Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Seele.
Ja! ja! du zeigst uns diese Warheit,
Die die Vernunfft ganz glaublich macht,
Jn deinem Wort, in heller Klarheit:
Du lehrst daß keine Todes Nacht,
Der Seelen Licht verdunklen könne,
Jhr geistisch Wesen nicht zertrenne;
Du lehrst daß eine Ewigkeit,
Wo sie gelößt von ihren Bande,
Jn einem neu verklärten Stande
Sich an der Gottheit Schein erfreut.
O! wie wird dort der Geist gestillet,
Wenn ihn die Ewigkeit umgiebt,
Der Sehnsucht Trieb wird da erfüllet;
Jm höchsten Gut, das er hie liebt;
Wird er die süßste Ruhe haben,
Und der Genus geschenkter Gaben,
Der schmekket ihm auf ewig Wohl.
O! woll dem der auf Erden lernet,
Wie man sich von der Welt entfernet,
Wie man zum Himmel wandeln sol.
Auf Seele! spanne deine Kräffte,
Jn diesem Land der Prüffung an,
Ermuntre dich zu dem Geschäffte,
Das dich zum Himmel bringen kan;
Die Ewigkeit steht dir zum Ziele,
Verlaß das irdische Gewühle,
Das dich auf dieser Welt beschwert!
Auf schwinge deiner Sehnsucht Flügel,
Nach dem bestirnten Salems Hügel
Wo man stets GOtt in Schauen ehrt.
O!
Die Seele.
Ja! ja! du zeigſt uns dieſe Warheit,
Die die Vernunfft ganz glaublich macht,
Jn deinem Wort, in heller Klarheit:
Du lehrſt daß keine Todes Nacht,
Der Seelen Licht verdunklen koͤnne,
Jhr geiſtiſch Weſen nicht zertrenne;
Du lehrſt daß eine Ewigkeit,
Wo ſie geloͤßt von ihren Bande,
Jn einem neu verklaͤrten Stande
Sich an der Gottheit Schein erfreut.
O! wie wird dort der Geiſt geſtillet,
Wenn ihn die Ewigkeit umgiebt,
Der Sehnſucht Trieb wird da erfuͤllet;
Jm hoͤchſten Gut, das er hie liebt;
Wird er die ſuͤßſte Ruhe haben,
Und der Genus geſchenkter Gaben,
Der ſchmekket ihm auf ewig Wohl.
O! woll dem der auf Erden lernet,
Wie man ſich von der Welt entfernet,
Wie man zum Himmel wandeln ſol.
Auf Seele! ſpanne deine Kraͤffte,
Jn dieſem Land der Pruͤffung an,
Ermuntre dich zu dem Geſchaͤffte,
Das dich zum Himmel bringen kan;
Die Ewigkeit ſteht dir zum Ziele,
Verlaß das irdiſche Gewuͤhle,
Das dich auf dieſer Welt beſchwert!
Auf ſchwinge deiner Sehnſucht Fluͤgel,
Nach dem beſtirnten Salems Huͤgel
Wo man ſtets GOtt in Schauen ehrt.
O!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0074" n="58"/>
          <fw place="top" type="header">Die Seele.</fw><lb/>
          <lg n="30">
            <l><hi rendition="#in">J</hi>a! ja! du zeig&#x017F;t uns die&#x017F;e Warheit,</l><lb/>
            <l>Die die Vernunfft ganz glaublich macht,</l><lb/>
            <l>Jn deinem Wort, in heller Klarheit:</l><lb/>
            <l>Du lehr&#x017F;t daß keine Todes Nacht,</l><lb/>
            <l>Der Seelen Licht verdunklen ko&#x0364;nne,</l><lb/>
            <l>Jhr gei&#x017F;ti&#x017F;ch We&#x017F;en nicht zertrenne;</l><lb/>
            <l>Du lehr&#x017F;t daß eine Ewigkeit,</l><lb/>
            <l>Wo &#x017F;ie gelo&#x0364;ßt von ihren Bande,</l><lb/>
            <l>Jn einem neu verkla&#x0364;rten Stande</l><lb/>
            <l>Sich an der Gottheit Schein erfreut.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="31">
            <l><hi rendition="#in">O!</hi> wie wird dort der Gei&#x017F;t ge&#x017F;tillet,</l><lb/>
            <l>Wenn ihn die Ewigkeit umgiebt,</l><lb/>
            <l>Der Sehn&#x017F;ucht Trieb wird da erfu&#x0364;llet;</l><lb/>
            <l>Jm ho&#x0364;ch&#x017F;ten Gut, das er hie liebt;</l><lb/>
            <l>Wird er die &#x017F;u&#x0364;ß&#x017F;te Ruhe haben,</l><lb/>
            <l>Und der Genus ge&#x017F;chenkter Gaben,</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;chmekket ihm auf ewig Wohl.</l><lb/>
            <l>O! woll dem der auf Erden lernet,</l><lb/>
            <l>Wie man &#x017F;ich von der Welt entfernet,</l><lb/>
            <l>Wie man zum Himmel wandeln &#x017F;ol.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="32">
            <l><hi rendition="#in">A</hi>uf Seele! &#x017F;panne deine Kra&#x0364;ffte,</l><lb/>
            <l>Jn die&#x017F;em Land der Pru&#x0364;ffung an,</l><lb/>
            <l>Ermuntre dich zu dem Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte,</l><lb/>
            <l>Das dich zum Himmel bringen kan;</l><lb/>
            <l>Die Ewigkeit &#x017F;teht dir zum Ziele,</l><lb/>
            <l>Verlaß das irdi&#x017F;che Gewu&#x0364;hle,</l><lb/>
            <l>Das dich auf die&#x017F;er Welt be&#x017F;chwert!</l><lb/>
            <l>Auf &#x017F;chwinge deiner Sehn&#x017F;ucht Flu&#x0364;gel,</l><lb/>
            <l>Nach dem be&#x017F;tirnten Salems Hu&#x0364;gel</l><lb/>
            <l>Wo man &#x017F;tets <hi rendition="#fr">GOtt</hi> in Schauen ehrt.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">O!</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0074] Die Seele. Ja! ja! du zeigſt uns dieſe Warheit, Die die Vernunfft ganz glaublich macht, Jn deinem Wort, in heller Klarheit: Du lehrſt daß keine Todes Nacht, Der Seelen Licht verdunklen koͤnne, Jhr geiſtiſch Weſen nicht zertrenne; Du lehrſt daß eine Ewigkeit, Wo ſie geloͤßt von ihren Bande, Jn einem neu verklaͤrten Stande Sich an der Gottheit Schein erfreut. O! wie wird dort der Geiſt geſtillet, Wenn ihn die Ewigkeit umgiebt, Der Sehnſucht Trieb wird da erfuͤllet; Jm hoͤchſten Gut, das er hie liebt; Wird er die ſuͤßſte Ruhe haben, Und der Genus geſchenkter Gaben, Der ſchmekket ihm auf ewig Wohl. O! woll dem der auf Erden lernet, Wie man ſich von der Welt entfernet, Wie man zum Himmel wandeln ſol. Auf Seele! ſpanne deine Kraͤffte, Jn dieſem Land der Pruͤffung an, Ermuntre dich zu dem Geſchaͤffte, Das dich zum Himmel bringen kan; Die Ewigkeit ſteht dir zum Ziele, Verlaß das irdiſche Gewuͤhle, Das dich auf dieſer Welt beſchwert! Auf ſchwinge deiner Sehnſucht Fluͤgel, Nach dem beſtirnten Salems Huͤgel Wo man ſtets GOtt in Schauen ehrt. O!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/74
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/74>, abgerufen am 03.05.2024.