Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Hölle.
Da ist die Rotte die verdammet,
Weil sie in wilden Feur geflammet,
Die Kreuzzigung der Lust gehaßt;
Die Geilheit die vor Wildheit lodert,
Hat die die nasse Tropfen fordert,
Die Trunkenheit noch angefaßt.
Sie fluchen den genoßnen Freuden,
Und wünschen sich dennoch zu weiden,
Jn dem verdammten Sündenwust;
Ein sonst vergnügtes Angedenken,
Muß sie mit bittren Nachschmak kränken.
Wie gallicht schmekt nun ihre Lust?
Hie kommt der Stolz vom Schmerz ge-
bükket,

Die Hochmut, die die Erd beglükket,
Und schreien Zeter, Ach und Weh
Verzweifflung, Drohen, Poltern, Klagen,
Ein innrer Harm zeugt von den Plagen,
Der Schweffelvollen Marter-See.
Wer sind die, welche dorten brum-
men,

Als wenn hie die Goldkäfer summen;
Es sind die Geizzigen der Welt,
Die GOtt das höchste Gut verachtet,
Nach güldnen Gözzen nur getrachtet,
Sie schreien stets: Verfluchtes Geld.
Was
Die Hoͤlle.
Da iſt die Rotte die verdammet,
Weil ſie in wilden Feur geflammet,
Die Kreuzzigung der Luſt gehaßt;
Die Geilheit die vor Wildheit lodert,
Hat die die naſſe Tropfen fordert,
Die Trunkenheit noch angefaßt.
Sie fluchen den genoßnen Freuden,
Und wuͤnſchen ſich dennoch zu weiden,
Jn dem verdammten Suͤndenwuſt;
Ein ſonſt vergnuͤgtes Angedenken,
Muß ſie mit bittren Nachſchmak kraͤnken.
Wie gallicht ſchmekt nun ihre Luſt?
Hie kommt der Stolz vom Schmerz ge-
buͤkket,

Die Hochmut, die die Erd begluͤkket,
Und ſchreien Zeter, Ach und Weh
Verzweifflung, Drohen, Poltern, Klagen,
Ein innrer Harm zeugt von den Plagen,
Der Schweffelvollen Marter-See.
Wer ſind die, welche dorten brum-
men,

Als wenn hie die Goldkaͤfer ſummen;
Es ſind die Geizzigen der Welt,
Die GOtt das hoͤchſte Gut verachtet,
Nach guͤldnen Goͤzzen nur getrachtet,
Sie ſchreien ſtets: Verfluchtes Geld.
Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0340" n="324"/>
          <fw place="top" type="header">Die Ho&#x0364;lle.</fw><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">D</hi>a i&#x017F;t die Rotte die verdammet,</l><lb/>
            <l>Weil &#x017F;ie in wilden Feur geflammet,</l><lb/>
            <l>Die Kreuzzigung der Lu&#x017F;t gehaßt;</l><lb/>
            <l>Die Geilheit die vor Wildheit lodert,</l><lb/>
            <l>Hat die die na&#x017F;&#x017F;e Tropfen fordert,</l><lb/>
            <l>Die Trunkenheit noch angefaßt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">S</hi>ie fluchen den genoßnen Freuden,</l><lb/>
            <l>Und wu&#x0364;n&#x017F;chen &#x017F;ich dennoch zu weiden,</l><lb/>
            <l>Jn dem verdammten Su&#x0364;ndenwu&#x017F;t;</l><lb/>
            <l>Ein &#x017F;on&#x017F;t vergnu&#x0364;gtes Angedenken,</l><lb/>
            <l>Muß &#x017F;ie mit bittren Nach&#x017F;chmak kra&#x0364;nken.</l><lb/>
            <l>Wie gallicht &#x017F;chmekt nun ihre Lu&#x017F;t?</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">H</hi>ie kommt der Stolz vom Schmerz ge-<lb/><hi rendition="#et">bu&#x0364;kket,</hi></l><lb/>
            <l>Die Hochmut, die die Erd beglu&#x0364;kket,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;chreien Zeter, Ach und Weh</l><lb/>
            <l>Verzweifflung, Drohen, Poltern, Klagen,</l><lb/>
            <l>Ein innrer Harm zeugt von den Plagen,</l><lb/>
            <l>Der Schweffelvollen Marter-See.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>er &#x017F;ind die, welche dorten brum-<lb/><hi rendition="#et">men,</hi></l><lb/>
            <l>Als wenn hie die Goldka&#x0364;fer &#x017F;ummen;</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;ind die Geizzigen der Welt,</l><lb/>
            <l>Die <hi rendition="#fr">GOtt</hi> das ho&#x0364;ch&#x017F;te Gut verachtet,</l><lb/>
            <l>Nach gu&#x0364;ldnen Go&#x0364;zzen nur getrachtet,</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;chreien &#x017F;tets: Verfluchtes Geld.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[324/0340] Die Hoͤlle. Da iſt die Rotte die verdammet, Weil ſie in wilden Feur geflammet, Die Kreuzzigung der Luſt gehaßt; Die Geilheit die vor Wildheit lodert, Hat die die naſſe Tropfen fordert, Die Trunkenheit noch angefaßt. Sie fluchen den genoßnen Freuden, Und wuͤnſchen ſich dennoch zu weiden, Jn dem verdammten Suͤndenwuſt; Ein ſonſt vergnuͤgtes Angedenken, Muß ſie mit bittren Nachſchmak kraͤnken. Wie gallicht ſchmekt nun ihre Luſt? Hie kommt der Stolz vom Schmerz ge- buͤkket, Die Hochmut, die die Erd begluͤkket, Und ſchreien Zeter, Ach und Weh Verzweifflung, Drohen, Poltern, Klagen, Ein innrer Harm zeugt von den Plagen, Der Schweffelvollen Marter-See. Wer ſind die, welche dorten brum- men, Als wenn hie die Goldkaͤfer ſummen; Es ſind die Geizzigen der Welt, Die GOtt das hoͤchſte Gut verachtet, Nach guͤldnen Goͤzzen nur getrachtet, Sie ſchreien ſtets: Verfluchtes Geld. Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/340
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/340>, abgerufen am 18.05.2024.