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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

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als eine Wollthat GOttes.
Ach! GOtt wie viele sind zu finden, die das, nach
einer stillen Nacht,

Wenn sie gar sanft und süß geschlaffen, zu deinem
Preis wol überdacht?

Der Schlummer der Gewohnheit ists der unser Herz
so sehr betäubet

Daß es bei dem genoßnen Gut, doch immer uner-
kenntlich bleibet.

Drum sage mir du blinder Mensche! der du den süs-
sen Schlaf geschmekt,

Und durch des Schöpfers holde Güte, so ofte munter
bist erwekt:

Wie ofte hast du ihm gedankt, daß er die Nachtzeit
zu dem Schlafen,

Auf jedem Tag daran man wirkt, nach weiser
Ordnung hat geschaffen?

Du hast darauf dich nie besonnen; das lehrt die Un-
empfindlichkeit

Die dich bishero eingewieget. Drum wache auf, es
ist nun Zeit,

Und preise GOttes ewge Güt, die Tag und Nacht
stets auf uns quillet,

Und Herze, Zunge, Mund und Hand mit ihren
süssen Gaben füllet.

Gedenke künftig alle Morgen, wenn Nacht und
Demmerung verfliegt,

Und deine Munterkeit der Sinnen, den süssen Schlum-
mer hat besiegt,

Wie gütig unser Schöpfer sey; und wie er nach den
sauren Tage,

Zur Nachtzeit wieder lindern kann, die Kummer-vol-
le Last und Plage.

Ver-
als eine Wollthat GOttes.
Ach! GOtt wie viele ſind zu finden, die das, nach
einer ſtillen Nacht,

Wenn ſie gar ſanft und ſuͤß geſchlaffen, zu deinem
Preis wol uͤberdacht?

Der Schlummer der Gewohnheit iſts der unſer Herz
ſo ſehr betaͤubet

Daß es bei dem genoßnen Gut, doch immer uner-
kenntlich bleibet.

Drum ſage mir du blinder Menſche! der du den ſuͤſ-
ſen Schlaf geſchmekt,

Und durch des Schoͤpfers holde Guͤte, ſo ofte munter
biſt erwekt:

Wie ofte haſt du ihm gedankt, daß er die Nachtzeit
zu dem Schlafen,

Auf jedem Tag daran man wirkt, nach weiſer
Ordnung hat geſchaffen?

Du haſt darauf dich nie beſonnen; das lehrt die Un-
empfindlichkeit

Die dich bishero eingewieget. Drum wache auf, es
iſt nun Zeit,

Und preiſe GOttes ewge Guͤt, die Tag und Nacht
ſtets auf uns quillet,

Und Herze, Zunge, Mund und Hand mit ihren
ſuͤſſen Gaben fuͤllet.

Gedenke kuͤnftig alle Morgen, wenn Nacht und
Demmerung verfliegt,

Und deine Munterkeit der Sinnen, den ſuͤſſen Schlum-
mer hat beſiegt,

Wie guͤtig unſer Schoͤpfer ſey; und wie er nach den
ſauren Tage,

Zur Nachtzeit wieder lindern kann, die Kummer-vol-
le Laſt und Plage.

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[221/0237] als eine Wollthat GOttes. Ach! GOtt wie viele ſind zu finden, die das, nach einer ſtillen Nacht, Wenn ſie gar ſanft und ſuͤß geſchlaffen, zu deinem Preis wol uͤberdacht? Der Schlummer der Gewohnheit iſts der unſer Herz ſo ſehr betaͤubet Daß es bei dem genoßnen Gut, doch immer uner- kenntlich bleibet. Drum ſage mir du blinder Menſche! der du den ſuͤſ- ſen Schlaf geſchmekt, Und durch des Schoͤpfers holde Guͤte, ſo ofte munter biſt erwekt: Wie ofte haſt du ihm gedankt, daß er die Nachtzeit zu dem Schlafen, Auf jedem Tag daran man wirkt, nach weiſer Ordnung hat geſchaffen? Du haſt darauf dich nie beſonnen; das lehrt die Un- empfindlichkeit Die dich bishero eingewieget. Drum wache auf, es iſt nun Zeit, Und preiſe GOttes ewge Guͤt, die Tag und Nacht ſtets auf uns quillet, Und Herze, Zunge, Mund und Hand mit ihren ſuͤſſen Gaben fuͤllet. Gedenke kuͤnftig alle Morgen, wenn Nacht und Demmerung verfliegt, Und deine Munterkeit der Sinnen, den ſuͤſſen Schlum- mer hat beſiegt, Wie guͤtig unſer Schoͤpfer ſey; und wie er nach den ſauren Tage, Zur Nachtzeit wieder lindern kann, die Kummer-vol- le Laſt und Plage. Ver-

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/237>, abgerufen am 05.05.2024.