Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Gedanken über ein Kupfer-Blat. Gedanken über ein Kupfer-Blat, darauf der Moloch ein heidnischer Abgott abgebildet. Ein scheußlich Götzenbild fällt mir jetzt ins Gesicht, Davon das Alterthum, als Am- mons Abgott spricht, Daß es aus Ertz gemacht, und doch als GOtt verehret, Von denen die der Wahn des Teu- fels Kind bethöret. Dies ausgehöhlte Bild das wie ein Ochs aussieht, Und von dem innren Feur der heissen Flammen glüht, Spannt seine Arme aus, die Kinder zu umfassen, Die, Eltern ihm zu ehrn, darin verbrennen lassen. Mir schauderte die Haut bei dem gemahlten Bild, Das wie ein Ochse sieht, obsgleich nicht lebt und brüllt. Jch dachte nimmermehr wird man dergleichen Göz- zen, Die Kinder, als sein Blut, in seine Arme setzen. Doch hat der Aberglaub die Zärtlichkeit besiegt, Ein Kind darin gelegt, wies im Gemählde liegt, Den Flammen eingeweiht, die Kinder lassen quä- len. Jch schalt die Grausamkeit der Alten in der Seelen Die solche Wuth verübt: Jedoch es fiel mir bei, Daß solche böse Art auch noch anjetzo sey: Wie
Gedanken uͤber ein Kupfer-Blat. Gedanken uͤber ein Kupfer-Blat, darauf der Moloch ein heidniſcher Abgott abgebildet. Ein ſcheußlich Goͤtzenbild faͤllt mir jetzt ins Geſicht, Davon das Alterthum, als Am- mons Abgott ſpricht, Daß es aus Ertz gemacht, und doch als GOtt verehret, Von denen die der Wahn des Teu- fels Kind bethoͤret. Dies ausgehoͤhlte Bild das wie ein Ochs ausſieht, Und von dem innren Feur der heiſſen Flammen gluͤht, Spannt ſeine Arme aus, die Kinder zu umfaſſen, Die, Eltern ihm zu ehrn, darin verbrennen laſſen. Mir ſchauderte die Haut bei dem gemahlten Bild, Das wie ein Ochſe ſieht, obsgleich nicht lebt und bruͤllt. Jch dachte nimmermehr wird man dergleichen Goͤz- zen, Die Kinder, als ſein Blut, in ſeine Arme ſetzen. Doch hat der Aberglaub die Zaͤrtlichkeit beſiegt, Ein Kind darin gelegt, wies im Gemaͤhlde liegt, Den Flammen eingeweiht, die Kinder laſſen quaͤ- len. Jch ſchalt die Grauſamkeit der Alten in der Seelen Die ſolche Wuth veruͤbt: Jedoch es fiel mir bei, Daß ſolche boͤſe Art auch noch anjetzo ſey: Wie
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Gedanken uͤber ein Kupfer-Blat.
Gedanken uͤber ein Kupfer-Blat,
darauf der Moloch ein heidniſcher
Abgott abgebildet.
Ein ſcheußlich Goͤtzenbild faͤllt mir jetzt
ins Geſicht,
Davon das Alterthum, als Am-
mons Abgott ſpricht,
Daß es aus Ertz gemacht, und doch
als GOtt verehret,
Von denen die der Wahn des Teu-
fels Kind bethoͤret.
Dies ausgehoͤhlte Bild das wie ein Ochs ausſieht,
Und von dem innren Feur der heiſſen Flammen
gluͤht,
Spannt ſeine Arme aus, die Kinder zu umfaſſen,
Die, Eltern ihm zu ehrn, darin verbrennen laſſen.
Mir ſchauderte die Haut bei dem gemahlten Bild,
Das wie ein Ochſe ſieht, obsgleich nicht lebt und
bruͤllt.
Jch dachte nimmermehr wird man dergleichen Goͤz-
zen,
Die Kinder, als ſein Blut, in ſeine Arme ſetzen.
Doch hat der Aberglaub die Zaͤrtlichkeit beſiegt,
Ein Kind darin gelegt, wies im Gemaͤhlde liegt,
Den Flammen eingeweiht, die Kinder laſſen quaͤ-
len.
Jch ſchalt die Grauſamkeit der Alten in der Seelen
Die ſolche Wuth veruͤbt: Jedoch es fiel mir bei,
Daß ſolche boͤſe Art auch noch anjetzo ſey:
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