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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

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Die Herrlichkeit GOttes

Woran so viele harte Stürme,
Vergeblich durch die Fluth geschehn.
Jhr haltet auf die regen Wellen
Die schäumend aus der Tieffe schwellen.
Jhr seid auch Brüste der Natur,
Wovon im feucht und fetten Thaue
Die Nahrung fliest in Thal und Aue,
Auf manche schwangre Segens-Flur.

Jhr strekket eure schroffen Spizzen,
Bis in der Wolken Dunst hinein,
Eur altes Haupt empfängt die Blizzen
Der Sonnen, ihrer Strahlen Schein;
Jhr gebet uns auf euren Höhen,
Die Wunder der Natur zu sehen.
Der Tannen aufgeschlungne Pracht;
Ein jedes Gräslein das ihr nähret,
Dient uns zum Zeugen der uns lehret:
Es habe GOtt euch auch gemacht.
Doch an den Dekken eurer Rinden,
Jst unsers Schöpfers Herrlichkeit,
Nicht blos allein: auch in den Gründen,
Sind seine Gaben ausgestreut.
Jn der Gebürge dikken Bäuchen,
Sind so viel merkenswürdge Zeichen,
Woran des Geistes Aug erblikt,
Daß uns ein Almachts-volles Wesen
Laß in der dunklen Tieffe lesen,
Was uns zu seiner Höh entzükt.
Jhr

Die Herrlichkeit GOttes

Woran ſo viele harte Stuͤrme,
Vergeblich durch die Fluth geſchehn.
Jhr haltet auf die regen Wellen
Die ſchaͤumend aus der Tieffe ſchwellen.
Jhr ſeid auch Bruͤſte der Natur,
Wovon im feucht und fetten Thaue
Die Nahrung flieſt in Thal und Aue,
Auf manche ſchwangre Segens-Flur.

Jhr ſtrekket eure ſchroffen Spizzen,
Bis in der Wolken Dunſt hinein,
Eur altes Haupt empfaͤngt die Blizzen
Der Sonnen, ihrer Strahlen Schein;
Jhr gebet uns auf euren Hoͤhen,
Die Wunder der Natur zu ſehen.
Der Tannen aufgeſchlungne Pracht;
Ein jedes Graͤslein das ihr naͤhret,
Dient uns zum Zeugen der uns lehret:
Es habe GOtt euch auch gemacht.
Doch an den Dekken eurer Rinden,
Jſt unſers Schoͤpfers Herrlichkeit,
Nicht blos allein: auch in den Gruͤnden,
Sind ſeine Gaben ausgeſtreut.
Jn der Gebuͤrge dikken Baͤuchen,
Sind ſo viel merkenswuͤrdge Zeichen,
Woran des Geiſtes Aug erblikt,
Daß uns ein Almachts-volles Weſen
Laß in der dunklen Tieffe leſen,
Was uns zu ſeiner Hoͤh entzuͤkt.
Jhr
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[202/0218] Die Herrlichkeit GOttes Woran ſo viele harte Stuͤrme, Vergeblich durch die Fluth geſchehn. Jhr haltet auf die regen Wellen Die ſchaͤumend aus der Tieffe ſchwellen. Jhr ſeid auch Bruͤſte der Natur, Wovon im feucht und fetten Thaue Die Nahrung flieſt in Thal und Aue, Auf manche ſchwangre Segens-Flur. Jhr ſtrekket eure ſchroffen Spizzen, Bis in der Wolken Dunſt hinein, Eur altes Haupt empfaͤngt die Blizzen Der Sonnen, ihrer Strahlen Schein; Jhr gebet uns auf euren Hoͤhen, Die Wunder der Natur zu ſehen. Der Tannen aufgeſchlungne Pracht; Ein jedes Graͤslein das ihr naͤhret, Dient uns zum Zeugen der uns lehret: Es habe GOtt euch auch gemacht. Doch an den Dekken eurer Rinden, Jſt unſers Schoͤpfers Herrlichkeit, Nicht blos allein: auch in den Gruͤnden, Sind ſeine Gaben ausgeſtreut. Jn der Gebuͤrge dikken Baͤuchen, Sind ſo viel merkenswuͤrdge Zeichen, Woran des Geiſtes Aug erblikt, Daß uns ein Almachts-volles Weſen Laß in der dunklen Tieffe leſen, Was uns zu ſeiner Hoͤh entzuͤkt. Jhr

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/218>, abgerufen am 06.05.2024.