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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

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Der Herbst.
Und die fortgetriebne Kugel fliegt mit den entbrant-
nen Stoß

Durch das anfgescheuchte Wild, und zertrennt die
dikken Häute,

Und bringt auf beglükten Schuß eine woll genähr-
te Beute.

Da erthönet in den Wäldern, der durchs Horn ge-
blasne Schall

Der mit fortgetriebnen Lüften, in dem nah geleg-
nen Thal

Ein recht lustig Echo macht: darauf sucht man in
den Nezzen,

Das dadurch erwekte Schwein auf das schlanke
Spieß zu hezzen,

Das in wilder Wuth erhizzet schnaubend seinen
Rüssel hebt,

Und mit aufgestreubten Borsten grimmig nach den
Weidman strebt,

Da es an den Stachel lekt, und so lang am Spies-
se wühlet,

Bis es den erstarrten Todt, kraftlos in den Adern
fühlet.

Wenn man hie das Wild aufjaget; so zinßt auch
das Meer den Fisch,

Womit noch der Herbst bereichert unsern vollen
Speise-Tisch,

Und die Luft ist auch nicht leer von den Seegensrei-
chen Gaben,

Da wir Schnepfen zu der Zeit, fette Lerchen,
Wachteln haben,

Die man in gespannte Nezze auf den leeren Feldern
jägt,

Wenn man ihre stillen Triften in der Demmerung
erregt.

Denk
Der Herbſt.
Und die fortgetriebne Kugel fliegt mit den entbrant-
nen Stoß

Durch das anfgeſcheuchte Wild, und zertrennt die
dikken Haͤute,

Und bringt auf begluͤkten Schuß eine woll genaͤhr-
te Beute.

Da erthoͤnet in den Waͤldern, der durchs Horn ge-
blaſne Schall

Der mit fortgetriebnen Luͤften, in dem nah geleg-
nen Thal

Ein recht luſtig Echo macht: darauf ſucht man in
den Nezzen,

Das dadurch erwekte Schwein auf das ſchlanke
Spieß zu hezzen,

Das in wilder Wuth erhizzet ſchnaubend ſeinen
Ruͤſſel hebt,

Und mit aufgeſtreubten Borſten grimmig nach den
Weidman ſtrebt,

Da es an den Stachel lekt, und ſo lang am Spieſ-
ſe wuͤhlet,

Bis es den erſtarrten Todt, kraftlos in den Adern
fuͤhlet.

Wenn man hie das Wild aufjaget; ſo zinßt auch
das Meer den Fiſch,

Womit noch der Herbſt bereichert unſern vollen
Speiſe-Tiſch,

Und die Luft iſt auch nicht leer von den Seegensrei-
chen Gaben,

Da wir Schnepfen zu der Zeit, fette Lerchen,
Wachteln haben,

Die man in geſpannte Nezze auf den leeren Feldern
jaͤgt,

Wenn man ihre ſtillen Triften in der Demmerung
erregt.

Denk
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[13/0025] Der Herbſt. Und die fortgetriebne Kugel fliegt mit den entbrant- nen Stoß Durch das anfgeſcheuchte Wild, und zertrennt die dikken Haͤute, Und bringt auf begluͤkten Schuß eine woll genaͤhr- te Beute. Da erthoͤnet in den Waͤldern, der durchs Horn ge- blaſne Schall Der mit fortgetriebnen Luͤften, in dem nah geleg- nen Thal Ein recht luſtig Echo macht: darauf ſucht man in den Nezzen, Das dadurch erwekte Schwein auf das ſchlanke Spieß zu hezzen, Das in wilder Wuth erhizzet ſchnaubend ſeinen Ruͤſſel hebt, Und mit aufgeſtreubten Borſten grimmig nach den Weidman ſtrebt, Da es an den Stachel lekt, und ſo lang am Spieſ- ſe wuͤhlet, Bis es den erſtarrten Todt, kraftlos in den Adern fuͤhlet. Wenn man hie das Wild aufjaget; ſo zinßt auch das Meer den Fiſch, Womit noch der Herbſt bereichert unſern vollen Speiſe-Tiſch, Und die Luft iſt auch nicht leer von den Seegensrei- chen Gaben, Da wir Schnepfen zu der Zeit, fette Lerchen, Wachteln haben, Die man in geſpannte Nezze auf den leeren Feldern jaͤgt, Wenn man ihre ſtillen Triften in der Demmerung erregt. Denk

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/25>, abgerufen am 24.04.2024.