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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

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Die Grösse GOttes in Steinen gebildet.

Da so wunderbahre Schilder,
Da so viel geschnizte Bilder
Jn dem Steinreich sind zu sehn,
Die des Schöpfers Ruhm erhöhn.

Hie sieht man ein Bild von Bäumen,
Da von Pflanzen andrer Art
Gleichsam in den Steinen keimen
Die in tieffen Schacht verwahrt;
Man kan in den dunklen Gründen,
Thier und Menschen Bilder finden,
Ja! von jeder Kreatur,
Eine steinerne Figur.
Diese sind so nett gebildet,
So bewundernt ausgeziert,
Als wenn sie die Kunst geschildet,
Die doch die Natur formirt;
Jn den figurirten Steinen,
Muß auch GOttes grös erscheinen,
Die so manches in der Welt
Uns zum Wunder vorgestellt.
Und wenn wir noch das besehen,
Was in Steine ist verkehrt,
Daß viel Dinge auf den Höhen
(Wie der Augenschein uns lehrt,)

Die in Wasserreich zu finden;
So ist es nicht zu ergründen,
Wie dasselbige versteint,
Auf der Berge Spiz erscheint.
Es
Y 3

Die Groͤſſe GOttes in Steinen gebildet.

Da ſo wunderbahre Schilder,
Da ſo viel geſchnizte Bilder
Jn dem Steinreich ſind zu ſehn,
Die des Schoͤpfers Ruhm erhoͤhn.

Hie ſieht man ein Bild von Baͤumen,
Da von Pflanzen andrer Art
Gleichſam in den Steinen keimen
Die in tieffen Schacht verwahrt;
Man kan in den dunklen Gruͤnden,
Thier und Menſchen Bilder finden,
Ja! von jeder Kreatur,
Eine ſteinerne Figur.
Dieſe ſind ſo nett gebildet,
So bewundernt ausgeziert,
Als wenn ſie die Kunſt geſchildet,
Die doch die Natur formirt;
Jn den figurirten Steinen,
Muß auch GOttes groͤs erſcheinen,
Die ſo manches in der Welt
Uns zum Wunder vorgeſtellt.
Und wenn wir noch das beſehen,
Was in Steine iſt verkehrt,
Daß viel Dinge auf den Hoͤhen
(Wie der Augenſchein uns lehrt,)

Die in Waſſerreich zu finden;
So iſt es nicht zu ergruͤnden,
Wie daſſelbige verſteint,
Auf der Berge Spiz erſcheint.
Es
Y 3
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[341/0353] Die Groͤſſe GOttes in Steinen gebildet. Da ſo wunderbahre Schilder, Da ſo viel geſchnizte Bilder Jn dem Steinreich ſind zu ſehn, Die des Schoͤpfers Ruhm erhoͤhn. Hie ſieht man ein Bild von Baͤumen, Da von Pflanzen andrer Art Gleichſam in den Steinen keimen Die in tieffen Schacht verwahrt; Man kan in den dunklen Gruͤnden, Thier und Menſchen Bilder finden, Ja! von jeder Kreatur, Eine ſteinerne Figur. Dieſe ſind ſo nett gebildet, So bewundernt ausgeziert, Als wenn ſie die Kunſt geſchildet, Die doch die Natur formirt; Jn den figurirten Steinen, Muß auch GOttes groͤs erſcheinen, Die ſo manches in der Welt Uns zum Wunder vorgeſtellt. Und wenn wir noch das beſehen, Was in Steine iſt verkehrt, Daß viel Dinge auf den Hoͤhen (Wie der Augenſchein uns lehrt,) Die in Waſſerreich zu finden; So iſt es nicht zu ergruͤnden, Wie daſſelbige verſteint, Auf der Berge Spiz erſcheint. Es Y 3

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/353>, abgerufen am 25.04.2024.