Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Gedanken Die euch so sicher macht. Nehmt seine Gnade an,So wie sie euch von GOtt ist deutlich kund gethan: So könnet ihr sie auch dereinsten dort geniessen, Denkt daß der Lebenslauf, die Gnadenzeit verfliessen. Gedanken über einen redenden Raben. Jch ging zu einem Freund, der einen Ra- ben nährt, Den ich sonst nie vorher mit Achtsam- keit gehört, Was seine Zunge schnarrt, weil er nicht angefangen Zu reden, wenn ich sonst vor ihm vorbei gegan- gen. Doch jüngst erfuhr ich es, da ich den Kefich nah, Und er mich in das Haus von ferne kommen sah, Er fing in seiner Sprach ganz grob mich anzu- schnarren, Und sprach das, was er kan, er sprach von nichts als Narren. Jch merkte dieses Thier in seinem Kefig nicht, Jch drehte hie und da, verwundernt mein Gesicht, Jch dachte welcher Feind sucht dich allhie zu schmäh- len, Und
Gedanken Die euch ſo ſicher macht. Nehmt ſeine Gnade an,So wie ſie euch von GOtt iſt deutlich kund gethan: So koͤnnet ihr ſie auch dereinſten dort genieſſen, Denkt daß der Lebenslauf, die Gnadenzeit verflieſſen. Gedanken uͤber einen redenden Raben. Jch ging zu einem Freund, der einen Ra- ben naͤhrt, Den ich ſonſt nie vorher mit Achtſam- keit gehoͤrt, Was ſeine Zunge ſchnarrt, weil er nicht angefangen Zu reden, wenn ich ſonſt vor ihm vorbei gegan- gen. Doch juͤngſt erfuhr ich es, da ich den Kefich nah, Und er mich in das Haus von ferne kommen ſah, Er fing in ſeiner Sprach ganz grob mich anzu- ſchnarren, Und ſprach das, was er kan, er ſprach von nichts als Narren. Jch merkte dieſes Thier in ſeinem Kefig nicht, Jch drehte hie und da, verwundernt mein Geſicht, Jch dachte welcher Feind ſucht dich allhie zu ſchmaͤh- len, Und
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Gedanken
Die euch ſo ſicher macht. Nehmt ſeine Gnade an,
So wie ſie euch von GOtt iſt deutlich kund gethan:
So koͤnnet ihr ſie auch dereinſten dort genieſſen,
Denkt daß der Lebenslauf, die Gnadenzeit verflieſſen.
Gedanken
uͤber einen redenden Raben.
Jch ging zu einem Freund, der einen Ra-
ben naͤhrt,
Den ich ſonſt nie vorher mit Achtſam-
keit gehoͤrt,
Was ſeine Zunge ſchnarrt, weil er nicht
angefangen
Zu reden, wenn ich ſonſt vor ihm vorbei gegan-
gen.
Doch juͤngſt erfuhr ich es, da ich den Kefich nah,
Und er mich in das Haus von ferne kommen ſah,
Er fing in ſeiner Sprach ganz grob mich anzu-
ſchnarren,
Und ſprach das, was er kan, er ſprach von nichts
als Narren.
Jch merkte dieſes Thier in ſeinem Kefig nicht,
Jch drehte hie und da, verwundernt mein Geſicht,
Jch dachte welcher Feind ſucht dich allhie zu ſchmaͤh-
len,
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