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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

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Das Menschliche Auge.
Kein Theil ist daran so kleine,
Es hat seinen grossen Nuz,
Und kein Häutgen ist so feine,
Es dient dem Kristall zum Schuz;
Oder muß auf andre Weise,
Dieses Wundervoll Gehäuse,
Zu dem Zwek, zu seinem Schein,
Vortheilhafft und nüzlich seyn.
Wer die Augen braucht zum Sehen,
Und aufmerksam nur erwegt,
Wie das pfleget zu geschehen,
Daß der Lichtstrahl darin schlägt;
Wie das was die Häutgen rühret,
Wird zu dem Gehirn geführet:
Der erkennt, nur GOtt allein,
Muß derselben Meister seyn.
Himmel, Erde, Thal und Hügel,
Sonne, Sterne, Baum und Kraut;
Alles sehn wir durch die Spiegel,
Was der Schöpfer hat gebaut.
Jst er darum nicht zu preisen,
Das er in so engen Kreisen
Alles das zusammen zieht,
Was nur schönes schimmert, blüht?
Was die Nähe und die Ferne
Jn sich hegt, wird uns bekandt,
Durch dis Paar der lichten Sterne,
Die des Höchsten Wunderhand
Uns
Das Menſchliche Auge.
Kein Theil iſt daran ſo kleine,
Es hat ſeinen groſſen Nuz,
Und kein Haͤutgen iſt ſo feine,
Es dient dem Kriſtall zum Schuz;
Oder muß auf andre Weiſe,
Dieſes Wundervoll Gehaͤuſe,
Zu dem Zwek, zu ſeinem Schein,
Vortheilhafft und nuͤzlich ſeyn.
Wer die Augen braucht zum Sehen,
Und aufmerkſam nur erwegt,
Wie das pfleget zu geſchehen,
Daß der Lichtſtrahl darin ſchlaͤgt;
Wie das was die Haͤutgen ruͤhret,
Wird zu dem Gehirn gefuͤhret:
Der erkennt, nur GOtt allein,
Muß derſelben Meiſter ſeyn.
Himmel, Erde, Thal und Huͤgel,
Sonne, Sterne, Baum und Kraut;
Alles ſehn wir durch die Spiegel,
Was der Schoͤpfer hat gebaut.
Jſt er darum nicht zu preiſen,
Das er in ſo engen Kreiſen
Alles das zuſammen zieht,
Was nur ſchoͤnes ſchimmert, bluͤht?
Was die Naͤhe und die Ferne
Jn ſich hegt, wird uns bekandt,
Durch dis Paar der lichten Sterne,
Die des Hoͤchſten Wunderhand
Uns
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[140/0156] Das Menſchliche Auge. Kein Theil iſt daran ſo kleine, Es hat ſeinen groſſen Nuz, Und kein Haͤutgen iſt ſo feine, Es dient dem Kriſtall zum Schuz; Oder muß auf andre Weiſe, Dieſes Wundervoll Gehaͤuſe, Zu dem Zwek, zu ſeinem Schein, Vortheilhafft und nuͤzlich ſeyn. Wer die Augen braucht zum Sehen, Und aufmerkſam nur erwegt, Wie das pfleget zu geſchehen, Daß der Lichtſtrahl darin ſchlaͤgt; Wie das was die Haͤutgen ruͤhret, Wird zu dem Gehirn gefuͤhret: Der erkennt, nur GOtt allein, Muß derſelben Meiſter ſeyn. Himmel, Erde, Thal und Huͤgel, Sonne, Sterne, Baum und Kraut; Alles ſehn wir durch die Spiegel, Was der Schoͤpfer hat gebaut. Jſt er darum nicht zu preiſen, Das er in ſo engen Kreiſen Alles das zuſammen zieht, Was nur ſchoͤnes ſchimmert, bluͤht? Was die Naͤhe und die Ferne Jn ſich hegt, wird uns bekandt, Durch dis Paar der lichten Sterne, Die des Hoͤchſten Wunderhand Uns

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/156>, abgerufen am 06.05.2024.