Thronerbe entfernte ſich; der König aber be- Pſamtik begab ſich ſogleich zum Oberbefehlshaber der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0170" n="152"/> werde. Jetzt verlaß mich und tritt mir nicht eher vor<lb/> Augen, als bis ich Dich rufen laſſe. Geſtern hatte ich<lb/> einen Sohn gewonnen, um ihn heute wieder zu verlieren.<lb/> Steh auf! Jch verlange keine Zeichen einer Demuth und<lb/> Liebe, welche Du niemals gekannt haſt. Bedarfſt Du<lb/> eines Troſtes, eines Rathes, ſo wende Dich an die Prie-<lb/> ſter und ſieh, ob ſie Dir den Vater erſetzen werden.<lb/> — Sage Neithoteph, in deſſen Händen Du weiches Wachs<lb/> biſt, — er habe das rechte Mittel gefunden, mir Bewil-<lb/> ligungen abzuzwingen. Um Aegypten groß zu erhalten,<lb/> war ich bisher zu jedem perſönlichen Opfer bereit; nun<lb/> ich aber ſehe, daß die Prieſterſchaft ſich nicht ſcheut,<lb/> mir mit dem Verrathe des Vaterlandes zu drohen, um<lb/> ihre eignen Zwecke zu erreichen, könnt ich mich leicht<lb/> bewogen fühlen, die bevorzugte Kaſte für gefährlichere<lb/> Feinde meines Reiches zu halten, als ſelbſt die Perſer.<lb/> Hütet euch, hütet euch! Dießmal gebe ich noch den Ränken<lb/> meiner Feinde nach, denn ich ſelbſt habe durch väterliche<lb/> Schwäche eine Gefahr über Aegypten heraufbeſchworen; —<lb/> in Zukunft aber will ich, bei der großen Neith, meiner<lb/> Herrin, — handgreiflich beweiſen, daß ich König bin, und<lb/> eher die ganze Prieſterſchaft als den kleinſten Bruchtheil<lb/> meines Willens opfern mag. Schweig — und verlaß<lb/> mich!“</p><lb/> <p>Der Thronerbe entfernte ſich; der König aber be-<lb/> durfte diesmal langer Zeit, um ſcheinbar fröhlich vor die<lb/> Gäſte ſeines Hauſes treten zu können.</p><lb/> <p>Pſamtik begab ſich ſogleich zum Oberbefehlshaber der<lb/> einheimiſchen Truppen und befahl demſelben, das ungeſchickte<lb/> Werkzeug ſeiner vereitelten Rache, den ägyptiſchen Haupt-<lb/> mann, in die Steinbrüche <hi rendition="#sup">194</hi>) der Thebais zu verbannen;<lb/> die äthiopiſchen Krieger aber in ihre Heimat zurückzu-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [152/0170]
werde. Jetzt verlaß mich und tritt mir nicht eher vor
Augen, als bis ich Dich rufen laſſe. Geſtern hatte ich
einen Sohn gewonnen, um ihn heute wieder zu verlieren.
Steh auf! Jch verlange keine Zeichen einer Demuth und
Liebe, welche Du niemals gekannt haſt. Bedarfſt Du
eines Troſtes, eines Rathes, ſo wende Dich an die Prie-
ſter und ſieh, ob ſie Dir den Vater erſetzen werden.
— Sage Neithoteph, in deſſen Händen Du weiches Wachs
biſt, — er habe das rechte Mittel gefunden, mir Bewil-
ligungen abzuzwingen. Um Aegypten groß zu erhalten,
war ich bisher zu jedem perſönlichen Opfer bereit; nun
ich aber ſehe, daß die Prieſterſchaft ſich nicht ſcheut,
mir mit dem Verrathe des Vaterlandes zu drohen, um
ihre eignen Zwecke zu erreichen, könnt ich mich leicht
bewogen fühlen, die bevorzugte Kaſte für gefährlichere
Feinde meines Reiches zu halten, als ſelbſt die Perſer.
Hütet euch, hütet euch! Dießmal gebe ich noch den Ränken
meiner Feinde nach, denn ich ſelbſt habe durch väterliche
Schwäche eine Gefahr über Aegypten heraufbeſchworen; —
in Zukunft aber will ich, bei der großen Neith, meiner
Herrin, — handgreiflich beweiſen, daß ich König bin, und
eher die ganze Prieſterſchaft als den kleinſten Bruchtheil
meines Willens opfern mag. Schweig — und verlaß
mich!“
Der Thronerbe entfernte ſich; der König aber be-
durfte diesmal langer Zeit, um ſcheinbar fröhlich vor die
Gäſte ſeines Hauſes treten zu können.
Pſamtik begab ſich ſogleich zum Oberbefehlshaber der
einheimiſchen Truppen und befahl demſelben, das ungeſchickte
Werkzeug ſeiner vereitelten Rache, den ägyptiſchen Haupt-
mann, in die Steinbrüche 194) der Thebais zu verbannen;
die äthiopiſchen Krieger aber in ihre Heimat zurückzu-
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