Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.holen, dem Strome zuging, stürzte mir ein Mensch Mit großer Ruhe hatte der Athener die Erzählung Rhodopis zitterte, -- Aristomachos rief: "Jch lasse Endlich brach Phanes sein Stillschweigen und sagte: holen, dem Strome zuging, ſtürzte mir ein Menſch Mit großer Ruhe hatte der Athener die Erzählung Rhodopis zitterte, — Ariſtomachos rief: „Jch laſſe Endlich brach Phanes ſein Stillſchweigen und ſagte: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0149" n="131"/> holen, dem Strome zuging, ſtürzte mir ein Menſch<lb/> entgegen, welcher mich beinahe umgerannt hätte. Jch er-<lb/> kannte ihn bald. — Es war ein äthiopiſcher Ruderknecht<lb/> des Phanes und erzählte, er wär’ eben, um zu baden,<lb/> aus dem Nachen in den Nil geſprungen, als eine könig-<lb/> liche Barke ſich an den Kahn des Phanes gelegt und ein<lb/> Soldat die in demſelben verweilende Mannſchaft gefragt<lb/> habe, wem ſie diene. — ‚Dem Phanes,‘ antwortete<lb/> der Steuermann. Die königliche Barke fuhr langſam wei-<lb/> ter, ohne ſich ſcheinbar um Dein Schiff, mein Oberſt, zu<lb/> kümmern; der badende Ruderknecht hatte ſich aber zum<lb/> Scherz auf das Steuer des fremden Fahrzeuges geſetzt,<lb/> und hörte, wie ein äthiopiſcher Soldat in demſelben<lb/> einem andern zurief: ‚Behalte dieß Fahrzeug wohl im<lb/> Auge; wir wiſſen jetzt, wo der Vogel ſein Neſt hat;<lb/> nun wird es leicht ſein, ihn zu fangen. Bedenke,<lb/> daß uns Pſamtik fünfzig goldne Ringe verſprochen hat,<lb/> wenn wir den Athener todt oder lebendig nach Sais<lb/> bringen.‘ — Solches berichtete Sabak, der Matroſe,<lb/> welcher Dir ſeit ſieben Jahren dient, o Phanes.“</p><lb/> <p>Mit großer Ruhe hatte der Athener die Erzählung<lb/> des Gyges und die des Sclaven mit angehört.</p><lb/> <p>Rhodopis zitterte, — Ariſtomachos rief: „Jch laſſe<lb/> Dir kein Härchen krümmen und ſollt’ ich ganz Aegypten<lb/> zerſchlagen!“ Kröſus rieth zur Vorſicht; eine ungeheure<lb/> Aufregung hatte ſich des ganzen Kreiſes bemächtigt.</p><lb/> <p>Endlich brach Phanes ſein Stillſchweigen und ſagte:<lb/> „Niemals iſt Ueberlegung nöthiger, als in Gefahr. —<lb/> Jch bin mit Nachdenken fertig und ſehe ein, daß ich<lb/> ſchwerlich zu retten bin. Die Aegypter werden verſuchen,<lb/> mich ohne Aufſehen zu beſeitigen. Sie wiſſen, daß ich<lb/> morgen in aller Frühe mit einer phokäiſchen Triere von<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [131/0149]
holen, dem Strome zuging, ſtürzte mir ein Menſch
entgegen, welcher mich beinahe umgerannt hätte. Jch er-
kannte ihn bald. — Es war ein äthiopiſcher Ruderknecht
des Phanes und erzählte, er wär’ eben, um zu baden,
aus dem Nachen in den Nil geſprungen, als eine könig-
liche Barke ſich an den Kahn des Phanes gelegt und ein
Soldat die in demſelben verweilende Mannſchaft gefragt
habe, wem ſie diene. — ‚Dem Phanes,‘ antwortete
der Steuermann. Die königliche Barke fuhr langſam wei-
ter, ohne ſich ſcheinbar um Dein Schiff, mein Oberſt, zu
kümmern; der badende Ruderknecht hatte ſich aber zum
Scherz auf das Steuer des fremden Fahrzeuges geſetzt,
und hörte, wie ein äthiopiſcher Soldat in demſelben
einem andern zurief: ‚Behalte dieß Fahrzeug wohl im
Auge; wir wiſſen jetzt, wo der Vogel ſein Neſt hat;
nun wird es leicht ſein, ihn zu fangen. Bedenke,
daß uns Pſamtik fünfzig goldne Ringe verſprochen hat,
wenn wir den Athener todt oder lebendig nach Sais
bringen.‘ — Solches berichtete Sabak, der Matroſe,
welcher Dir ſeit ſieben Jahren dient, o Phanes.“
Mit großer Ruhe hatte der Athener die Erzählung
des Gyges und die des Sclaven mit angehört.
Rhodopis zitterte, — Ariſtomachos rief: „Jch laſſe
Dir kein Härchen krümmen und ſollt’ ich ganz Aegypten
zerſchlagen!“ Kröſus rieth zur Vorſicht; eine ungeheure
Aufregung hatte ſich des ganzen Kreiſes bemächtigt.
Endlich brach Phanes ſein Stillſchweigen und ſagte:
„Niemals iſt Ueberlegung nöthiger, als in Gefahr. —
Jch bin mit Nachdenken fertig und ſehe ein, daß ich
ſchwerlich zu retten bin. Die Aegypter werden verſuchen,
mich ohne Aufſehen zu beſeitigen. Sie wiſſen, daß ich
morgen in aller Frühe mit einer phokäiſchen Triere von
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