Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.
Diese spricht: die albern Blinden, Die nicht wissen, daß die Saat, Einen höhern Ursprung hat, Könnens hier beschrieben finden. An uns, als an blauen Sternen, Sehet ihr des Himmels Bild, Daraus könt ihr gläubig lernen, Daß die Saat vom Himmel quillt: Denn zu Pflanzen und Begiessen, Muß des Himmels Seegen fliessen. Wenn man diese Blum beschauet, Wenn sie von dem Stengel frei, So sieht man daß sie fast sey, Als ein Fülle-Horn gebauet; Da ich sie also erwogen Fiel mir der Gedanke ein, Daß die blauen Wolken-Bogen, Alles Seegens Füllhorn seyn; Weil daher die Früchte quillen, Die uns Hand und Magen füllen. Ja des Himmels Gnadenseegen, Giebt allein dem Akkerbau, Sein Gedeien durch den Thau, Durch den Sonnenschein und Regen. Draus entsteht, was wir geniessen, Und die Blumen die da blühn, Zwi-
Dieſe ſpricht: die albern Blinden, Die nicht wiſſen, daß die Saat, Einen hoͤhern Urſprung hat, Koͤnnens hier beſchrieben finden. An uns, als an blauen Sternen, Sehet ihr des Himmels Bild, Daraus koͤnt ihr glaͤubig lernen, Daß die Saat vom Himmel quillt: Denn zu Pflanzen und Begieſſen, Muß des Himmels Seegen flieſſen. Wenn man dieſe Blum beſchauet, Wenn ſie von dem Stengel frei, So ſieht man daß ſie faſt ſey, Als ein Fuͤlle-Horn gebauet; Da ich ſie alſo erwogen Fiel mir der Gedanke ein, Daß die blauen Wolken-Bogen, Alles Seegens Fuͤllhorn ſeyn; Weil daher die Fruͤchte quillen, Die uns Hand und Magen fuͤllen. Ja des Himmels Gnadenſeegen, Giebt allein dem Akkerbau, Sein Gedeien durch den Thau, Durch den Sonnenſchein und Regen. Draus entſteht, was wir genieſſen, Und die Blumen die da bluͤhn, Zwi-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="6"> <l> <pb facs="#f0128" n="116"/> <fw place="top" type="header">Die blaue Korn-Blume.</fw> </l><lb/> <l>Wuͤrde ein geſegnet Maͤhen,</l><lb/> <l>Als von ſelbſt darauf erzielt:</l><lb/> <l>Moͤchten dieſe andre Lehren</l><lb/> <l>Von der blauen Kornblum hoͤren:</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ieſe ſpricht: die albern Blinden,</l><lb/> <l>Die nicht wiſſen, daß die Saat,</l><lb/> <l>Einen hoͤhern Urſprung hat,</l><lb/> <l>Koͤnnens hier beſchrieben finden.</l><lb/> <l>An uns, als an blauen Sternen,</l><lb/> <l>Sehet ihr des Himmels Bild,</l><lb/> <l>Daraus koͤnt ihr glaͤubig lernen,</l><lb/> <l>Daß die Saat vom Himmel quillt:</l><lb/> <l>Denn zu Pflanzen und Begieſſen,</l><lb/> <l>Muß des Himmels Seegen flieſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l><hi rendition="#in">W</hi>enn man dieſe Blum beſchauet,</l><lb/> <l>Wenn ſie von dem Stengel frei,</l><lb/> <l>So ſieht man daß ſie faſt ſey,</l><lb/> <l>Als ein Fuͤlle-Horn gebauet;</l><lb/> <l>Da ich ſie alſo erwogen</l><lb/> <l>Fiel mir der Gedanke ein,</l><lb/> <l>Daß die blauen Wolken-Bogen,</l><lb/> <l>Alles Seegens Fuͤllhorn ſeyn;</l><lb/> <l>Weil daher die Fruͤchte quillen,</l><lb/> <l>Die uns Hand und Magen fuͤllen.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l><hi rendition="#in">J</hi>a des Himmels Gnadenſeegen,</l><lb/> <l>Giebt allein dem Akkerbau,</l><lb/> <l>Sein Gedeien durch den Thau,</l><lb/> <l>Durch den Sonnenſchein und Regen.</l><lb/> <l>Draus entſteht, was wir genieſſen,</l><lb/> <l>Und die Blumen die da bluͤhn,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Zwi-</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [116/0128]
Die blaue Korn-Blume.
Wuͤrde ein geſegnet Maͤhen,
Als von ſelbſt darauf erzielt:
Moͤchten dieſe andre Lehren
Von der blauen Kornblum hoͤren:
Dieſe ſpricht: die albern Blinden,
Die nicht wiſſen, daß die Saat,
Einen hoͤhern Urſprung hat,
Koͤnnens hier beſchrieben finden.
An uns, als an blauen Sternen,
Sehet ihr des Himmels Bild,
Daraus koͤnt ihr glaͤubig lernen,
Daß die Saat vom Himmel quillt:
Denn zu Pflanzen und Begieſſen,
Muß des Himmels Seegen flieſſen.
Wenn man dieſe Blum beſchauet,
Wenn ſie von dem Stengel frei,
So ſieht man daß ſie faſt ſey,
Als ein Fuͤlle-Horn gebauet;
Da ich ſie alſo erwogen
Fiel mir der Gedanke ein,
Daß die blauen Wolken-Bogen,
Alles Seegens Fuͤllhorn ſeyn;
Weil daher die Fruͤchte quillen,
Die uns Hand und Magen fuͤllen.
Ja des Himmels Gnadenſeegen,
Giebt allein dem Akkerbau,
Sein Gedeien durch den Thau,
Durch den Sonnenſchein und Regen.
Draus entſteht, was wir genieſſen,
Und die Blumen die da bluͤhn,
Zwi-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/128 |
Zitationshilfe: | Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/128>, abgerufen am 16.02.2025. |