Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.ter; denn, wenn ihm dieser auch dasselbe sagte, wie "O, mein Vater, wie oft hast Du mir diese Lehre "Sage lieber: ich will nicht; denn wer in Wahrheit "Du kennst meinen Vater. -- Als er sah, daß mich "Er hat ein gutes Herz, aber sein Geist ist verblen- "Gerührt, wie er war, bewilligte er mir zuletzt, hörst "Wie Deine Augen funkeln! Das ist nicht schön, ter; denn, wenn ihm dieſer auch daſſelbe ſagte, wie „O, mein Vater, wie oft haſt Du mir dieſe Lehre „Sage lieber: ich will nicht; denn wer in Wahrheit „Du kennſt meinen Vater. — Als er ſah, daß mich „Er hat ein gutes Herz, aber ſein Geiſt iſt verblen- „Gerührt, wie er war, bewilligte er mir zuletzt, hörſt „Wie Deine Augen funkeln! Das iſt nicht ſchön, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0119" n="101"/> ter; denn, wenn ihm dieſer auch daſſelbe ſagte, wie<lb/> der erſte, ſo hatte er doch ſeinen Ausſpruch in ein ſchö-<lb/> neres Wortgewand zu kleiden verſtanden. — Begreifſt Du<lb/> den Sinn meiner Geſchichte? So bemühe Dich denn in<lb/> Zukunft, die Form Deiner Rede angenehm zu machen,<lb/> denn es kommt, namentlich vor dem Ohre eines Herr-<lb/> ſchers, ebenſoviel darauf an, <hi rendition="#g">wie</hi> man ſpricht, als <hi rendition="#g">was</hi><lb/> man ſpricht.“</p><lb/> <p>„O, mein Vater, wie oft haſt Du mir dieſe Lehre<lb/> gegeben, wie oft ſah ich ſelber ein, daß ich mir mit mei-<lb/> nen rauhen Worten und zürnenden Geberden ſchade; ich<lb/> kann aber meine Natur nicht ändern, ich kann nicht ...“</p><lb/> <p>„Sage lieber: ich will nicht; denn wer in Wahrheit<lb/> ein Mann iſt, der muß, was er einmal gethan und nach-<lb/> her bereut hat, niemals wieder thun. — Allein genug<lb/> der Lehren! Erzähle, wie Du den Groll des Amaſis be-<lb/> ſänftigteſt!“</p><lb/> <p>„Du kennſt meinen Vater. — Als er ſah, daß mich<lb/> ſeine furchtbaren Worte in tiefſter Seele verwundet hat-<lb/> ten, bereute er ſeinen Jähzorn. Er fühlte, daß er mir<lb/> zu viel gethan hatte, und wollte ſeine Härte um jeden<lb/> Preis wieder gut machen.“</p><lb/> <p>„Er hat ein gutes Herz, aber ſein Geiſt iſt verblen-<lb/> det und ſein Sinn befangen!“ rief der Prieſter. „Was<lb/> könnte Amaſis für Aegypten ſein, wenn er auf unſeren<lb/> Rath und die Gebote der Götter hören wollte!“</p><lb/> <p>„Gerührt, wie er war, bewilligte er mir zuletzt, hörſt<lb/> Du, Vater, bewilligte er mir das Leben des Phanes!“</p><lb/> <p>„Wie Deine Augen funkeln! Das iſt nicht ſchön,<lb/> Pſamtik! Der Athener muß ſterben, weil er die Götter<lb/> beleidigte; der Richter aber ſoll zwar die Strenge walten<lb/> laſſen, ſich jedoch über das Unglück des Verurtheilten nicht<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0119]
ter; denn, wenn ihm dieſer auch daſſelbe ſagte, wie
der erſte, ſo hatte er doch ſeinen Ausſpruch in ein ſchö-
neres Wortgewand zu kleiden verſtanden. — Begreifſt Du
den Sinn meiner Geſchichte? So bemühe Dich denn in
Zukunft, die Form Deiner Rede angenehm zu machen,
denn es kommt, namentlich vor dem Ohre eines Herr-
ſchers, ebenſoviel darauf an, wie man ſpricht, als was
man ſpricht.“
„O, mein Vater, wie oft haſt Du mir dieſe Lehre
gegeben, wie oft ſah ich ſelber ein, daß ich mir mit mei-
nen rauhen Worten und zürnenden Geberden ſchade; ich
kann aber meine Natur nicht ändern, ich kann nicht ...“
„Sage lieber: ich will nicht; denn wer in Wahrheit
ein Mann iſt, der muß, was er einmal gethan und nach-
her bereut hat, niemals wieder thun. — Allein genug
der Lehren! Erzähle, wie Du den Groll des Amaſis be-
ſänftigteſt!“
„Du kennſt meinen Vater. — Als er ſah, daß mich
ſeine furchtbaren Worte in tiefſter Seele verwundet hat-
ten, bereute er ſeinen Jähzorn. Er fühlte, daß er mir
zu viel gethan hatte, und wollte ſeine Härte um jeden
Preis wieder gut machen.“
„Er hat ein gutes Herz, aber ſein Geiſt iſt verblen-
det und ſein Sinn befangen!“ rief der Prieſter. „Was
könnte Amaſis für Aegypten ſein, wenn er auf unſeren
Rath und die Gebote der Götter hören wollte!“
„Gerührt, wie er war, bewilligte er mir zuletzt, hörſt
Du, Vater, bewilligte er mir das Leben des Phanes!“
„Wie Deine Augen funkeln! Das iſt nicht ſchön,
Pſamtik! Der Athener muß ſterben, weil er die Götter
beleidigte; der Richter aber ſoll zwar die Strenge walten
laſſen, ſich jedoch über das Unglück des Verurtheilten nicht
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