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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

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Der Wind.

Dampf und Qualm so aus den Grüften
Aufwerts geht, ja allezeit
Unbeweglich; und im Wallen
Würd es immer dahin fallen,
Durch die Schwere unterdrükt,
Wo es vorher aufgerükt.

Und so müsten die da leben
Jn dem ungesunden Rauch,
Jhren Geist gar bald aufgeben;
Weil der Lüfte weiter Schlauch,
Aus den Pfulen vieles sauget,
Das da stinkt und gar nichts tauget,
Vor die Brust; weil der Gestank
Machet unsern Körper krank.
Frische Luft ernährt die Lungen,
Als ein Balsam reicher Güt,
Und wenn die in uns gedrungen,
Wird ermuntert das Geblüt:
Wenn wir vielen Dunst einschnauben,
So ist leichtlich auch zu glauben,
Daß der Körper wird verzehrt,
Wenn ihn böse Luft beschwert.
Dieses würde stets geschehen
An den Oertern, in der Stadt,
Wo stets Dampf, wo stille Seen,
Wo man einen Kirchhof hat;
Weil da böse Ausdünstungen,
Häuffig sich zur Höh geschwungen
Die dem Körper allemahl
Würden wie ein Gift zur Qual.
Ler-

Der Wind.

Dampf und Qualm ſo aus den Gruͤften
Aufwerts geht, ja allezeit
Unbeweglich; und im Wallen
Wuͤrd es immer dahin fallen,
Durch die Schwere unterdruͤkt,
Wo es vorher aufgeruͤkt.

Und ſo muͤſten die da leben
Jn dem ungeſunden Rauch,
Jhren Geiſt gar bald aufgeben;
Weil der Luͤfte weiter Schlauch,
Aus den Pfulen vieles ſauget,
Das da ſtinkt und gar nichts tauget,
Vor die Bruſt; weil der Geſtank
Machet unſern Koͤrper krank.
Friſche Luft ernaͤhrt die Lungen,
Als ein Balſam reicher Guͤt,
Und wenn die in uns gedrungen,
Wird ermuntert das Gebluͤt:
Wenn wir vielen Dunſt einſchnauben,
So iſt leichtlich auch zu glauben,
Daß der Koͤrper wird verzehrt,
Wenn ihn boͤſe Luft beſchwert.
Dieſes wuͤrde ſtets geſchehen
An den Oertern, in der Stadt,
Wo ſtets Dampf, wo ſtille Seen,
Wo man einen Kirchhof hat;
Weil da boͤſe Ausduͤnſtungen,
Haͤuffig ſich zur Hoͤh geſchwungen
Die dem Koͤrper allemahl
Wuͤrden wie ein Gift zur Qual.
Ler-
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[406[306]/0318] Der Wind. Dampf und Qualm ſo aus den Gruͤften Aufwerts geht, ja allezeit Unbeweglich; und im Wallen Wuͤrd es immer dahin fallen, Durch die Schwere unterdruͤkt, Wo es vorher aufgeruͤkt. Und ſo muͤſten die da leben Jn dem ungeſunden Rauch, Jhren Geiſt gar bald aufgeben; Weil der Luͤfte weiter Schlauch, Aus den Pfulen vieles ſauget, Das da ſtinkt und gar nichts tauget, Vor die Bruſt; weil der Geſtank Machet unſern Koͤrper krank. Friſche Luft ernaͤhrt die Lungen, Als ein Balſam reicher Guͤt, Und wenn die in uns gedrungen, Wird ermuntert das Gebluͤt: Wenn wir vielen Dunſt einſchnauben, So iſt leichtlich auch zu glauben, Daß der Koͤrper wird verzehrt, Wenn ihn boͤſe Luft beſchwert. Dieſes wuͤrde ſtets geſchehen An den Oertern, in der Stadt, Wo ſtets Dampf, wo ſtille Seen, Wo man einen Kirchhof hat; Weil da boͤſe Ausduͤnſtungen, Haͤuffig ſich zur Hoͤh geſchwungen Die dem Koͤrper allemahl Wuͤrden wie ein Gift zur Qual. Ler-

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 406[306]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/318>, abgerufen am 12.05.2024.