Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Betrachtung über die verwelkten Blätter. Betrachtung über die verwelk- ten und abgefallnen Blätter. Da liegen die durch Sturm und Wetter, Von Bäumen abgestreiften Blätter Die ihrer Gipfel runden Kranz Geschmükt mit einem güldnen Glanz; Sie liegen nun zu deren Füssen, Die sie vorhero zieren müssen. Vorgestern sahe man mit Prangen, Sie noch auf ihrem Gipfel hangen Da ihr in gelb verwandelt Grün, Wie ein bemahltes Goldblech schien; Sie sind zerstreuet von den Winden, Und auf bemoosten Grund zu finden. Sie liegen in verworfner Menge, Noch als ein güldenes Gepränge, Und scheinen bei dem Sonnenstrahl, Als eine grosse Münzen Zahl: Jedoch in wenig Tages-Stunden, Sind sie aus dem Gesicht verschwunden. Die Nässe schmelzt sie in der Eile, Und bringt sie zur geschwinden Fäule, Daraus wenn sie in Mist verkehrt, Sich künftig das Gesträuche nährt, Da
Betrachtung uͤber die verwelkten Blaͤtter. Betrachtung uͤber die verwelk- ten und abgefallnen Blaͤtter. Da liegen die durch Sturm und Wetter, Von Baͤumen abgeſtreiften Blaͤtter Die ihrer Gipfel runden Kranz Geſchmuͤkt mit einem guͤldnen Glanz; Sie liegen nun zu deren Fuͤſſen, Die ſie vorhero zieren muͤſſen. Vorgeſtern ſahe man mit Prangen, Sie noch auf ihrem Gipfel hangen Da ihr in gelb verwandelt Gruͤn, Wie ein bemahltes Goldblech ſchien; Sie ſind zerſtreuet von den Winden, Und auf bemoosten Grund zu finden. Sie liegen in verworfner Menge, Noch als ein guͤldenes Gepraͤnge, Und ſcheinen bei dem Sonnenſtrahl, Als eine groſſe Muͤnzen Zahl: Jedoch in wenig Tages-Stunden, Sind ſie aus dem Geſicht verſchwunden. Die Naͤſſe ſchmelzt ſie in der Eile, Und bringt ſie zur geſchwinden Faͤule, Daraus wenn ſie in Miſt verkehrt, Sich kuͤnftig das Geſtraͤuche naͤhrt, Da
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Betrachtung uͤber die verwelkten Blaͤtter.
Betrachtung uͤber die verwelk-
ten und abgefallnen Blaͤtter.
Da liegen die durch Sturm und Wetter,
Von Baͤumen abgeſtreiften Blaͤtter
Die ihrer Gipfel runden Kranz
Geſchmuͤkt mit einem guͤldnen Glanz;
Sie liegen nun zu deren Fuͤſſen,
Die ſie vorhero zieren muͤſſen.
Vorgeſtern ſahe man mit Prangen,
Sie noch auf ihrem Gipfel hangen
Da ihr in gelb verwandelt Gruͤn,
Wie ein bemahltes Goldblech ſchien;
Sie ſind zerſtreuet von den Winden,
Und auf bemoosten Grund zu finden.
Sie liegen in verworfner Menge,
Noch als ein guͤldenes Gepraͤnge,
Und ſcheinen bei dem Sonnenſtrahl,
Als eine groſſe Muͤnzen Zahl:
Jedoch in wenig Tages-Stunden,
Sind ſie aus dem Geſicht verſchwunden.
Die Naͤſſe ſchmelzt ſie in der Eile,
Und bringt ſie zur geſchwinden Faͤule,
Daraus wenn ſie in Miſt verkehrt,
Sich kuͤnftig das Geſtraͤuche naͤhrt,
Da
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