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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

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Preis GOttes wegen der

Es kan sich von selbsten lenken,
Wie und wo es will hinschwenken,
Zeigt uns das nicht klärlich an,
Was des Höchsten Allmacht kan?

Wer kan alle Wunder zählen,
Die am Haupte sind vereint
Da am Hirn dem Siz der Seelen
Schon so manches uns erscheint.
Sehn wir wie von allen Seiten
Sich die zarten Fäsern leiten:
So bemerkt man hier den Siz,
Von der Menschen zarten Wiz.
O! wie viele Wunderröhren,
Sehen wir nach weisen Rath,
Aus des Hirnes Hölen kehren,
Die sich wie ein zarter Draht,
Durcheinander künstlich winden,
Und wie ein Gespinst verbinden,
Die sich immer weiter drehn,
Und zum äusren Sinnen gehn.
Diese alle sind zusammen
Werkzeuge der Sinnligkeit,
Die aus dem Gehirne stammen,
Und im Kopf herum zerstreut:
Das was aussen wird verspüret,
Wenn die Nerven sind gerühret,
Zu der Seele wird geschikt,
Und verborgen eingedrükt.
Unbe-

Preis GOttes wegen der

Es kan ſich von ſelbſten lenken,
Wie und wo es will hinſchwenken,
Zeigt uns das nicht klaͤrlich an,
Was des Hoͤchſten Allmacht kan?

Wer kan alle Wunder zaͤhlen,
Die am Haupte ſind vereint
Da am Hirn dem Siz der Seelen
Schon ſo manches uns erſcheint.
Sehn wir wie von allen Seiten
Sich die zarten Faͤſern leiten:
So bemerkt man hier den Siz,
Von der Menſchen zarten Wiz.
O! wie viele Wunderroͤhren,
Sehen wir nach weiſen Rath,
Aus des Hirnes Hoͤlen kehren,
Die ſich wie ein zarter Draht,
Durcheinander kuͤnſtlich winden,
Und wie ein Geſpinſt verbinden,
Die ſich immer weiter drehn,
Und zum aͤuſren Sinnen gehn.
Dieſe alle ſind zuſammen
Werkzeuge der Sinnligkeit,
Die aus dem Gehirne ſtammen,
Und im Kopf herum zerſtreut:
Das was auſſen wird verſpuͤret,
Wenn die Nerven ſind geruͤhret,
Zu der Seele wird geſchikt,
Und verborgen eingedruͤkt.
Unbe-
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[72/0088] Preis GOttes wegen der Es kan ſich von ſelbſten lenken, Wie und wo es will hinſchwenken, Zeigt uns das nicht klaͤrlich an, Was des Hoͤchſten Allmacht kan? Wer kan alle Wunder zaͤhlen, Die am Haupte ſind vereint Da am Hirn dem Siz der Seelen Schon ſo manches uns erſcheint. Sehn wir wie von allen Seiten Sich die zarten Faͤſern leiten: So bemerkt man hier den Siz, Von der Menſchen zarten Wiz. O! wie viele Wunderroͤhren, Sehen wir nach weiſen Rath, Aus des Hirnes Hoͤlen kehren, Die ſich wie ein zarter Draht, Durcheinander kuͤnſtlich winden, Und wie ein Geſpinſt verbinden, Die ſich immer weiter drehn, Und zum aͤuſren Sinnen gehn. Dieſe alle ſind zuſammen Werkzeuge der Sinnligkeit, Die aus dem Gehirne ſtammen, Und im Kopf herum zerſtreut: Das was auſſen wird verſpuͤret, Wenn die Nerven ſind geruͤhret, Zu der Seele wird geſchikt, Und verborgen eingedruͤkt. Unbe-

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/88>, abgerufen am 03.05.2024.