Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Vorrede. sehen der Fehler, die in die Gedichte sowoll,als in dem Abdruk eingeflossen. Wilt du aber meine Uebereilung anklagen, daß ich ohne Ueberlegung meine Arbeit angefangen: so werde dir nicht weitläuftig wiedersprechen. Sind wir Menschen nicht so geartet, daß wir im Nachsehen klüger sind, als vorhero wenn wir etwas anfangen? Jch erkenne daß dieses ein Gemüthsfehler sey, der mir anklebet. Zeit und Erfahrung wird mich bessern. Jch bin völlig zufrieden, wenn du nur meine Begierde GOtt und den Näch- sten zu dienen, aus meiner Bemühung er- kennen wirst. Jch verlange nichts mehr, als dich aus den Schlummer zu erwekken, und dir die Augen zu eröfnen: damit du erken- nen mögest, daß die Werke des HErrn gros sind, und werth, daß sie mit Lust betrachtet worden. Und wenn ich mich nicht gänzlich betriege, so wirst du dazu hin und wieder auch in meinen eilfertig nieder geschriebenen Gedanken Ermunterung fin- den. Die Welt ist ja leider mit solchen Ge- dichten überhäuffet, die uns zu der schlüp- frigen Eitelkeit verleiten. Und wenn wir uns über die Menge der geistlichen Gedichte beschweren wollen; so müssen wir erst su- chen diejenigen aus dem Wege zu räumen, die da suchen unser Augenmerk von dem Ziel zu
Vorrede. ſehen der Fehler, die in die Gedichte ſowoll,als in dem Abdruk eingefloſſen. Wilt du aber meine Uebereilung anklagen, daß ich ohne Ueberlegung meine Arbeit angefangen: ſo werde dir nicht weitlaͤuftig wiederſprechen. Sind wir Menſchen nicht ſo geartet, daß wir im Nachſehen kluͤger ſind, als vorhero wenn wir etwas anfangen? Jch erkenne daß dieſes ein Gemuͤthsfehler ſey, der mir anklebet. Zeit und Erfahrung wird mich beſſern. Jch bin voͤllig zufrieden, wenn du nur meine Begierde GOtt und den Naͤch- ſten zu dienen, aus meiner Bemuͤhung er- kennen wirſt. Jch verlange nichts mehr, als dich aus den Schlummer zu erwekken, und dir die Augen zu eroͤfnen: damit du erken- nen moͤgeſt, daß die Werke des HErrn gros ſind, und werth, daß ſie mit Luſt betrachtet worden. Und wenn ich mich nicht gaͤnzlich betriege, ſo wirſt du dazu hin und wieder auch in meinen eilfertig nieder geſchriebenen Gedanken Ermunterung fin- den. Die Welt iſt ja leider mit ſolchen Ge- dichten uͤberhaͤuffet, die uns zu der ſchluͤp- frigen Eitelkeit verleiten. Und wenn wir uns uͤber die Menge der geiſtlichen Gedichte beſchweren wollen; ſo muͤſſen wir erſt ſu- chen diejenigen aus dem Wege zu raͤumen, die da ſuchen unſer Augenmerk von dem Ziel zu
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Vorrede.
ſehen der Fehler, die in die Gedichte ſowoll,
als in dem Abdruk eingefloſſen. Wilt du
aber meine Uebereilung anklagen, daß ich
ohne Ueberlegung meine Arbeit angefangen:
ſo werde dir nicht weitlaͤuftig wiederſprechen.
Sind wir Menſchen nicht ſo geartet, daß
wir im Nachſehen kluͤger ſind, als vorhero
wenn wir etwas anfangen? Jch erkenne
daß dieſes ein Gemuͤthsfehler ſey, der mir
anklebet. Zeit und Erfahrung wird mich
beſſern. Jch bin voͤllig zufrieden, wenn du
nur meine Begierde GOtt und den Naͤch-
ſten zu dienen, aus meiner Bemuͤhung er-
kennen wirſt. Jch verlange nichts mehr, als
dich aus den Schlummer zu erwekken, und
dir die Augen zu eroͤfnen: damit du erken-
nen moͤgeſt, daß die Werke des HErrn
gros ſind, und werth, daß ſie mit Luſt
betrachtet worden. Und wenn ich mich
nicht gaͤnzlich betriege, ſo wirſt du dazu hin
und wieder auch in meinen eilfertig nieder
geſchriebenen Gedanken Ermunterung fin-
den. Die Welt iſt ja leider mit ſolchen Ge-
dichten uͤberhaͤuffet, die uns zu der ſchluͤp-
frigen Eitelkeit verleiten. Und wenn wir
uns uͤber die Menge der geiſtlichen Gedichte
beſchweren wollen; ſo muͤſſen wir erſt ſu-
chen diejenigen aus dem Wege zu raͤumen,
die da ſuchen unſer Augenmerk von dem Ziel
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