mir leid, daß ich neulich bei Rhodopis nicht mehr ge- trunken habe; denn hätt' ich das gethan, so würd' ich ohne alle Besinnung und außer Stande gewesen sein, auch nur die kleinste Fliege zu beleidigen. Meine verwünschte Mäßigkeit trägt also die Schuld, daß ich mich von nun ab nicht mehr an der wohlbesetztesten Tafel in ganz Aegyp- ten ergötzen darf.
,Uebrigens bin ich Rhodopis schon für das Genossene dankbar, und sende Dir, in Gedanken an jenen herrlichen Rinderbraten, wegen dessen ich den Koch der Thrakerin um jeden Preis zu kaufen wünsche, zwölf große Spieße zum Ochsenrösten 178). Selbige mögest Du in irgend einem Schatzhause von Delphi, als Geschenk der Rhodopis, auf- stellen lassen. Jch selber zeichne, weil ich ein reicher Mann bin, ganze tausend Drachmen. Bei den nächsten Pythi- schen Spielen soll diese Gabe öffentlich ausgerufen werden.
,Dem Grobian Aristomachos von Sparta sprich mei- nen Dank aus. Er hat den Zweck meiner Reise nach Aegypten wesentlich gefördert. -- Jch war hierher gekom- men, um mir einen bösen Zahn von jenem ägyptischen Arzte 179) ausnehmen zu lassen, welcher kranke Zähne ohne große Schmerzen beseitigen soll. Aristomachos hat den schadhaften Theil meines Gebisses mit seinem Faustschlage entfernt, und mir jene furchtbare Operation, vor der ich zitterte, erspart. Als ich zu mir kam, fand ich drei aus- geschlagene Zähne in meinem Munde, -- den kranken und zwei gesunde, denen es anzusehen war, daß sie mir später einmal vielleicht Schmerzen verursacht haben könnten.
,Grüße Rhodopis und den schönen Phanes von mir; Dich aber ersuche ich, heut' über ein Jahr ein Gastmahl in meinem Hause zu Sybaris einzunehmen 180). Wir
mir leid, daß ich neulich bei Rhodopis nicht mehr ge- trunken habe; denn hätt’ ich das gethan, ſo würd’ ich ohne alle Beſinnung und außer Stande geweſen ſein, auch nur die kleinſte Fliege zu beleidigen. Meine verwünſchte Mäßigkeit trägt alſo die Schuld, daß ich mich von nun ab nicht mehr an der wohlbeſetzteſten Tafel in ganz Aegyp- ten ergötzen darf.
‚Uebrigens bin ich Rhodopis ſchon für das Genoſſene dankbar, und ſende Dir, in Gedanken an jenen herrlichen Rinderbraten, wegen deſſen ich den Koch der Thrakerin um jeden Preis zu kaufen wünſche, zwölf große Spieße zum Ochſenröſten 178). Selbige mögeſt Du in irgend einem Schatzhauſe von Delphi, als Geſchenk der Rhodopis, auf- ſtellen laſſen. Jch ſelber zeichne, weil ich ein reicher Mann bin, ganze tauſend Drachmen. Bei den nächſten Pythi- ſchen Spielen ſoll dieſe Gabe öffentlich ausgerufen werden.
‚Dem Grobian Ariſtomachos von Sparta ſprich mei- nen Dank aus. Er hat den Zweck meiner Reiſe nach Aegypten weſentlich gefördert. — Jch war hierher gekom- men, um mir einen böſen Zahn von jenem ägyptiſchen Arzte 179) ausnehmen zu laſſen, welcher kranke Zähne ohne große Schmerzen beſeitigen ſoll. Ariſtomachos hat den ſchadhaften Theil meines Gebiſſes mit ſeinem Fauſtſchlage entfernt, und mir jene furchtbare Operation, vor der ich zitterte, erſpart. Als ich zu mir kam, fand ich drei aus- geſchlagene Zähne in meinem Munde, — den kranken und zwei geſunde, denen es anzuſehen war, daß ſie mir ſpäter einmal vielleicht Schmerzen verurſacht haben könnten.
‚Grüße Rhodopis und den ſchönen Phanes von mir; Dich aber erſuche ich, heut’ über ein Jahr ein Gaſtmahl in meinem Hauſe zu Sybaris einzunehmen 180). Wir
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mir leid, daß ich neulich bei Rhodopis nicht mehr ge-
trunken habe; denn hätt’ ich das gethan, ſo würd’ ich
ohne alle Beſinnung und außer Stande geweſen ſein, auch
nur die kleinſte Fliege zu beleidigen. Meine verwünſchte
Mäßigkeit trägt alſo die Schuld, daß ich mich von nun
ab nicht mehr an der wohlbeſetzteſten Tafel in ganz Aegyp-
ten ergötzen darf.
‚Uebrigens bin ich Rhodopis ſchon für das Genoſſene
dankbar, und ſende Dir, in Gedanken an jenen herrlichen
Rinderbraten, wegen deſſen ich den Koch der Thrakerin
um jeden Preis zu kaufen wünſche, zwölf große Spieße
zum Ochſenröſten 178). Selbige mögeſt Du in irgend einem
Schatzhauſe von Delphi, als Geſchenk der Rhodopis, auf-
ſtellen laſſen. Jch ſelber zeichne, weil ich ein reicher Mann
bin, ganze tauſend Drachmen. Bei den nächſten Pythi-
ſchen Spielen ſoll dieſe Gabe öffentlich ausgerufen
werden.
‚Dem Grobian Ariſtomachos von Sparta ſprich mei-
nen Dank aus. Er hat den Zweck meiner Reiſe nach
Aegypten weſentlich gefördert. — Jch war hierher gekom-
men, um mir einen böſen Zahn von jenem ägyptiſchen
Arzte 179) ausnehmen zu laſſen, welcher kranke Zähne ohne
große Schmerzen beſeitigen ſoll. Ariſtomachos hat den
ſchadhaften Theil meines Gebiſſes mit ſeinem Fauſtſchlage
entfernt, und mir jene furchtbare Operation, vor der ich
zitterte, erſpart. Als ich zu mir kam, fand ich drei aus-
geſchlagene Zähne in meinem Munde, — den kranken und
zwei geſunde, denen es anzuſehen war, daß ſie mir ſpäter
einmal vielleicht Schmerzen verurſacht haben könnten.
‚Grüße Rhodopis und den ſchönen Phanes von mir;
Dich aber erſuche ich, heut’ über ein Jahr ein Gaſtmahl
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/146>, abgerufen am 16.02.2025.
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