Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Religion.
So viele aufgegrünte Bäume,
Auf hohen Bergen lieblich blühn;
So viele Grases Spizzen, Keime,
Aus einem safftgen Erdreich ziehn;
So viele Thier in Feldern leben,
So viele in den Lüfften schweben,
So viele das Gewässer hegt:
So viele werden aufgestellet,
Woraus die Warheit gnug erhellet,
Die jedem Mensch ins Herz geprägt.
Wie! wollet ihr noch blindlings wagen,
Die Warheits-Veste zu zerstöhrn;
Und alle Welt als dumm anklagen,
Daß sie mit uns ein Wesen ehrn,
Das Erd und Himmel ausgeschmükket,
Und das uns selbst dadurch beglükket,
Das wir auch Erden Bürger seyn,
Die durch Vernunfft und durch die Sinnen,
Des Schöpfers weisestes Beginnen
Erkennen? Sagt ja oder Nein?
Jhr stuzt vor diese festen Schranken,
Die die Religion beschirmt,
Es fängt eur Muth schon an zuwanken,
Der Tollkühn sie vorher bestürmmt;
Jhr weicht zurük; ihr seid geschlagen
Denn hier ist GOttes Heer und Wagen;
Der die Religion beschüzt.
Die Donner die im Lüfften rollen,
Und eure Wuth zerschmettern sollen
Die schrekken euch, wenns kracht und blizt.
Jhr
Die Religion.
So viele aufgegruͤnte Baͤume,
Auf hohen Bergen lieblich bluͤhn;
So viele Graſes Spizzen, Keime,
Aus einem ſafftgen Erdreich ziehn;
So viele Thier in Feldern leben,
So viele in den Luͤfften ſchweben,
So viele das Gewaͤſſer hegt:
So viele werden aufgeſtellet,
Woraus die Warheit gnug erhellet,
Die jedem Menſch ins Herz gepraͤgt.
Wie! wollet ihr noch blindlings wagen,
Die Warheits-Veſte zu zerſtoͤhrn;
Und alle Welt als dumm anklagen,
Daß ſie mit uns ein Weſen ehrn,
Das Erd und Himmel ausgeſchmuͤkket,
Und das uns ſelbſt dadurch begluͤkket,
Das wir auch Erden Buͤrger ſeyn,
Die durch Vernunfft und durch die Sinnen,
Des Schoͤpfers weiſeſtes Beginnen
Erkennen? Sagt ja oder Nein?
Jhr ſtuzt vor dieſe feſten Schranken,
Die die Religion beſchirmt,
Es faͤngt eur Muth ſchon an zuwanken,
Der Tollkuͤhn ſie vorher beſtuͤrmmt;
Jhr weicht zuruͤk; ihr ſeid geſchlagen
Denn hier iſt GOttes Heer und Wagen;
Der die Religion beſchuͤzt.
Die Donner die im Luͤfften rollen,
Und eure Wuth zerſchmettern ſollen
Die ſchrekken euch, wenns kracht und blizt.
Jhr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0304" n="288"/>
          <fw place="top" type="header">Die Religion.</fw><lb/>
          <lg n="12">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>o viele aufgegru&#x0364;nte Ba&#x0364;ume,</l><lb/>
            <l>Auf hohen Bergen lieblich blu&#x0364;hn;</l><lb/>
            <l>So viele Gra&#x017F;es Spizzen, Keime,</l><lb/>
            <l>Aus einem &#x017F;afftgen Erdreich ziehn;</l><lb/>
            <l>So viele Thier in Feldern leben,</l><lb/>
            <l>So viele in den Lu&#x0364;fften &#x017F;chweben,</l><lb/>
            <l>So viele das Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er hegt:</l><lb/>
            <l>So viele werden aufge&#x017F;tellet,</l><lb/>
            <l>Woraus die Warheit gnug erhellet,</l><lb/>
            <l>Die jedem Men&#x017F;ch ins Herz gepra&#x0364;gt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ie! wollet ihr noch blindlings wagen,</l><lb/>
            <l>Die Warheits-Ve&#x017F;te zu zer&#x017F;to&#x0364;hrn;</l><lb/>
            <l>Und alle Welt als dumm anklagen,</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie mit uns ein We&#x017F;en ehrn,</l><lb/>
            <l>Das Erd und Himmel ausge&#x017F;chmu&#x0364;kket,</l><lb/>
            <l>Und das uns &#x017F;elb&#x017F;t dadurch beglu&#x0364;kket,</l><lb/>
            <l>Das wir auch Erden Bu&#x0364;rger &#x017F;eyn,</l><lb/>
            <l>Die durch Vernunfft und durch die Sinnen,</l><lb/>
            <l>Des Scho&#x0364;pfers wei&#x017F;e&#x017F;tes Beginnen</l><lb/>
            <l>Erkennen? Sagt ja oder Nein?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="14">
            <l><hi rendition="#in">J</hi>hr &#x017F;tuzt vor die&#x017F;e fe&#x017F;ten Schranken,</l><lb/>
            <l>Die die Religion be&#x017F;chirmt,</l><lb/>
            <l>Es fa&#x0364;ngt eur Muth &#x017F;chon an zuwanken,</l><lb/>
            <l>Der Tollku&#x0364;hn &#x017F;ie vorher be&#x017F;tu&#x0364;rmmt;</l><lb/>
            <l>Jhr weicht zuru&#x0364;k; ihr &#x017F;eid ge&#x017F;chlagen</l><lb/>
            <l>Denn hier i&#x017F;t <hi rendition="#fr">GOttes</hi> Heer und Wagen;</l><lb/>
            <l>Der die Religion be&#x017F;chu&#x0364;zt.</l><lb/>
            <l>Die Donner die im Lu&#x0364;fften rollen,</l><lb/>
            <l>Und eure Wuth zer&#x017F;chmettern &#x017F;ollen</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;chrekken euch, wenns kracht und blizt.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jhr</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0304] Die Religion. So viele aufgegruͤnte Baͤume, Auf hohen Bergen lieblich bluͤhn; So viele Graſes Spizzen, Keime, Aus einem ſafftgen Erdreich ziehn; So viele Thier in Feldern leben, So viele in den Luͤfften ſchweben, So viele das Gewaͤſſer hegt: So viele werden aufgeſtellet, Woraus die Warheit gnug erhellet, Die jedem Menſch ins Herz gepraͤgt. Wie! wollet ihr noch blindlings wagen, Die Warheits-Veſte zu zerſtoͤhrn; Und alle Welt als dumm anklagen, Daß ſie mit uns ein Weſen ehrn, Das Erd und Himmel ausgeſchmuͤkket, Und das uns ſelbſt dadurch begluͤkket, Das wir auch Erden Buͤrger ſeyn, Die durch Vernunfft und durch die Sinnen, Des Schoͤpfers weiſeſtes Beginnen Erkennen? Sagt ja oder Nein? Jhr ſtuzt vor dieſe feſten Schranken, Die die Religion beſchirmt, Es faͤngt eur Muth ſchon an zuwanken, Der Tollkuͤhn ſie vorher beſtuͤrmmt; Jhr weicht zuruͤk; ihr ſeid geſchlagen Denn hier iſt GOttes Heer und Wagen; Der die Religion beſchuͤzt. Die Donner die im Luͤfften rollen, Und eure Wuth zerſchmettern ſollen Die ſchrekken euch, wenns kracht und blizt. Jhr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/304
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/304>, abgerufen am 18.05.2024.