Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Demuth

Wie ihr solt in Demuth handeln,
Ehrerb[i]etig vor GOtt wandeln,
Weil ihr selbst müßt eingestehn,
Das nichts an euch, welches schön:
Was wolt ihr euch doch erheben,
Bei dem schnöden Sünden Leben?

Menschen die sich elend nennen,
Und aus Herzensgrund bekennen,
Daß ihr Thun nur böse sey,
Und ihr Gutes Heuchelei
Die da sehn daß sie beladen,
Mit so schweren Sünden-Schaden,
Finden bei des Höchsten Gnad
Für die arme Seele Rath,
Da der Herr ein Herz ansiehet,
Das des Geistes Hochmut fliehet.
Gegen GOtt demütig heissen,
Und sich nicht dabei befleissen,
Dieser Tugend, vor der Welt,
Jst was ihm auch misgefällt;
Wer den Schöpfer ehrt und liebet,
Und die Kreatur betrübet,
Durch Verachtung und durch Stolz,
Gleichet einem faulen Holz
Das zwar scheint und doch nicht brennet,
Schein und Seyn in sich zertrennet.
Wo das Selbsterkenntnis wohnet,
Und im Herzen Tugend thronet,
Aeusert sich Leutseeligkeit,
Demuth und Bescheidenheit;
Wenn

Die Demuth

Wie ihr ſolt in Demuth handeln,
Ehrerb[i]etig vor GOtt wandeln,
Weil ihr ſelbſt muͤßt eingeſtehn,
Das nichts an euch, welches ſchoͤn:
Was wolt ihr euch doch erheben,
Bei dem ſchnoͤden Suͤnden Leben?

Menſchen die ſich elend nennen,
Und aus Herzensgrund bekennen,
Daß ihr Thun nur boͤſe ſey,
Und ihr Gutes Heuchelei
Die da ſehn daß ſie beladen,
Mit ſo ſchweren Suͤnden-Schaden,
Finden bei des Hoͤchſten Gnad
Fuͤr die arme Seele Rath,
Da der Herr ein Herz anſiehet,
Das des Geiſtes Hochmut fliehet.
Gegen GOtt demuͤtig heiſſen,
Und ſich nicht dabei befleiſſen,
Dieſer Tugend, vor der Welt,
Jſt was ihm auch misgefaͤllt;
Wer den Schoͤpfer ehrt und liebet,
Und die Kreatur betruͤbet,
Durch Verachtung und durch Stolz,
Gleichet einem faulen Holz
Das zwar ſcheint und doch nicht brennet,
Schein und Seyn in ſich zertrennet.
Wo das Selbſterkenntnis wohnet,
Und im Herzen Tugend thronet,
Aeuſert ſich Leutſeeligkeit,
Demuth und Beſcheidenheit;
Wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="9">
            <l>
              <pb facs="#f0124" n="112"/>
              <fw place="top" type="header">Die Demuth</fw>
            </l><lb/>
            <l>Wie ihr &#x017F;olt in Demuth handeln,</l><lb/>
            <l>Ehrerb<supplied>i</supplied>etig vor <hi rendition="#fr">GOtt</hi> wandeln,</l><lb/>
            <l>Weil ihr &#x017F;elb&#x017F;t mu&#x0364;ßt einge&#x017F;tehn,</l><lb/>
            <l>Das nichts an euch, welches &#x017F;cho&#x0364;n:</l><lb/>
            <l>Was wolt ihr euch doch erheben,</l><lb/>
            <l>Bei dem &#x017F;chno&#x0364;den Su&#x0364;nden Leben?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l><hi rendition="#in">M</hi>en&#x017F;chen die &#x017F;ich elend nennen,</l><lb/>
            <l>Und aus Herzensgrund bekennen,</l><lb/>
            <l>Daß ihr Thun nur bo&#x0364;&#x017F;e &#x017F;ey,</l><lb/>
            <l>Und ihr Gutes Heuchelei</l><lb/>
            <l>Die da &#x017F;ehn daß &#x017F;ie beladen,</l><lb/>
            <l>Mit &#x017F;o &#x017F;chweren Su&#x0364;nden-Schaden,</l><lb/>
            <l>Finden bei des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten Gnad</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r die arme Seele Rath,</l><lb/>
            <l>Da der Herr ein Herz an&#x017F;iehet,</l><lb/>
            <l>Das des Gei&#x017F;tes Hochmut fliehet.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l><hi rendition="#in">G</hi>egen <hi rendition="#fr">GOtt</hi> demu&#x0364;tig hei&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ich nicht dabei beflei&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;er Tugend, vor der Welt,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t was ihm auch misgefa&#x0364;llt;</l><lb/>
            <l>Wer den Scho&#x0364;pfer ehrt und liebet,</l><lb/>
            <l>Und die Kreatur betru&#x0364;bet,</l><lb/>
            <l>Durch Verachtung und durch Stolz,</l><lb/>
            <l>Gleichet einem faulen Holz</l><lb/>
            <l>Das zwar &#x017F;cheint und doch nicht brennet,</l><lb/>
            <l>Schein und Seyn in &#x017F;ich zertrennet.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>o das Selb&#x017F;terkenntnis wohnet,</l><lb/>
            <l>Und im Herzen Tugend thronet,</l><lb/>
            <l>Aeu&#x017F;ert &#x017F;ich Leut&#x017F;eeligkeit,</l><lb/>
            <l>Demuth und Be&#x017F;cheidenheit;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0124] Die Demuth Wie ihr ſolt in Demuth handeln, Ehrerbietig vor GOtt wandeln, Weil ihr ſelbſt muͤßt eingeſtehn, Das nichts an euch, welches ſchoͤn: Was wolt ihr euch doch erheben, Bei dem ſchnoͤden Suͤnden Leben? Menſchen die ſich elend nennen, Und aus Herzensgrund bekennen, Daß ihr Thun nur boͤſe ſey, Und ihr Gutes Heuchelei Die da ſehn daß ſie beladen, Mit ſo ſchweren Suͤnden-Schaden, Finden bei des Hoͤchſten Gnad Fuͤr die arme Seele Rath, Da der Herr ein Herz anſiehet, Das des Geiſtes Hochmut fliehet. Gegen GOtt demuͤtig heiſſen, Und ſich nicht dabei befleiſſen, Dieſer Tugend, vor der Welt, Jſt was ihm auch misgefaͤllt; Wer den Schoͤpfer ehrt und liebet, Und die Kreatur betruͤbet, Durch Verachtung und durch Stolz, Gleichet einem faulen Holz Das zwar ſcheint und doch nicht brennet, Schein und Seyn in ſich zertrennet. Wo das Selbſterkenntnis wohnet, Und im Herzen Tugend thronet, Aeuſert ſich Leutſeeligkeit, Demuth und Beſcheidenheit; Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/124
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/124>, abgerufen am 29.03.2024.