Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Eine andächtige Betrachtung
Er ist es, der das auferbauet,
Was man in Luft, auf Erd, im Meer
Jn Höhen, in der Tieffe schauet,
Das sind die Spiegel seiner Ehr,
Die Meisterstükke seiner Stärke,
Der weisen Güte Wunderwerke,
Jhr Zeugnis heist auch allgemein:
GOtt muß ein grosser HErre seyn.
Und wenn wir uns nur selbst ansehen,
Mit einem aufmerksamen Blik;
So muß ein jeder eingestehen,
Sein Körper sey ein Meisterstük.
Ein jedes Theil, Glied und Gelenke,
Das sagt mir, wenn ich nur bedenke,
Wie künstlich das, was gros und fein,
GOt muß ein grosser HErre seyn.
Erweg ich, wie im Leib, die Seele,
Ein denkend geistig Wesen wohnt;
Betracht ich wie sie in der Höle
Des Körpers, als unsichtbahr thront,
Bemerk ich was vor Eigenschaften,
Jn den Verstand und Willen haften;
So muß ich GOtt den Lobspruch weihn:
GOtt muß ein grosser HErre seyn.
Bedenk ich, wie durch unsre Sinnen,
Die Dinge die von aussen sind,
Als wie durch zarte Röhren rinnen,
Und wie wir sie so bald, geschwind,
Wenn
Eine andaͤchtige Betrachtung
Er iſt es, der das auferbauet,
Was man in Luft, auf Erd, im Meer
Jn Hoͤhen, in der Tieffe ſchauet,
Das ſind die Spiegel ſeiner Ehr,
Die Meiſterſtuͤkke ſeiner Staͤrke,
Der weiſen Guͤte Wunderwerke,
Jhr Zeugnis heiſt auch allgemein:
GOtt muß ein groſſer HErre ſeyn.
Und wenn wir uns nur ſelbſt anſehen,
Mit einem aufmerkſamen Blik;
So muß ein jeder eingeſtehen,
Sein Koͤrper ſey ein Meiſterſtuͤk.
Ein jedes Theil, Glied und Gelenke,
Das ſagt mir, wenn ich nur bedenke,
Wie kuͤnſtlich das, was gros und fein,
GOt muß ein groſſer HErre ſeyn.
Erweg ich, wie im Leib, die Seele,
Ein denkend geiſtig Weſen wohnt;
Betracht ich wie ſie in der Hoͤle
Des Koͤrpers, als unſichtbahr thront,
Bemerk ich was vor Eigenſchaften,
Jn den Verſtand und Willen haften;
So muß ich GOtt den Lobſpruch weihn:
GOtt muß ein groſſer HErre ſeyn.
Bedenk ich, wie durch unſre Sinnen,
Die Dinge die von auſſen ſind,
Als wie durch zarte Roͤhren rinnen,
Und wie wir ſie ſo bald, geſchwind,
Wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0066" n="54"/>
          <fw place="top" type="header">Eine anda&#x0364;chtige Betrachtung</fw><lb/>
          <lg n="10">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>r i&#x017F;t es, der das auferbauet,</l><lb/>
            <l>Was man in Luft, auf Erd, im Meer</l><lb/>
            <l>Jn Ho&#x0364;hen, in der Tieffe &#x017F;chauet,</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;ind die Spiegel &#x017F;einer Ehr,</l><lb/>
            <l>Die Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;kke &#x017F;einer Sta&#x0364;rke,</l><lb/>
            <l>Der wei&#x017F;en Gu&#x0364;te Wunderwerke,</l><lb/>
            <l>Jhr Zeugnis hei&#x017F;t auch allgemein:<lb/><hi rendition="#fr">GOtt muß ein gro&#x017F;&#x017F;er HErre &#x017F;eyn.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l><hi rendition="#in">U</hi>nd wenn wir uns nur &#x017F;elb&#x017F;t an&#x017F;ehen,</l><lb/>
            <l>Mit einem aufmerk&#x017F;amen Blik;</l><lb/>
            <l>So muß ein jeder einge&#x017F;tehen,</l><lb/>
            <l>Sein Ko&#x0364;rper &#x017F;ey ein Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;k.</l><lb/>
            <l>Ein jedes Theil, Glied und Gelenke,</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;agt mir, wenn ich nur bedenke,</l><lb/>
            <l>Wie ku&#x0364;n&#x017F;tlich das, was gros und fein,<lb/><hi rendition="#fr">GOt muß ein gro&#x017F;&#x017F;er HErre &#x017F;eyn.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>rweg ich, wie im Leib, die Seele,</l><lb/>
            <l>Ein denkend gei&#x017F;tig We&#x017F;en wohnt;</l><lb/>
            <l>Betracht ich wie &#x017F;ie in der Ho&#x0364;le</l><lb/>
            <l>Des Ko&#x0364;rpers, als un&#x017F;ichtbahr thront,</l><lb/>
            <l>Bemerk ich was vor Eigen&#x017F;chaften,</l><lb/>
            <l>Jn den Ver&#x017F;tand und Willen haften;</l><lb/>
            <l>So muß ich <hi rendition="#fr">GOtt</hi> den Lob&#x017F;pruch weihn:<lb/><hi rendition="#fr">GOtt muß ein gro&#x017F;&#x017F;er HErre &#x017F;eyn.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <l><hi rendition="#in">B</hi>edenk ich, wie durch un&#x017F;re Sinnen,</l><lb/>
            <l>Die Dinge die von au&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind,</l><lb/>
            <l>Als wie durch zarte Ro&#x0364;hren rinnen,</l><lb/>
            <l>Und wie wir &#x017F;ie &#x017F;o bald, ge&#x017F;chwind,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0066] Eine andaͤchtige Betrachtung Er iſt es, der das auferbauet, Was man in Luft, auf Erd, im Meer Jn Hoͤhen, in der Tieffe ſchauet, Das ſind die Spiegel ſeiner Ehr, Die Meiſterſtuͤkke ſeiner Staͤrke, Der weiſen Guͤte Wunderwerke, Jhr Zeugnis heiſt auch allgemein: GOtt muß ein groſſer HErre ſeyn. Und wenn wir uns nur ſelbſt anſehen, Mit einem aufmerkſamen Blik; So muß ein jeder eingeſtehen, Sein Koͤrper ſey ein Meiſterſtuͤk. Ein jedes Theil, Glied und Gelenke, Das ſagt mir, wenn ich nur bedenke, Wie kuͤnſtlich das, was gros und fein, GOt muß ein groſſer HErre ſeyn. Erweg ich, wie im Leib, die Seele, Ein denkend geiſtig Weſen wohnt; Betracht ich wie ſie in der Hoͤle Des Koͤrpers, als unſichtbahr thront, Bemerk ich was vor Eigenſchaften, Jn den Verſtand und Willen haften; So muß ich GOtt den Lobſpruch weihn: GOtt muß ein groſſer HErre ſeyn. Bedenk ich, wie durch unſre Sinnen, Die Dinge die von auſſen ſind, Als wie durch zarte Roͤhren rinnen, Und wie wir ſie ſo bald, geſchwind, Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/66
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/66>, abgerufen am 18.04.2024.