Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864."Zu dem Reichthum dieser Familie hast Du, Krösus, "Freilich, freilich," lachte Krösus. "Erzähle den Hergang der Sache!" bat Rhodopis. "Alkmäon von Athen kam einst an meinen Hof 175). "Und Du ließest ihm diese Schätze?" fragte Rhodopis. "Freilich, meine Freundin; glaubte ich doch die Er- „Zu dem Reichthum dieſer Familie haſt Du, Kröſus, „Freilich, freilich,“ lachte Kröſus. „Erzähle den Hergang der Sache!“ bat Rhodopis. „Alkmäon von Athen kam einſt an meinen Hof 175). „Und Du ließeſt ihm dieſe Schätze?“ fragte Rhodopis. „Freilich, meine Freundin; glaubte ich doch die Er- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0144" n="126"/> <p>„Zu dem Reichthum dieſer Familie haſt Du, Kröſus,<lb/> wie man erzählt, neben der Agariſte <hi rendition="#sup">174</hi>), welche dem Me-<lb/> gakles große Schätze mitbrachte, das Meiſte beigetragen,“<lb/> ſagte Jbykus.</p><lb/> <p>„Freilich, freilich,“ lachte Kröſus.</p><lb/> <p>„Erzähle den Hergang der Sache!“ bat Rhodopis.</p><lb/> <p>„Alkmäon von Athen kam einſt an meinen Hof <hi rendition="#sup">175</hi>).<lb/> Der heitere, fein gebildete Mann gefiel mir ſo gut, daß<lb/> ich ihn längere Zeit bei mir behielt. Eines Tages zeigte<lb/> ich ihm meine Schatzkammern, über deren Reichthum er in<lb/> eine wahre Verzweiflung gerieth. Er nannte ſich einen<lb/> gemeinen Bettler und malte ſich ein glückliches Leben aus,<lb/> wenn er nur einen einzigen Griff in all’ dieſe Herrlichkei-<lb/> ten thun dürfte. Da geſtattete ich ihm, ſo viel Gold mit-<lb/> zunehmen, als er zu tragen vermöge. Was that nun<lb/> Alkmäon? Er ließ ſich hohe lydiſche Reiterſtiefel anziehen,<lb/> eine Schürze umbinden und einen Korb an den Rücken<lb/> befeſtigen. Dieſen füllte er mit Schätzen, in die Schürze<lb/> häufte er ſo viel Gold, als er zu tragen vermochte, die<lb/> Stiefel überlaſtete er mit goldnen Münzen, in Haar und<lb/> Bart ließ er Goldſtaub ſtreuen; ja ſelbſt den Mund füllte<lb/> er mit Gold, ſo daß ſeine Backen ausſahen, als ſei er im<lb/> Begriff an einem großen Rettig zu erſticken. Jn jeder<lb/> Hand nahm er zuletzt eine goldene Schüſſel, und ſchleppte<lb/> ſich ſo, unter ſeiner Laſt erliegend, zur Schatzkammer<lb/> hinaus. Vor der Thür derſelben brach er zuſammen; ich<lb/> aber habe niemals wieder ſo herzlich gelacht, als an<lb/> jenem Tage.“</p><lb/> <p>„Und Du ließeſt ihm dieſe Schätze?“ fragte Rhodopis.</p><lb/> <p>„Freilich, meine Freundin; glaubte ich doch die Er-<lb/> fahrung, daß Gold ſelbſt einen klugen Mann zum Narren<lb/> mache, nicht zu theuer bezahlt zu haben.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [126/0144]
„Zu dem Reichthum dieſer Familie haſt Du, Kröſus,
wie man erzählt, neben der Agariſte 174), welche dem Me-
gakles große Schätze mitbrachte, das Meiſte beigetragen,“
ſagte Jbykus.
„Freilich, freilich,“ lachte Kröſus.
„Erzähle den Hergang der Sache!“ bat Rhodopis.
„Alkmäon von Athen kam einſt an meinen Hof 175).
Der heitere, fein gebildete Mann gefiel mir ſo gut, daß
ich ihn längere Zeit bei mir behielt. Eines Tages zeigte
ich ihm meine Schatzkammern, über deren Reichthum er in
eine wahre Verzweiflung gerieth. Er nannte ſich einen
gemeinen Bettler und malte ſich ein glückliches Leben aus,
wenn er nur einen einzigen Griff in all’ dieſe Herrlichkei-
ten thun dürfte. Da geſtattete ich ihm, ſo viel Gold mit-
zunehmen, als er zu tragen vermöge. Was that nun
Alkmäon? Er ließ ſich hohe lydiſche Reiterſtiefel anziehen,
eine Schürze umbinden und einen Korb an den Rücken
befeſtigen. Dieſen füllte er mit Schätzen, in die Schürze
häufte er ſo viel Gold, als er zu tragen vermochte, die
Stiefel überlaſtete er mit goldnen Münzen, in Haar und
Bart ließ er Goldſtaub ſtreuen; ja ſelbſt den Mund füllte
er mit Gold, ſo daß ſeine Backen ausſahen, als ſei er im
Begriff an einem großen Rettig zu erſticken. Jn jeder
Hand nahm er zuletzt eine goldene Schüſſel, und ſchleppte
ſich ſo, unter ſeiner Laſt erliegend, zur Schatzkammer
hinaus. Vor der Thür derſelben brach er zuſammen; ich
aber habe niemals wieder ſo herzlich gelacht, als an
jenem Tage.“
„Und Du ließeſt ihm dieſe Schätze?“ fragte Rhodopis.
„Freilich, meine Freundin; glaubte ich doch die Er-
fahrung, daß Gold ſelbſt einen klugen Mann zum Narren
mache, nicht zu theuer bezahlt zu haben.“
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