Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Unglaube.
Der sieht, wenn Wind und Sturm mit seiner Macht
sich regt,

Wie bald sich Haus und Grund zum schnellen Fall
bewegt.

So wanket, stürzt, und fällt die Wolfahrt derer
Seelen

Die sich stat unsern GOtt, ganz andre Gözzen
wählen.

Jhr Tohren, die ihr euch durch Einbildung be-
triegt,

Und in der Finsternis bei süssen Träumen liegt;
Jhr meint, beglükt zu seyn, wenn ihr dem Wort
nicht gläubet,

Daß ob ihrs gleich verlacht, doch immer Warheit
bleibet;

Kommt, sagt ist es nicht wahr, was wir von euch
gesagt,

Daß ihr euch Lebenslang mit steter Unruh plagt;
Jhr habet keinen Grund, worauf ihr euch verlas-
set,

Weil ihr aus blinden Wahn, das Licht der War-
heit hasset.

Was ist die Einbildung, die euch anjezt vergnügt?
Ein flüchtig süsser Traum der mit dem Schlaf ver-
fliegt:

Das Schiksal dieser Welt, das fängt kaum an zu
stürmen,

So habt ihr keinen Port euch darin zu beschir-
men.

Das Herze saget euch, durch den Gewissens Biß:
Wer sich von GOtt getrennt, gehört zur Finster-
nis:

Jhr gläubet das zwar nicht, als eine Warheits Leh-
re,

Je-
Der Unglaube.
Der ſieht, wenn Wind und Sturm mit ſeiner Macht
ſich regt,

Wie bald ſich Haus und Grund zum ſchnellen Fall
bewegt.

So wanket, ſtuͤrzt, und faͤllt die Wolfahrt derer
Seelen

Die ſich ſtat unſern GOtt, ganz andre Goͤzzen
waͤhlen.

Jhr Tohren, die ihr euch durch Einbildung be-
triegt,

Und in der Finſternis bei ſuͤſſen Traͤumen liegt;
Jhr meint, begluͤkt zu ſeyn, wenn ihr dem Wort
nicht glaͤubet,

Daß ob ihrs gleich verlacht, doch immer Warheit
bleibet;

Kommt, ſagt iſt es nicht wahr, was wir von euch
geſagt,

Daß ihr euch Lebenslang mit ſteter Unruh plagt;
Jhr habet keinen Grund, worauf ihr euch verlaſ-
ſet,

Weil ihr aus blinden Wahn, das Licht der War-
heit haſſet.

Was iſt die Einbildung, die euch anjezt vergnuͤgt?
Ein fluͤchtig ſuͤſſer Traum der mit dem Schlaf ver-
fliegt:

Das Schikſal dieſer Welt, das faͤngt kaum an zu
ſtuͤrmen,

So habt ihr keinen Port euch darin zu beſchir-
men.

Das Herze ſaget euch, durch den Gewiſſens Biß:
Wer ſich von GOtt getrennt, gehoͤrt zur Finſter-
nis:

Jhr glaͤubet das zwar nicht, als eine Warheits Leh-
re,

Je-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0172" n="156"/>
          <fw place="top" type="header">Der Unglaube.</fw><lb/>
          <l>Der &#x017F;ieht, wenn Wind und Sturm mit &#x017F;einer Macht<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ich regt,</hi></l><lb/>
          <l>Wie bald &#x017F;ich Haus und Grund zum &#x017F;chnellen Fall<lb/><hi rendition="#et">bewegt.</hi></l><lb/>
          <l>So wanket, &#x017F;tu&#x0364;rzt, und fa&#x0364;llt die Wolfahrt derer<lb/><hi rendition="#et">Seelen</hi></l><lb/>
          <l>Die &#x017F;ich &#x017F;tat un&#x017F;ern <hi rendition="#fr">GOtt,</hi> ganz andre Go&#x0364;zzen<lb/><hi rendition="#et">wa&#x0364;hlen.</hi></l><lb/>
          <l>Jhr Tohren, die ihr euch durch Einbildung be-<lb/><hi rendition="#et">triegt,</hi></l><lb/>
          <l>Und in der Fin&#x017F;ternis bei &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Tra&#x0364;umen liegt;</l><lb/>
          <l>Jhr meint, beglu&#x0364;kt zu &#x017F;eyn, wenn ihr dem Wort<lb/><hi rendition="#et">nicht gla&#x0364;ubet,</hi></l><lb/>
          <l>Daß ob ihrs gleich verlacht, doch immer Warheit<lb/><hi rendition="#et">bleibet;</hi></l><lb/>
          <l>Kommt, &#x017F;agt i&#x017F;t es nicht wahr, was wir von euch<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;agt,</hi></l><lb/>
          <l>Daß ihr euch Lebenslang mit &#x017F;teter Unruh plagt;</l><lb/>
          <l>Jhr habet keinen Grund, worauf ihr euch verla&#x017F;-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;et,</hi></l><lb/>
          <l>Weil ihr aus blinden Wahn, das Licht der War-<lb/><hi rendition="#et">heit ha&#x017F;&#x017F;et.</hi></l><lb/>
          <l>Was i&#x017F;t die Einbildung, die euch anjezt vergnu&#x0364;gt?</l><lb/>
          <l>Ein flu&#x0364;chtig &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Traum der mit dem Schlaf ver-<lb/><hi rendition="#et">fliegt:</hi></l><lb/>
          <l>Das Schik&#x017F;al die&#x017F;er Welt, das fa&#x0364;ngt kaum an zu<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tu&#x0364;rmen,</hi></l><lb/>
          <l>So habt ihr keinen Port euch darin zu be&#x017F;chir-<lb/><hi rendition="#et">men.</hi></l><lb/>
          <l>Das Herze &#x017F;aget euch, durch den Gewi&#x017F;&#x017F;ens Biß:</l><lb/>
          <l>Wer &#x017F;ich von <hi rendition="#fr">GOtt</hi> getrennt, geho&#x0364;rt zur Fin&#x017F;ter-<lb/><hi rendition="#et">nis:</hi></l><lb/>
          <l>Jhr gla&#x0364;ubet das zwar nicht, als eine Warheits Leh-<lb/><hi rendition="#et">re,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Je-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0172] Der Unglaube. Der ſieht, wenn Wind und Sturm mit ſeiner Macht ſich regt, Wie bald ſich Haus und Grund zum ſchnellen Fall bewegt. So wanket, ſtuͤrzt, und faͤllt die Wolfahrt derer Seelen Die ſich ſtat unſern GOtt, ganz andre Goͤzzen waͤhlen. Jhr Tohren, die ihr euch durch Einbildung be- triegt, Und in der Finſternis bei ſuͤſſen Traͤumen liegt; Jhr meint, begluͤkt zu ſeyn, wenn ihr dem Wort nicht glaͤubet, Daß ob ihrs gleich verlacht, doch immer Warheit bleibet; Kommt, ſagt iſt es nicht wahr, was wir von euch geſagt, Daß ihr euch Lebenslang mit ſteter Unruh plagt; Jhr habet keinen Grund, worauf ihr euch verlaſ- ſet, Weil ihr aus blinden Wahn, das Licht der War- heit haſſet. Was iſt die Einbildung, die euch anjezt vergnuͤgt? Ein fluͤchtig ſuͤſſer Traum der mit dem Schlaf ver- fliegt: Das Schikſal dieſer Welt, das faͤngt kaum an zu ſtuͤrmen, So habt ihr keinen Port euch darin zu beſchir- men. Das Herze ſaget euch, durch den Gewiſſens Biß: Wer ſich von GOtt getrennt, gehoͤrt zur Finſter- nis: Jhr glaͤubet das zwar nicht, als eine Warheits Leh- re, Je-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/172
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/172>, abgerufen am 06.05.2024.