Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
der Güte und Gerechtigkeit.
Daß ihr durch Christum habt, die Sündenschuld
bezahlt,

Habt ihr den Heiland recht im Glauben angenom-
men

So seid ihr auch durch ihn zum neuen Leben kom-
men.

Jhr wünscht gerecht zu seyn, ihr ziehet Christum
an,

Und habt das Sündenkleid doch noch nicht abge-
than.

Jhr denket zwar ganz recht, da er für euch gestor-
ben,

So habe er euch auch das ewge Heil erworben.
Allein ihr schliesset falsch, indem ihrs nicht annehmt,
Euch nicht in Christi Joch das sanft und leicht, be-
quemt,

Daß ihr des Mittlers Gunst und die erworbnen
Gaben,

Die ihr doch nur verwerft, könt im Genusse ha-
ben.

Die Güte ist niemahls ohn die Gerechtigkeit,
Und weil ihr das nicht nehmt, was euch die Liebe
beut,

Muß die Gerechtigkeit euch nach dem Thun und Tich-
ten,

Nach dem Gesezzes Spruch, wie ihrs verdienet,
richten.

Und so seid ihr verdammt, wenn ihr gleich stets ge-
denkt,

Daß GOtt euch seinen Sohn zum Heiland hat ge-
schenkt:

Drum lernet daß GOtt gut, und auch gerecht zu
nennen;

So werdet ihr euch leicht von dieser Meinung
trennen,

Die
der Guͤte und Gerechtigkeit.
Daß ihr durch Chriſtum habt, die Suͤndenſchuld
bezahlt,

Habt ihr den Heiland recht im Glauben angenom-
men

So ſeid ihr auch durch ihn zum neuen Leben kom-
men.

Jhr wuͤnſcht gerecht zu ſeyn, ihr ziehet Chriſtum
an,

Und habt das Suͤndenkleid doch noch nicht abge-
than.

Jhr denket zwar ganz recht, da er fuͤr euch geſtor-
ben,

So habe er euch auch das ewge Heil erworben.
Allein ihr ſchlieſſet falſch, indem ihrs nicht annehmt,
Euch nicht in Chriſti Joch das ſanft und leicht, be-
quemt,

Daß ihr des Mittlers Gunſt und die erworbnen
Gaben,

Die ihr doch nur verwerft, koͤnt im Genuſſe ha-
ben.

Die Guͤte iſt niemahls ohn die Gerechtigkeit,
Und weil ihr das nicht nehmt, was euch die Liebe
beut,

Muß die Gerechtigkeit euch nach dem Thun und Tich-
ten,

Nach dem Geſezzes Spruch, wie ihrs verdienet,
richten.

Und ſo ſeid ihr verdammt, wenn ihr gleich ſtets ge-
denkt,

Daß GOtt euch ſeinen Sohn zum Heiland hat ge-
ſchenkt:

Drum lernet daß GOtt gut, und auch gerecht zu
nennen;

So werdet ihr euch leicht von dieſer Meinung
trennen,

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0087" n="75"/>
          <fw place="top" type="header">der Gu&#x0364;te und Gerechtigkeit.</fw><lb/>
          <l>Daß ihr durch Chri&#x017F;tum habt, die Su&#x0364;nden&#x017F;chuld<lb/><hi rendition="#et">bezahlt,</hi></l><lb/>
          <l>Habt ihr den Heiland recht im Glauben angenom-<lb/><hi rendition="#et">men</hi></l><lb/>
          <l>So &#x017F;eid ihr auch durch ihn zum neuen Leben kom-<lb/><hi rendition="#et">men.</hi></l><lb/>
          <l>Jhr wu&#x0364;n&#x017F;cht gerecht zu &#x017F;eyn, ihr ziehet Chri&#x017F;tum<lb/><hi rendition="#et">an,</hi></l><lb/>
          <l>Und habt das Su&#x0364;ndenkleid doch noch nicht abge-<lb/><hi rendition="#et">than.</hi></l><lb/>
          <l>Jhr denket zwar ganz recht, da er fu&#x0364;r euch ge&#x017F;tor-<lb/><hi rendition="#et">ben,</hi></l><lb/>
          <l>So habe er euch auch das ewge Heil erworben.</l><lb/>
          <l>Allein ihr &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et fal&#x017F;ch, indem ihrs nicht annehmt,</l><lb/>
          <l>Euch nicht in Chri&#x017F;ti Joch das &#x017F;anft und leicht, be-<lb/><hi rendition="#et">quemt,</hi></l><lb/>
          <l>Daß ihr des Mittlers Gun&#x017F;t und die erworbnen<lb/><hi rendition="#et">Gaben,</hi></l><lb/>
          <l>Die ihr doch nur verwerft, ko&#x0364;nt im Genu&#x017F;&#x017F;e ha-<lb/><hi rendition="#et">ben.</hi></l><lb/>
          <l>Die Gu&#x0364;te i&#x017F;t niemahls ohn die Gerechtigkeit,</l><lb/>
          <l>Und weil ihr das nicht nehmt, was euch die Liebe<lb/><hi rendition="#et">beut,</hi></l><lb/>
          <l>Muß die Gerechtigkeit euch nach dem Thun und Tich-<lb/><hi rendition="#et">ten,</hi></l><lb/>
          <l>Nach dem Ge&#x017F;ezzes Spruch, wie ihrs verdienet,<lb/><hi rendition="#et">richten.</hi></l><lb/>
          <l>Und &#x017F;o &#x017F;eid ihr verdammt, wenn ihr gleich &#x017F;tets ge-<lb/><hi rendition="#et">denkt,</hi></l><lb/>
          <l>Daß <hi rendition="#fr">GOtt</hi> euch &#x017F;einen Sohn zum Heiland hat ge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chenkt:</hi></l><lb/>
          <l>Drum lernet daß <hi rendition="#fr">GOtt</hi> gut, und auch gerecht zu<lb/><hi rendition="#et">nennen;</hi></l><lb/>
          <l>So werdet ihr euch leicht von die&#x017F;er Meinung<lb/><hi rendition="#et">trennen,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0087] der Guͤte und Gerechtigkeit. Daß ihr durch Chriſtum habt, die Suͤndenſchuld bezahlt, Habt ihr den Heiland recht im Glauben angenom- men So ſeid ihr auch durch ihn zum neuen Leben kom- men. Jhr wuͤnſcht gerecht zu ſeyn, ihr ziehet Chriſtum an, Und habt das Suͤndenkleid doch noch nicht abge- than. Jhr denket zwar ganz recht, da er fuͤr euch geſtor- ben, So habe er euch auch das ewge Heil erworben. Allein ihr ſchlieſſet falſch, indem ihrs nicht annehmt, Euch nicht in Chriſti Joch das ſanft und leicht, be- quemt, Daß ihr des Mittlers Gunſt und die erworbnen Gaben, Die ihr doch nur verwerft, koͤnt im Genuſſe ha- ben. Die Guͤte iſt niemahls ohn die Gerechtigkeit, Und weil ihr das nicht nehmt, was euch die Liebe beut, Muß die Gerechtigkeit euch nach dem Thun und Tich- ten, Nach dem Geſezzes Spruch, wie ihrs verdienet, richten. Und ſo ſeid ihr verdammt, wenn ihr gleich ſtets ge- denkt, Daß GOtt euch ſeinen Sohn zum Heiland hat ge- ſchenkt: Drum lernet daß GOtt gut, und auch gerecht zu nennen; So werdet ihr euch leicht von dieſer Meinung trennen, Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/87
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/87>, abgerufen am 19.04.2024.