Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.
Der Hirsch der nach den Quellen läuft, Da alle Brunnen zugehäuft Von harten Eis kan Wasser finden, Und bricht durch die versteinten Rinden: Du sorgest, daß auf denen Höhn, Noch hie und da sich Flüsse drehn, Die auch bei kalten Winter rollen, Und einen frischen Labtrunk zollen. Dein Othem macht, daß in dem Meer Ein ruderndes und schuppigt Heer Von Fischen, unterm Eise lebet, Das sich nach frischer Luft bestrebet. Ein Thauwind kommt auf dein Geheis, Zersehmelzt das starr und schroffe Eis, Und macht daß die gefrornen Schollen, Bald wieder von einander rollen. Es bricht die starre Brük entzwei, Die nasse Wohnung wird denn frei, Die wie ein Kerker zugeschlossen, Und wie mit Spiegeln übergossen. Da haben sie in freier Flut, Auch wieder einen freien Muth, Da sie durch frischer Lüfte Weben, Beschäumt im Wasserreiche leben. Jch seh durchs Fenster wie vergnügt, Der Sperling und die Meise fliegt, Da
Der Hirſch der nach den Quellen laͤuft, Da alle Brunnen zugehaͤuft Von harten Eis kan Waſſer finden, Und bricht durch die verſteinten Rinden: Du ſorgeſt, daß auf denen Hoͤhn, Noch hie und da ſich Fluͤſſe drehn, Die auch bei kalten Winter rollen, Und einen friſchen Labtrunk zollen. Dein Othem macht, daß in dem Meer Ein ruderndes und ſchuppigt Heer Von Fiſchen, unterm Eiſe lebet, Das ſich nach friſcher Luft beſtrebet. Ein Thauwind kommt auf dein Geheis, Zerſehmelzt das ſtarr und ſchroffe Eis, Und macht daß die gefrornen Schollen, Bald wieder von einander rollen. Es bricht die ſtarre Bruͤk entzwei, Die naſſe Wohnung wird denn frei, Die wie ein Kerker zugeſchloſſen, Und wie mit Spiegeln uͤbergoſſen. Da haben ſie in freier Flut, Auch wieder einen freien Muth, Da ſie durch friſcher Luͤfte Weben, Beſchaͤumt im Waſſerreiche leben. Jch ſeh durchs Fenſter wie vergnuͤgt, Der Sperling und die Meiſe fliegt, Da
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="13"> <l> <pb facs="#f0038" n="[22]"/> <fw place="top" type="header">Das durch den kalten Winter</fw> </l><lb/> <l>Wie ſich ſo viele wilde Heeren,</l><lb/> <l>Die in den Waͤldern wohnen, naͤhren.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er Hirſch der nach den Quellen laͤuft,</l><lb/> <l>Da alle Brunnen zugehaͤuft</l><lb/> <l>Von harten Eis kan Waſſer finden,</l><lb/> <l>Und bricht durch die verſteinten Rinden:</l><lb/> <l>Du ſorgeſt, daß auf denen Hoͤhn,</l><lb/> <l>Noch hie und da ſich Fluͤſſe drehn,</l><lb/> <l>Die auch bei kalten Winter rollen,</l><lb/> <l>Und einen friſchen Labtrunk zollen.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ein Othem macht, daß in dem Meer</l><lb/> <l>Ein ruderndes und ſchuppigt Heer</l><lb/> <l>Von Fiſchen, unterm Eiſe lebet,</l><lb/> <l>Das ſich nach friſcher Luft beſtrebet.</l><lb/> <l>Ein Thauwind kommt auf dein Geheis,</l><lb/> <l>Zerſehmelzt das ſtarr und ſchroffe Eis,</l><lb/> <l>Und macht daß die gefrornen Schollen,</l><lb/> <l>Bald wieder von einander rollen.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s bricht die ſtarre Bruͤk entzwei,</l><lb/> <l>Die naſſe Wohnung wird denn frei,</l><lb/> <l>Die wie ein Kerker zugeſchloſſen,</l><lb/> <l>Und wie mit Spiegeln uͤbergoſſen.</l><lb/> <l>Da haben ſie in freier Flut,</l><lb/> <l>Auch wieder einen freien Muth,</l><lb/> <l>Da ſie durch friſcher Luͤfte Weben,</l><lb/> <l>Beſchaͤumt im Waſſerreiche leben.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l><hi rendition="#in">J</hi>ch ſeh durchs Fenſter wie vergnuͤgt,</l><lb/> <l>Der Sperling und die Meiſe fliegt,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [[22]/0038]
Das durch den kalten Winter
Wie ſich ſo viele wilde Heeren,
Die in den Waͤldern wohnen, naͤhren.
Der Hirſch der nach den Quellen laͤuft,
Da alle Brunnen zugehaͤuft
Von harten Eis kan Waſſer finden,
Und bricht durch die verſteinten Rinden:
Du ſorgeſt, daß auf denen Hoͤhn,
Noch hie und da ſich Fluͤſſe drehn,
Die auch bei kalten Winter rollen,
Und einen friſchen Labtrunk zollen.
Dein Othem macht, daß in dem Meer
Ein ruderndes und ſchuppigt Heer
Von Fiſchen, unterm Eiſe lebet,
Das ſich nach friſcher Luft beſtrebet.
Ein Thauwind kommt auf dein Geheis,
Zerſehmelzt das ſtarr und ſchroffe Eis,
Und macht daß die gefrornen Schollen,
Bald wieder von einander rollen.
Es bricht die ſtarre Bruͤk entzwei,
Die naſſe Wohnung wird denn frei,
Die wie ein Kerker zugeſchloſſen,
Und wie mit Spiegeln uͤbergoſſen.
Da haben ſie in freier Flut,
Auch wieder einen freien Muth,
Da ſie durch friſcher Luͤfte Weben,
Beſchaͤumt im Waſſerreiche leben.
Jch ſeh durchs Fenſter wie vergnuͤgt,
Der Sperling und die Meiſe fliegt,
Da
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/38 |
Zitationshilfe: | Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. [22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/38>, abgerufen am 21.07.2024. |