Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.während er den späteren Theil des Tages, wie es ihm Darum warfen ihm die Priester vor, daß er ein un- Amasis hatte soeben den letzten Brief, die Bitte eines Amasis, welcher bis dahin über die günstigen Be- Psamtik, bleich und düster wie immer, verneigte sich, Amasis dankte ihm durch einen schweigenden Wink; "Besonders für Deinen Sohn," antwortete mit bitte- "Keine Vorwürfe! Jch vermuthe den Grund Deines während er den ſpäteren Theil des Tages, wie es ihm Darum warfen ihm die Prieſter vor, daß er ein un- Amaſis hatte ſoeben den letzten Brief, die Bitte eines Amaſis, welcher bis dahin über die günſtigen Be- Pſamtik, bleich und düſter wie immer, verneigte ſich, Amaſis dankte ihm durch einen ſchweigenden Wink; „Beſonders für Deinen Sohn,“ antwortete mit bitte- „Keine Vorwürfe! Jch vermuthe den Grund Deines <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0104" n="86"/> während er den ſpäteren Theil des Tages, wie es ihm<lb/> beliebte, meiſtens in heiterer Geſellſchaft zubrachte <hi rendition="#sup">136</hi>).</p><lb/> <p>Darum warfen ihm die Prieſter vor, daß er ein un-<lb/> königliches Leben führe; er aber antwortete einſt dem er-<lb/> zürnten Oberprieſter: „Sieh dieſen Bogen! Wenn Du ihn<lb/> fortwährend anſpannſt, ſo wird er bald ſeine Kraft ver-<lb/> lieren; benutzſt Du ihn aber den halben Tag und gönnſt<lb/> ihm dann ſeine Ruhe, ſo bleibt er ſtark und brauchbar,<lb/> bis die Sehne zerreißt.“</p><lb/> <p>Amaſis hatte ſoeben den letzten Brief, die Bitte eines<lb/> Nomarchen <hi rendition="#sup">137</hi>) um Gelder für mehrere nach der Ueber-<lb/> ſchwemmung nöthig gewordene Ufer-Bauten <hi rendition="#sup">138</hi>), das Ge-<lb/> forderte bewilligend, unterſchrieben, als ihm ein Diener<lb/> mittheilte, der Thronfolger Pſamtik ließe ſeinen Vater<lb/> erſuchen, ihm auf einige Minuten Gehör zu ſchenken.</p><lb/> <p>Amaſis, welcher bis dahin über die günſtigen Be-<lb/> richte aus allen Theilen des Landes fröhlich gelächelt<lb/> hatte, wurde plötzlich ernſt und nachdenklich. Endlich<lb/> rief er nach langem Zaudern: „Geh’ und ſage dem Prin-<lb/> zen, er möge kommen!“</p><lb/> <p>Pſamtik, bleich und düſter wie immer, verneigte ſich,<lb/> die väterliche Schwelle überſchreitend, tief und ehrfurchtsvoll.</p><lb/> <p>Amaſis dankte ihm durch einen ſchweigenden Wink;<lb/> dann fragte er kurz und ſtreng: „Was begehrſt Du von<lb/> mir? Meine Zeit iſt gemeſſen.“</p><lb/> <p>„Beſonders für Deinen Sohn,“ antwortete mit bitte-<lb/> rem Lächeln der Thronerbe. „Siebenmal habe ich Dich<lb/> um die große Gunſt erſuchen laſſen, — welche Du mir<lb/> heut zum Erſtenmale gewährſt.“</p><lb/> <p>„Keine Vorwürfe! Jch vermuthe den Grund Deines<lb/> Kommens. Jch ſoll Dich in Betreff Deiner Zweifel über<lb/> die Herkunft der Nitetis aufklären.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [86/0104]
während er den ſpäteren Theil des Tages, wie es ihm
beliebte, meiſtens in heiterer Geſellſchaft zubrachte 136).
Darum warfen ihm die Prieſter vor, daß er ein un-
königliches Leben führe; er aber antwortete einſt dem er-
zürnten Oberprieſter: „Sieh dieſen Bogen! Wenn Du ihn
fortwährend anſpannſt, ſo wird er bald ſeine Kraft ver-
lieren; benutzſt Du ihn aber den halben Tag und gönnſt
ihm dann ſeine Ruhe, ſo bleibt er ſtark und brauchbar,
bis die Sehne zerreißt.“
Amaſis hatte ſoeben den letzten Brief, die Bitte eines
Nomarchen 137) um Gelder für mehrere nach der Ueber-
ſchwemmung nöthig gewordene Ufer-Bauten 138), das Ge-
forderte bewilligend, unterſchrieben, als ihm ein Diener
mittheilte, der Thronfolger Pſamtik ließe ſeinen Vater
erſuchen, ihm auf einige Minuten Gehör zu ſchenken.
Amaſis, welcher bis dahin über die günſtigen Be-
richte aus allen Theilen des Landes fröhlich gelächelt
hatte, wurde plötzlich ernſt und nachdenklich. Endlich
rief er nach langem Zaudern: „Geh’ und ſage dem Prin-
zen, er möge kommen!“
Pſamtik, bleich und düſter wie immer, verneigte ſich,
die väterliche Schwelle überſchreitend, tief und ehrfurchtsvoll.
Amaſis dankte ihm durch einen ſchweigenden Wink;
dann fragte er kurz und ſtreng: „Was begehrſt Du von
mir? Meine Zeit iſt gemeſſen.“
„Beſonders für Deinen Sohn,“ antwortete mit bitte-
rem Lächeln der Thronerbe. „Siebenmal habe ich Dich
um die große Gunſt erſuchen laſſen, — welche Du mir
heut zum Erſtenmale gewährſt.“
„Keine Vorwürfe! Jch vermuthe den Grund Deines
Kommens. Jch ſoll Dich in Betreff Deiner Zweifel über
die Herkunft der Nitetis aufklären.“
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