Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Geilheit.
Ach! wie viele sind betrogen,
Jn der Wollust Garn gezogen
Die die Triebe nicht regiert,
Die als Opfer zwar bekränzet,
Durch das Strik das herrlich glänzet,
Zu der Schlachtbank fortgeführt,
Wo sie lachend Geist und Leben
Dem Verderben übergeben.
Ach! wie viele sind vorhanden,
Die an diesen Klippen stranden,
Und ihr Wollfahrts Schiff zerstöhrt,
Da sie zu den Zauber Tönen,
Dieser seufzenden Sirenen
Ein verführend Ohr gekehrt,
Da sie meinten in den Gründen,
Jenes Paradies zufinden.
Seht ihr Jungen! die Exempel
Derer, die im Wollust-Tempel
Die verbotne Frucht gesucht,
Die wie Honig süsse schmeket:
Aber Bitterkeit erwekket,
Den sie drauf zu spät verflucht;
Weil darinnen Stachel schwimmen,
Die im Bauch hernachmahls grimmen.
Geilheit lokket zum Verderben,
Macht daß Leib und Seel ersterben,
Sie zerrüttet das Gemüt,
Macht die Sinnen stumpf und blöde,
Machts Gehirn auch wüst und öde,
Sie verdirbet das Geblüt
Wie
Die Geilheit.
Ach! wie viele ſind betrogen,
Jn der Wolluſt Garn gezogen
Die die Triebe nicht regiert,
Die als Opfer zwar bekraͤnzet,
Durch das Strik das herrlich glaͤnzet,
Zu der Schlachtbank fortgefuͤhrt,
Wo ſie lachend Geiſt und Leben
Dem Verderben uͤbergeben.
Ach! wie viele ſind vorhanden,
Die an dieſen Klippen ſtranden,
Und ihr Wollfahrts Schiff zerſtoͤhrt,
Da ſie zu den Zauber Toͤnen,
Dieſer ſeufzenden Sirenen
Ein verfuͤhrend Ohr gekehrt,
Da ſie meinten in den Gruͤnden,
Jenes Paradies zufinden.
Seht ihr Jungen! die Exempel
Derer, die im Wolluſt-Tempel
Die verbotne Frucht geſucht,
Die wie Honig ſuͤſſe ſchmeket:
Aber Bitterkeit erwekket,
Den ſie drauf zu ſpaͤt verflucht;
Weil darinnen Stachel ſchwimmen,
Die im Bauch hernachmahls grimmen.
Geilheit lokket zum Verderben,
Macht daß Leib und Seel erſterben,
Sie zerruͤttet das Gemuͤt,
Macht die Sinnen ſtumpf und bloͤde,
Machts Gehirn auch wuͤſt und oͤde,
Sie verdirbet das Gebluͤt
Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0246" n="234"/>
          <fw place="top" type="header">Die Geilheit.</fw><lb/>
          <lg n="7">
            <l><hi rendition="#in">A</hi>ch! wie viele &#x017F;ind betrogen,</l><lb/>
            <l>Jn der Wollu&#x017F;t Garn gezogen</l><lb/>
            <l>Die die Triebe nicht regiert,</l><lb/>
            <l>Die als Opfer zwar bekra&#x0364;nzet,</l><lb/>
            <l>Durch das Strik das herrlich gla&#x0364;nzet,</l><lb/>
            <l>Zu der Schlachtbank fortgefu&#x0364;hrt,</l><lb/>
            <l>Wo &#x017F;ie lachend Gei&#x017F;t und Leben</l><lb/>
            <l>Dem Verderben u&#x0364;bergeben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l><hi rendition="#in">A</hi>ch! wie viele &#x017F;ind vorhanden,</l><lb/>
            <l>Die an die&#x017F;en Klippen &#x017F;tranden,</l><lb/>
            <l>Und ihr Wollfahrts Schiff zer&#x017F;to&#x0364;hrt,</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;ie zu den Zauber To&#x0364;nen,</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;er &#x017F;eufzenden Sirenen</l><lb/>
            <l>Ein verfu&#x0364;hrend Ohr gekehrt,</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;ie meinten in den Gru&#x0364;nden,</l><lb/>
            <l>Jenes Paradies zufinden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>eht ihr Jungen! die Exempel</l><lb/>
            <l>Derer, die im Wollu&#x017F;t-Tempel</l><lb/>
            <l>Die verbotne Frucht ge&#x017F;ucht,</l><lb/>
            <l>Die wie Honig &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;chmeket:</l><lb/>
            <l>Aber Bitterkeit erwekket,</l><lb/>
            <l>Den &#x017F;ie drauf zu &#x017F;pa&#x0364;t verflucht;</l><lb/>
            <l>Weil darinnen Stachel &#x017F;chwimmen,</l><lb/>
            <l>Die im Bauch hernachmahls grimmen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l><hi rendition="#in">G</hi>eilheit lokket zum Verderben,</l><lb/>
            <l>Macht daß Leib und Seel er&#x017F;terben,</l><lb/>
            <l>Sie zerru&#x0364;ttet das Gemu&#x0364;t,</l><lb/>
            <l>Macht die Sinnen &#x017F;tumpf und blo&#x0364;de,</l><lb/>
            <l>Machts Gehirn auch wu&#x0364;&#x017F;t und o&#x0364;de,</l><lb/>
            <l>Sie verdirbet das Geblu&#x0364;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0246] Die Geilheit. Ach! wie viele ſind betrogen, Jn der Wolluſt Garn gezogen Die die Triebe nicht regiert, Die als Opfer zwar bekraͤnzet, Durch das Strik das herrlich glaͤnzet, Zu der Schlachtbank fortgefuͤhrt, Wo ſie lachend Geiſt und Leben Dem Verderben uͤbergeben. Ach! wie viele ſind vorhanden, Die an dieſen Klippen ſtranden, Und ihr Wollfahrts Schiff zerſtoͤhrt, Da ſie zu den Zauber Toͤnen, Dieſer ſeufzenden Sirenen Ein verfuͤhrend Ohr gekehrt, Da ſie meinten in den Gruͤnden, Jenes Paradies zufinden. Seht ihr Jungen! die Exempel Derer, die im Wolluſt-Tempel Die verbotne Frucht geſucht, Die wie Honig ſuͤſſe ſchmeket: Aber Bitterkeit erwekket, Den ſie drauf zu ſpaͤt verflucht; Weil darinnen Stachel ſchwimmen, Die im Bauch hernachmahls grimmen. Geilheit lokket zum Verderben, Macht daß Leib und Seel erſterben, Sie zerruͤttet das Gemuͤt, Macht die Sinnen ſtumpf und bloͤde, Machts Gehirn auch wuͤſt und oͤde, Sie verdirbet das Gebluͤt Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/246
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/246>, abgerufen am 29.03.2024.